Marigot Bay

Marigot Bay

Wie sich die Bilder gleichen (z. B. wenn man den vorigen Beitrag anschaut). Es ist nur ein kleiner Hoppser von etwas über neun Seemeilen, den wir von der Rodney Bay zur Marigot Bay zurücklegen. Nett ist es, dass man von See her erst sehr spät die Öffnung der Bucht erkennt, fast so wie bei Bonifacio auf Korsika.

1994 war ich, Martin, durch eine Bekanntschaft meiner damaligen Lebensgefährtin veranlasst worden, Trinidad und Tobago zu besuchen. Aufgrund zweier Zwischenstopps bot es sich an, ein paar Tage auf Saint Lucia zu verbringen. Wir hatten eine Unterkunft in Soufriere gefunden und erkundeten von dort aus die Insel. Einer der Orte, die wir nicht auslassen wollten, war die Marigot Bay, hofften wir doch, dort vielleicht eine Mitsegelgelegenheit nach Trinidad oder Tobago zu finden. Marigot Bay. Die Erinnerung ist natürlich verblasst. Damals gab es zwei Restaurants irgendwo am Hang südlich der Bucht, die einen wunderbaren Überblick boten, und sonst so gut wie nichts. Vielleicht hier und da eine Hütte, aber die Erinnerung fehlt. In der Bucht gab es ein paar Ankerlieger. Und – zu unserer großen Enttäuschung – fanden wir damals nicht einmal einen Weg hinunter an die Ufer der Bucht.

Die Gegenwart hat mit der idyllischen Erinnerung nicht mehr viel gemein. Doch nett ist die Bucht auch heute noch. Ankern ist allerdings nur in der äußeren Hälfte möglich, im inneren Teil muss man eine Boje nutzen. Dafür bietet die Bucht unvergleichlichen Schutz, und trotz der touristischen Entwicklung ist es hier ruhig. Kein Remmidemmi, keine nächtliche Bum Bum-Orgien.

Was für den Segler sehr schön ist: Die meisten Bojen werden von der Marina bewirtschaftet, sind sehr sicher, und sie werden nach dem Prinzip „wer zuerst kommt mahlt zuerst“ vergeben. Keine nervtötenden Voranfragen und Online-Reservierungen. Hier läuft es noch wie in alten Zeiten. Nur die Einklarierung in Saint Lucia sollte man online vorbereiten: www.sailclear.com.

Wenig später treffen auch Cindy und Robert ein. Nun liegen die Schwesterschiffe Juno und Mago del Sur an zwei unmittelbar benachbarten Bojen. Die Marina hat übrigens auf unsere UKW-Anrufe nicht reagiert. Man fährt einfach in die Bucht. Irgendein Helferlein wird schon kommen und eine Boje empfehlen. Und beim Festmachen helfen. Die Hilfe kostet 20 ECD, umgerechnet 6 €. Die offiziellen Marina-Bojen können übrigens an einem umlaufenden blauen Streifen von Privatbojen unterschieden werden.
Das Dinghi wird uns die nächsten Tage meist mehrmals pro Tag zwischen Boot und Ufer hin und her tragen. (Foto: Robert Giroux)
Ein erster Landgang zeigt, dass es trotz Ressorthotels und Gästehäusern doch noch irgendwie ursprünglich geblieben ist in der Marigot Bay. Fischerboote vor dem Micromarkt, dem kleinen roten Gebäude.
Meist ist die Tür zu. Doch am Sonntagmorgen war dieser Micro-Supermarkt überraschenderweise geöffnet. Gleich daneben gibt es einen Barbier: Ein Zaun, der etwa 9 qm Fläche einhegt, ein Stuhl. Das ist der Barbierladen. Und tatsächlich ist der gute Mann von Zeit zu Zeit tätig.
Nach einem ersten Rundgang kehren wir in der Bar, dem Restaurant Chateau Mygo ein. Wobei wir vermuten, dass Mygo Kreolisch ist und Marigot bedeutet. Cindy, Bert und Martin.
Ziemlich schnell wird das Chateau zu unserer bevorzugten Stätte für einen Sundowner, doch noch wissen wir das nicht.
Es gibt so gut wie keine Wanderungen rings um die Bucht. Vom nördlichen Ufer aus soll es aber einen Aufstieg zu einem der umgebenden Höhenrücken geben. Wir interpretieren das falsch, queren ein Privatgelände mit anschlagenden, doch unsichtbaren Hunden und finden hinter einer Gartentüre den gesuchten Pfad. Unsere Handys hatten uns schon angedroht, dass es steil aufwärts gehen würde. Und wir erkennen in den nächsten Tagen, dass nicht nur Pfade, auch Straßen sehr oft jeden Umweg vermeiden. 20% Steigung kommen durchaus vor, und einmal stoßen wir sogar auf 30%. Hätten gar nicht gedacht, dass ein Auto das bewältigen kann.
In unserem Fall bleibt es bei dem Pfad. Ein freundlicher Zeitgenosse hat die steilsten Passagen mit Seilen gesichert. Gut, dass es gestern und heute nicht geregnet hat, der Weg wäre sonst unpassierbar. Anke meint, ich gucke auf dem Foto wie ein Auto. Sie meint sicher ein Auto, das soeben eine 30% Steigung vor sich erkannt hat. Stöhn, ächz, tropf … Wieviel Schweiß kann ein Körper ausschwitzen? Doch wir haben uns das Ziel in den Kopf gesetzt, die Gipfelhöhe muss erreicht werden. Einmal von oben auf die Marigot Bay schauen, so wie 1994.
Das Ziel ist erreicht! Wie hat sich die Bucht verändert! damals gab es hier so gut wie keine Bebauung. Die beiden Restaurants befanden sich irgendwo gegenüber auf halber Höhe.
Weiter geht´s über einen Grat, den man dank der Vegetation gar nicht als solchen wahrnimmt. Hier und da geht es zur Abwechslung auch mal steil runter. Merke: Wo man raufkommt muss man auch wieder runter 😉
Kaum zu glauben: Es gibt sogar eine Ausschilderung. Anke hat den Abzweig zum Pigeon Point Lookout, dem Taubenpunktausguck gefunden.
Und nun ist er erreicht, der Pigeon Point. Die Aussichten waren den anstrengenden Aufstieg allemal wert, und hier zieht es auch reichlich um die Ecke, so dass wir schnell wieder trocknen.
Sitzen und genießen.
Sag ich doch. Sitzen und genießen. Freundliche Menschen haben sogar eine alte Bank hier herauf geschleppt. Was kann einem Besseres geschehen? Später erfahren wir von der Barkeeperin des Chateau, dass der bewanderte Pfad eigentlich Eintritt kosten soll. So was. Und sie sei noch nie oben auf dem Berg gewesen.
Abwärts geht es eine weniger steile, alternative Route. Hier bietet die Natur Sonnen- und bei Bedarf auch Regenschirme frei Haus.
Auf Schlangenlinien geht´s zum Chateau Mygo (Foto: Robert Giroux). Robert hat übrigens eine spannende Lebensgeschichte als Berufsfotograf. Es lohnt sich für Freunde der Fotografie sicher, mal nach ihm zu googeln.
Wie Egon immer sagte: „Nicht lang schnacken, Kopf in´n Nacken!“

Nach dem der erste, eiskalte Schluck durch die ausgedörrte Kehle geronnen ist, sprudelt es herrlich frisch in der Bierflasche.

An dieser Stelle müssen wir doch noch mal auf das Beitragstitelbild eingehen. Vor Martin prangt in der Situation zuvor (Kopf in´n Nacken und so) übrigens ein neckisches Detail.
Die Deko des Tresens darf man nicht zu ernst nehmen, sicher war die Bucht mal ein feines Piratenversteck, doch heute ist man gastfreundlich und freut sich über jeden fremden Besuch. (Das Detail auf dem vorhergehenden Bild nicht gefunden? Tipp: Das Kleingedruckte lesen.)
Blick über Juno zum Hurricane Hole Ressort Hotel. Trotz der Illumination: Es ist ruhig und angenehm hier. Wir genießen, mal ein paar Tage abzuhängen und bleiben noch, als Cindy und Robert Richtung Süden aufbrechen.
Das Chateau ist einer der beliebtesten Orte für den Moment des Sonnenuntergangs …
… doch mit dem Grünen Leuchten will es nicht klappen.
Es gibt Tage, da haben wir es so eilig mit dem Besuch des Chateau und der Happy Hour, da vergessen wir sogar, etwas Geld mitzunehmen. Martin kommt soeben vom Boot zurück, denn auf Abwasch und Abtrocknen wollte sich die Wirtin nicht einlassen.
Erinnerungen an Cherbourg, die Stadt der Regenschirme, werden wach.
Denn leider, es gibt auch das …

Was für ein Regen!

So bleibt es auch, als wir die nächsten 10 Meilen zu den Pitons zurücklegen. Regen, Regen, Regen.
Wo soll hier das Ziel sein?
Der große Piton, das ist der kegelförmige Berg, ist nur zu ahnen. Wir haben das erstaunliche Glück, dass der Regen eine Viertelstunde nachlässt, als wir uns den paar Bojen, die dort ausgelegt sind, nähern und Anke unsere auserwählte auf Anhieb mit der Festmacherleine erwischt.
Und schon kommt der nächste Regen. Wie wir vorübergehend sehen können, sind wir nicht allein hier. Und wie wir mitten in der Nacht noch merken werden, kommt uns einer der anderen etwas zu nahe.

Achtet drauf, stets gut beschirmt zu sein …
Martin und Anke

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Da es immer wieder übersehen wird, erwähnen wir wie meistens die Abo-Funktion: Wer in Zukunft keinen Beitrag verpassen will, kann unseren Blog abonnieren, und das geht über die Seite Kontakte, oder indem man – noch einfacher – hier klickt.

Regen und Nebel, sogar Hagel begegneten wir auf unserer Weltumseglung, besonders häufig natürlich in Feuerland und Patagonien. Neugierig geworden, wie es in diesen kalten Regionen so war? Wir schildern unsere Erlebnisse und Wetterunbilden in dem Buch, das die Weltumsegelung von 2004 bis 2009 beschreibt. Eine Weltumseglung mit einer Aluminium-Reinke Super 11. Informationen zum Buch und wie Ihr die PDF bestellen könnt, findet Ihr unter diesem Link, also einfach auf diesen Satz klicken.

Das Buch unserer Weltumseglung von 2004 bis 2009:
Just do it – von der Weser in die Welt
323 Seiten, durchgehend mit farbigen Fotos bebildert, diverse Karten, hier und da Einschübe zu besonderen Aspekten, die uns beschäftigten und ein Anhang mit gelegentlich launigen Begriffserklärungen.

Vorerst nur als PDF verfügbar. Das Coverfoto des Buches zeigt Just do it in der Caleta Beaulieu im Beagle-Canal.

Wie Bobby Schenk schreibt: „Ein großes Buch, das pure Lese-Freude schafft. Es ist wahrscheinlich das beste aller Weltumsegelungs-Bücher (vielleicht sogar besser als meine eigenen…)“

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