Äußerlichkeiten

Äußerlichkeiten

Wie sieht unsere Mago del Sur nun eigentlich aus?

Im Prinzip natürlich wie jede Amel 54, aber im Detail gibt es doch kleine Unterschiede, denn ein Boot passt sich immer an die Eigner an – es hat ja keine andere Wahl.

November 2015: Hardstand in Lymington – Bronwyn im Dornröschenschlaf. Drei Tage Bootsbesichtigung mit Nonstop-Regen – aber sie hat uns doch bezaubert
Nach der Überführung Ostern 2016 im Südhafen auf Helgoland
Herbst 2016: Just do it und Mago del Sur Bordwand an Bordwand. Sie vertragen sich und wir tragen all unsern Kram von einem in das andere Boot
Bootstaufe – Rasmus war hilfreich und schlau, erst hat er mit einem Schauer alle Gäste aufs engste zusammengeführt und damit die Geselligkeit befördert, dann gab es nur noch Sonnenschein. Und aus Bronwyn war Mago del Sur geworden. Unser Dank an die Taufpatin Angelika und an unsere Musiker, den Sailing Bassman Klaus Aktoprak sowie Dara McNamara (Foto: Martin Schiller)
Auf der Weser – bereits mit der neuen Garderobe aus der Segelwerkstatt (Foto: Peter Reinke)
Fehlt nur noch die Fock, dann segeln wir Vollzeug (Foto: Peter Reinke)
Mago del Sur Weihnachten 2020 in Cherbourg – durchaus zu sehen: die „Windel“

Gegenüber dem Zustand als Bronwyn hat sich Mago del Sur etwas verändert. Äußerlich wurden die Macken im Gelcoat beseitigt, der farblich fragwürdige rote Streifen ist nun weiß und mit einer Edelstahlleiste verschönert, Wanten und Stage sind erneuert, die Bamar-Rollanlagen wurden gegen Reckmann-Anlagen getauscht, Masten und Bäume sind neu lackiert, Baumbremsen wurden geriggt, in der Reling gibt es nun eine seitliche Pforte, Halterungen für Rettungsinsel u. ä. wurden ergänzt, beide Ankerwinden arbeiten wieder. Am Heck gibt es eine weitere Ankerwinde, Anker und Ketten wurden aufgerüstet und ebenfalls am Heck sind Davits montiert. Fast das ganze laufend Gut wurde ausgetauscht, die Leinendurchmesser und damit die Leinengewichte sind jetzt fast durchweg reduziert. In der folgenden Bilderserie gibt es ein paar Detaileindrücke des aktuellen Zustands. Ach ja, falls sich jemand wegen der „Windel“ unter dem Heck wundert, das ist ein Slap-Silencer. Allen Befürchtungen auf Martins Seite zum Trotz („rausgeschmissenes Geld“), der Slap-Silencer sorgt für wohltuende Ruhe im Achterschiff, das sonst bei den niedlichsten Wellchen lärmt, als wäre man krachenden Brechern ausgesetzt.

Der alte 30 kg-Bügelanker und ein 45 kg-Ultra. An 10 mm und 13 mm Kette. Gut zu sehen auch die Edelstahlleiste und das Fehlen des grässlich-roten Farbtons der Scheuerleiste
Zwei Ankerwinden, äußerst massive Mittelklampe, massive Festmacherklampen
Die ursprünglichen Bamar-Anlagen waren uns suspekt und verursachten viel Ärger. Stattdessen rollen jetzt technisch einfachere, aber wie wir hoffen unverwüstliche Reckmann-Anlagen die Vorsegel ein.
Rollgroß elektrisch, Einroll-Antrieb und Aushol-Antrieb, beides noch weitgehend urtümliche Amel-Technik – und damit ursolide. Im Zweifel oder Notfall auch manuell bedienbar. War bei der Überführung aus Lymington auch nötig und ging supergut. Im Vordergrund die Wälder-Baumbremse für das Großsegel, die uns allerdings noch nicht überzeugen konnte. Ich kann hier nachtragen, wir haben sie wieder abgebaut. Das darf nicht missverstanden werden: Die Wälder-Baumbremse ist ein gutes Produkt, doch bei uns passten die Anschlagpunkte und die Bewegungsradien nicht zu den Anforderungen der Bremse.
Das feste Doghouse. Mago segelt bei rauen Bedingungen ausgesprochen nass. Dann erst erkennt man den Wert des Doghouses. Quer laufend der Großschot-Traveller, auf den Aufbauseiten die Fock-Traveller.
Doghouse mit Sprayhood von der Seite. Unter der Platte mit dem Amel-Schriftzug verbirgt sich die Luftansaugung für die Maschine. In Bildmitte unsere nachgerüstete Pforte. Das Original verlangte stets Klettern über die Schwiegermutterreling.
Rettungsinsel, Container einer John-Bouy (Einmann-Rettungshilfe) und das Dinghy auf dem Dach der Achterkabine. Der Besanschot-Traveller verläuft hinter dem Aufbau. Gut zu erkennen, dass das Doghouse nach achtern verschlossen werden kann.
Das Heck mit den neuen, schicken Davits, dessen Oberflächengüte allerdings fragwürdig ist. Badeplattform mit klappbarer Bade- und Notfallleiter, neben der Backbord-Davit ganz verschüchtert die Heck-Ankerwinsch. Unter dem Heck die „Windel“.

Der Prozess der stetigen Fortentwicklung und Wandlung wird wahrscheinlich nie zu einem Ende kommen. Die Winterpause im Porto Turistico des Örtchens Marina die Ragusa haben wir genutzt. Eine Halterung für den sperrigen Heckanker (ein 9,5 kg Fortress-Anker) wurde an der Steuerbordreling ergänzt, und die Heckreling, bislang nur aus Draht bestehend wurde zur Hälfte gegen eine solidere Konstruktion ersetzt. Hintergrund ist der Gedanke, auf den Edelstahlrohren Leinentrommeln aufzusetzen. Die sollen Tauwerk aufnehmen, um im Bedarfsfall Landleinen vom Heck aus zu Bäumen oder Felsen an Land auszubringen.

Die neue Halterung für den Fortress-Anker ist ganz unscheinbar an eine Relingsstütze angepasst. Am Fuß der Stütze wird eins der beiden ausgestellten Bleche eingeführt, und oben lehnt sich der Schaft gegen einen eingekerbten POM-Block. Gehaltert wird er durch einen strammen Gummizug. Details werden wir noch optimieren, aber das aktuelle Ergebnis sieht schon mal gut aus.
Die originale Heckreling besteht bei der Amel 54 nur aus einer mittigen Stütze und zwei Relingsdrähten. Wir wollten jedoch vor dem Hintergrund unserer Patagonien-Erfahrungen eine Lösung, die es erlauben würde, Leinentrommeln zu haltern. Inspiriert von einer Super Maramu in La Rochelle, ließen wir hier eine neue, „feste“, doch wegnehmbare Lösung bauen. Beide Querholme können mittels Schnellverschlüssen abgenommen werden. Dann lassen sich eine oder zwei Leinentrommeln aufschieben und anschließend setzt man die Streben wieder ein. Wünscht man einen solideren Halt, tauscht man die Schnellverschlüsse einfach gegen Gewindebolzen und verschraubt die Konstruktion. Wir sind jedenfalls mit der Qualität der in Marina di Ragusa geleisteten Arbeit sehr zufrieden. Natürlich lässt sich die Konstruktion einschließlich der mittigen Vertikalstütze auch wegnehmen, dann ist das Heck wie vordem ungehindert zugänglich, beispielsweise um ein Dinghi auf das Dach der Achterkabine zu zergeln.