Ausflüge

Ausflüge

Es ist früher Morgen. Tanja hat Frühstücksbrötchen organisiert.

In Sichtweite von Mindelo liegt die Insel Santo Antão. Wir wundern uns, aus welchem Grund dieser Insel ein Santo vorangestellt ist und kein São wie bei allen anderen, einem Heiligen gewidmeten Inseln. Andererseits ist das doch keine so große Ausnahme, wie wir zunächst annahmen. Schließlich heißt das Inselchen zwischen São Vicente und São Nicolao eben auch Santa Luzia. Wir trösten uns mit der Einsicht, dass man ja nicht alles verstehen muss.

Es ist immer schön, Besuch an Bord zu haben. Auch, da es uns dann leichter fällt, Ferien vom Bootsleben zu machen. So ist uns Tanjas Besuch Anlass genug, einen Ausflug nach Santo Antão zu machen. Doch zuvor fangen wir mal auf São Vicente an, der Insel, auf der Mindelo, unser derzeitiger Hafen, liegt. Denn jeden Morgen fallen ein paar lokale Hanseln über uns her und bieten Inselrundtouren an.

Wir genießen in aller denkbaren Unschuld und wissen noch gar nicht, was der Tag so bringen wird. …

Beim Spazieren neben dem Marina-Gelände stolpern wir bei der dortigen, händischen Autowaschstation auf diesen Gesellen. Die Autowäsche wird sofort abgebrochen und stattdessen eine Inselrundfahrt ausgehandelt und spontan angetreten.
Ausflug auf der Ladefläche eines Pickup. Immer schön den Hut festhalten – Martins linke Hand beachten. (Foto: Tanja Kruse)
Unser erstes Ziel ist der Gipfel des Monte Verde, des Grünen Bergs. Bitte nicht verwechseln mit Monteverdi. Der ruhte nicht in sich wie der Monte Verde sondern komponierte. Die Fahrt führt ab einem bestimmten Höhenniveau an spannenden und spektakulären Flanken des Berges entlang …
… bietet daher spektakuläre Ansichten und weit reichende Aussichten. Hier haben wir annähernd das Gipfelniveau erreicht. Mit 744 m über dem Meeresspiegel ist der Gipfel des Monte Verde der höchste Punkt der Insel. Die Verhältnisse in den höheren Lagen sind weniger arid, was den Berg in Teilen für die Landwirtschaft interessant macht. Ein Teil des Berges ist Nationalpark und beherbergt alle endemischen Pflanzenarten, die auf der Insel São Vicente vorkommen.
Hier ist nix Endemisches zu sehen, hübsch ist es dennoch.
Und das ist der Gipfel. Die Antennen machen deutlich, weshalb wir ihn nicht bis zum Ende erklimmen konnten. Er dient anderen Zwecken.
So machen wir das Beweisfoto nach unserem (motorisierten) Fast-Gipfelsturm eben ein paar Meter darunter. (Foto: Anonymus)
In holpriger und etwas schnellerer Fahrt geht es wieder bergab, dem Meer entgegen.
Ziel ist die Baja de Gatas. Das Örtchen an der Baja scheint ein Ferien- und Touristenort zu sein, aber bei unserem Besuch ist so gut wie nix los. Was ja auch seinen Reiz hat. Wir waten im angenehm warmen Meer.
Der Watausflug beschert bei genauem Hinsehen eine ganze Menge Tierchen, die sich im flachen Wasser tummeln, allerdings sind diese kaum zu fotografieren. Da bleiben sie eben nur dem inneren Auge der Erinnerung vorbehalten. Bei diesen Fischlein hat ein Foto immerhin halbwegs geklappt.
Der nach Nordosten gerichtete Küstenabschnitt der Insel São Vicente begünstigt es, dass Saharastaub durch die stetigen Winde an geeigneten Stellen angehäuft wird. (Foto: Tanja Kruse)
Hier und da entstehen regelrechte Dünen. In der Ferne die gar nicht so kleine Siedlung an der Baja Gatas.

Seltsame Spuren finden sich im Sand. Den Verursacher konnten wir allerdings nicht bei der Arbeit beobachten.

Mal was anderes: Gruppenbild mit Fahrer und Tanja.
Weiter gehts. Wie man sieht, nutzen wir für die Rundtour eine Art Sammeltaxi, das hier Aluguer heißt. Der Besitzer hat die Frontseite der Ladefläche mit klarer Folie geschützt und gegen die Sonne ein Dach aufgesetzt. Es gibt solche Aluguers auch ohne diesen Schutz. Da wird die Fahrt eine noch windigere Angelegenheit und man muss darauf achten, sich keinen Sonnenstich einzuhandeln.
Ein weiterer Stopp erfolgt in dem ziemlich unscheinbaren Dörfchen Porto Calhãu, in dem es interessanterweise ein Restaurant „Hamburg“ gibt. Hier geht´s allerdings um den Schutz heimischer Echsen.
Zwar finden wir keine Echsen, doch nahe der Kais des Minihafens zahllose Seeigel.
Unser Chauffeur macht noch eine kleine Extraschleife, um uns einen Aussichtspunkt von Mindelo zu zeigen. Direkt neben dem Gebäude der Hafenüberwachung. Wir sehen einen der im Vergleich zu den Kanaren seltenen Besucher, ein Kreuzfahrtschiff, den Ankerplatz vor der Marina und ganz rechts im Bild die Marina. Irgendwo in dem Marina-Gedränge liegt auch Mago del Sur.
Als Abschluss des Spontanausflugs kommen ein paar Caipiroska in der „Floating Bar“ gerade recht. (Foto: Tanja Kruse)
Es gibt in Mindelo nahe der Marina nicht nur die Floating Bar, sondern auch einen schwimmenden Tanzpalast. Wir waren heute aber zu müde. (Foto: Tanja Kruse)

Zufrieden mit dem Tag entern wir Mago del Sur. (Foto: Tanja Kruse)

Nach dem Abendessen und vor dem nächsten Ausflug gibt es natürlich banale Aufgaben, die aber nun mal erledigt werden müssen. Der Abwasch beispielsweise. Tanja spült, Martin trocknet, Anke genießt.

Ein Fährticket per Internet zu buchen war zwar angeblich möglich, aber in der Praxis dann doch unmöglich. So mussten wir extra früh aufstehen, um rechtzeitig vor der Abfahrt der Fähre um 7 Uhr unsere Tickets zu buchen. An Frühstück war da noch nicht zu denken. Ziel des etwa eine halbe Stunde dauernden Ritts auf dem Katamaran war die Nachbarinsel Santo Antão. Und da man auf der Fähre zwar Kaffee, jedoch kein Frühstücck erhalten konnte, waren unsere Hoffnungen auf den Hafen der Insel gerichtet. Dort war zu unserem Schrecken noch kein Café oder ähnliches geöffnet. Na ja, eine Ausnahme fanden wir dann doch und stärkten uns ein wenig, um anschließend eine Fahrgelegenheit zu unserer Unterkunft zu finden. Das war nun kein Problem, denn die drängen sich beim Fährterminal mehr oder weniger auf. So kamen wir dann nicht nur zur rund einstündigen Fahrt im Aluguer zu unserer Herberge, sondern auch in den zweifelhaften Genuss eines Begleiters, der uns dann für den kommenden Tag eine kleine Inselrundfahrt aufschwatzte. Zugegeben: Eine Rundfahrt lag ja durchaus in unserem Interesse.

Wir hatten gelesen, auf den Kapverden habe es zwei Fähren gegeben. Da eine jedoch defekt sei, bliebe nur noch eine und die fahre auch noch unzuverlässig. Wie oft bei solchen Geschichten: ziemlich unzutreffend. Wir sahen die Doña Tututa, die Polaris, die Inter Ilhas, die Mar D’Canal und schließlich eine Katamaranfähre, die Kriola. Sie ist die schnellste Verbindung zwischen São Vicente und Santo Antão. Dazu kommt zukünftig die Chiquinho BL, die in diesen Tagen von der lokalen Fährreederei in Dienst gestellt wird. Wie man Tanja durchaus ansieht, sind wir mit dem Fährangebot durchaus zufrieden.
Die Kriola, die schnelle Kreolin, hat uns in kurzer Zeit nach Santo Antão gebracht.
Das Gepäck ist abgesetzt, die Dame von der Unterkunft hat uns spontan einen Lift zu einem guten Wanderungseinstiegspunkt verschafft, und los geht´s.
Anfangs führt unser Weg durch eine kleinteilige Ackerlandschaft, fast schon eine Gartenbaulandschaft. Kultiviert werden Zuckerrohr (vorhergehendes Bild), Tomaten, Zwiebeln, Lauch, Bananen, Papaya, Zitrusfrüchte, Kaffee …
Es ist für uns Menschen aus einer Welt der industriell geprägten Landwirtachaft faszinierend, wie hier mit Sorgfalt und Akribie auch kleinste Ecken kultiviert werden.
Esel sind hier noch gebräuchliche Nutztiere. Die meisten, die wir sehen sind in gutem Zustand und besonders gegenüber Tanja – immerhin Tiermedizinerin – und Anke sehr zutraulich. „Schau mir ins Auge, Kleines!“ (Foto: Tanja Kruse)
Mittendrin stoßen wir auf eine verlassene Hofstelle. Irgendwer hat mal versucht, daraus etwas zu machen, aber das scheint auf halbem Wege gescheitert zu sein. Martin überlegt, aber man das ganze kleine Ensemble nicht kaufen sollte. Man könnte ja was draus machen. (Foto: Tanja Kruse)
Es lohnt, die Augen offen zu halten. Zwischen Blättern kaum sichtbar ein perfekt getarnter kleine Falter.
Ein Kapverdensperling (Passer iagoensis), wir nehmen mal an, ein Weibchen und kein männlicher Jungvogel. Etwas kleiner als unserer Haussperling aber nicht minder munter.
Auch die Pflanzenwelt freut uns mit ihrer Vielfalt stets aufs Neue. Gibt´s bei uns im Blumentopf. 😉

Später geht´s viele Höhenmeter rauf und runter. Einerseits ein gutes Training für müde Seglerbeine, andererseits allerdings auch erschöpfend. Richtig schnell wird Martin dann, als ihm klar wird, dass der Weg zwangsläufig an einer Café-Bar vorbei führen wird. Mindestens eine halbe Stunde, oder anders ausgedrückt, ein Bier Vorsprung hat er schließlich am selbst ausgerufenen „Ziel“. (Foto: Tanja Kruse)

Stolzer Aufpasser beim Zieleinlauf

Inzwischen sind auch Tanja und Anke am Ziel eingetroffen. Netter Plausch mit zwei schweizer Urlaubern. (Foto: Tanja Kruse)

Guave-Papaya-Mango-Drink. Ohne Alkohol. Das kräftigt müde Wanderer.
(Foto: Tanja Kruse)

Unsere Café-Bar verfügt über eine ganze Reihe verschiedenster Klein-Lokalitäten. Jede für sich spannend und interessant, sei es wegen der Machart, hier ein Fußbodenbelag aus Glasflaschenböden, oder der gebotenen Aussicht. (Foto: Tanja Kruse)

Am finalen Aussichtspunkt. Der Grat endet in einem steilen Abbruch, der Pfad endet kurz davor, wieder gibt es eine nette Sitzgelegenheit (hinter Anke, der Fotografin) und die Kapverdische Flagge unterstreicht den Stolz auf die Heimat.

Letzter Stopp beim Abstieg. Dieser Bauer, wir trafen ihn ganz zu Beginn der Wanderung, hat schnell seine Flechtarbeiten herausgeholt. Oder sind es die seiner Frau? Und hat auch Glück, Tanja kauft ihm ein Körbchen ab. (Foto: Tanja Kruse)

Unser Bringdiest zur Wanderung ist auf die Minute pünktlich, um uns am vereinbarten Treffpunkt abzuholen. Noch eine schnelle Wende. Die geht so gerade. Interessant: Auf Santo Antão sind die Straßen durchgängig gepflastert. Ein Erbe der Portugiesen. Auch auf São Vicente ist ein großer Teil der „Überlandstraßen“ gepflastert.
Gegenüber unserer Herberge gibt es eine Grogue-Brennerei. Grogue wird aus Zuckerrohr gebrannt, daher sehen wir hier auch eine alte Zuckerrohrpresse.
Glücklicherweise wird in der Brennerei auch gekocht, so ist das Abendessen gesichert. Angenehm einfache, lokale Küche.
Auf den paar Schritten zu unserer Unterkunft können wir noch den schönen Abendhimmel genießen.
Nur etwa 2 km von der Küste entfernt kleben die Häuser von Fontainhas an den Hängen. Auch hier wieder auffallend die intensive Terrassenkulturen.
Unser Begleiter von gestern samt Fahrer stehen pünktlich vor der Unterkunft, und schon geht es los. Nach ein wenig Küstenstraße sowie einem Abstecher in das Ribeira de Torre-Tal mit dem spektakulären Xóxó-Felsen (sprich: Scho-scho) führt der Rundkurs über verwegene Straßen Richtung Cova-Krater. Die Straßenbauer haben hier tolle Arbeit geleistet. Die Straßen sind zwar schmal, aber man wundert sich, wie sie geführt wurden. In unserem Fall streckenweise auf dem Gipfelgrat. Das Bild zeigt ein konkretes Beispiel. Und wie stets: Der Belag besteht aus Pflasterstein.

Der Xóxó-Felsen im Ribeira de Torre-Tal. Die Wolken zeigen uns, dass die weitere Fahrt in Nebel stattfinden könnte. (Foto: Tanja Kruse)

Santo Antão scheint eine durch und durch alpine Landschaft zu beherbergen. Schroff und klüftig. Im Norden der Insel feucht und grün, im Süden trocken und karg.
An der Caldera des Cova-Kraters. Hier gibt es aufgrund der hohen Feuchtigkeit sogar Kiefernbestände.
Blick in den Krater. Heute hat er nichts bedrohliches mehr. Im Gegenteil, der Kraterboden wird intensiv landwirtschaftlich und gärtnerisch genutzt. Überhaupt ist beeindruckend, dass auf den Kapverden, besonders hier auf Santo Antão, auch die Terrassenwirtschaft noch in großem Umfang betrieben wird. Ganz anders als auf den Kanaren.

Kleiner Zwischenstopp an einem Kiosk. Unser Fahrer (nicht der selbsternannte „Guide“) kennt die beiden Zwerge der Kioskbetreiberin und sie haben Freude an seinem Besuch. (Foto: Tanja Kruse)

Noch ein letzter Zwischenstopp, eigentlich wegen Aussicht, führt zu diesem schönen Portrait. (Foto: Tanja Kruse)

Auf dem Rückweg haben es Fahrer und „Guide“ plötzlich eilig. Klar, wenn sie früher als mit uns vereinbart am Hafen ankommen besteht die Chance, noch eine Tour abzugreifen. Wir sehen in der Ferne São Vicente und etwas kann man es ahnen, São Nicolao.

Irgendwie müssen wir die Zeit zwischen unserer Ankunft und der Abfahrt der Fähre überbrücken. Dafür eignet sich die Café-Bar ein paar Schritte rechts vom Fährterminal (Blickrichtung auf das Terminal). Hier gibt es unerwartet guten Kuchen und unerwartet guten Kaffee.

Der Abschluss des Ausflugs erfolgt zunächst mit einem Sundowner in der Floating Bar und anschließend mit einem feinen Essen im Restaurant Nautilus.

Und damit endet dieser Blogbeitrag. Noch schnell der Hinweis, dass der Fischer des Beitragstitelbilds in der Nähe des kleinen Örtchens Fontainhas aufgenommen wurde. Da er eh schon wieder viel zu lang geworden ist, wünschen wir Euch aus gegebenem Anlass:

Achtet auf Eure Gesundheit!

Martin und Anke

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Für den, der es nicht weiß, an dieser Stelle der Hinweis, dass es bereits eine frühere große Reise gegeben hat. Per Segelboot. Über diese Reise haben wir ein Buch verfasst, dass einfach als PDF bezogen werden kann: Informationen zum Buch und wie Ihr die PDF bestellen könnt, erfahrt Ihr unter diesem Link, also einfach auf diesen Satz klicken.

Das Buch unserer Weltumseglung von 2004 bis 2009:
Just do it – von der Weser in die Welt
323 Seiten, durchgehend mit farbigen Fotos bebildert, diverse Karten, hier und da Einschübe zu besonderen Aspekten, die uns beschäftigten und ein Anhang mit gelegentlich launigen Begriffserklärungen.

Vorerst nur als PDF verfügbar.

Das Coverfoto des Buches zeigt Just do it in der Caleta Beaulieu im Beagle-Canal.

Ein Gedanke zu „Ausflüge

  1. Sehr schön, wir haben damals auch eine Tour mit Übernachtung nach S. Antao gemacht. Allerdings nicht mit einem Catamaran. Unsere Fähre schaukelte ordentlich und einige Passagiere wechselten stark die Gesichtsfarbe. Die Insel hat uns auch mega gut gefallen und wir hatten tolle Begegnungen und Eindrücke. Unsere Unterkunft war – glaube ich – in Ponte do Sol. Das ein- und auslaufen der Fischer war spektakulär, unsere Unterkunft familiär und total nett. euch weiterhin schöne Erlebnisse! Liebe Grüße aus dem heute sehr frostigen Niedersachsen

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