Zweitletzer Tag auf See. Seit etwa der Hälfte der Passage begegnet uns Sargassokraut. Nicht ungewöhnlich. Liest man alte Reisebeschreibungen, wird man immer wieder Hinweise darauf finden. Sogar bei Kolumbus‘ erster Reise 1492 wird es schon in der ersten Hälfte der Reise erwähnt.Zeitweise begegnen uns ganze Sargassokraut-Teppiche. Angeln unmöglich. Als wir kurz vor dem Ankerplatz von Sainte-Anne die Segel wegnehmen, den Motor starten und einkuppeln, vibriert das ganze Boot und der Motor schüttelt sich, als gäbe es ein Erdbeben. Anke kommt sofort auf die Idee, einmal Rückwärts zu geben, und prompt taucht ein dickes Knäuel Sargassokraut hinter dem Heck auf. Danach ist alles in Ordnung.
Mit 13 Tagen und 4 Stunden auf See sind 2.130 Seemeilen gesegelte Strecke zurückgelegt. Am 12. März waren wir nachmittags um 15:00 Kapverdischer Zeit (UTC-1) soweit gewesen, dass wir im Außenbereich des Hafens von Mindelo das Boot seefertig aufgeklart hatten (Fender und Leinen verstaut) und die Segel setzen konnten. Nach logischerweise 13 Nächten auf See war der heutige 14. Tag, der 25.03.2025, der Tag unserer Ankunft in Martinique. Am nördlichen Rande des großen Ankerfeldes von Sainte Anne fiel nach dem dritten Versuch der Anker nicht nur auf den Grund, er hielt auch. Wir sind überglücklich, dass es uns gelungen ist, bei Tageslicht anzukommen. Lange Zeit sah es nicht danach aus, doch auf den letzten 200 Meilen half der auffrischende Wind und Mago konnte zeigen was in ihr steckt. Auch, nachdem das Personal an Bord endlich raus hatte, wie man sie auf Vorwindkursen segelt. 😉 Dead downwind nennen das die Engländer ganz treffend.
Der Wind frischt auf und wir kommen zügig voran. Leider lassen sich die tollen Wellenberge niemals so fotografieren, dass man einen Eindruck der Wirklichkeit bekommt.Noch so ein fotografischer Wellenbergversuch.Trotz aller Anstrengung, die Stimmung ist gut.Seit einigen Tagen kommen in der Morgendämmerung Weißschwanz-Tropikvögel (Phaethon lepturus) zu Besuch. Sie jagen Fliegende Fische und springende Kalmare, oft ohne beim Fang selbst das Wasser zu berühren.Wiederholt tauchen Tölpel auf. Dieser versuchte sogar, auf unseren Mastspitzen zu landen, was aufgrund der dort montierten Antennen natürlich keine gute Idee ist.Der hier, obwohl ein Jungtier, war schlau. Er hat sich die Davits ausgesucht und ruht dort erst einmal anderthalb Stunden aus. Wir wundern uns, wie problemlos er sich auf dem glatten Stahl halten kann.Die vorletzte Nacht auf See ist vorüber. Langsam lohnt es, die Stunden bis zur Ankunft zu zählen. Weniger schön ist, dass uns mit diesem so eindrucksvoll beginnenden Morgen der erste und einzige richtige Squall heimsucht. Mit bis zu 38 Knoten Wind und einem (sehr) kurzen Platzregen. Hier ist noch der Zeitpunkt, an dem man sich fragt: Sein oder Nicht-Sein. Sein war die richtige Antwort.In der Nacht hilft das Radar, räumlich eng begrenzte Schauer zu erkennen und damit einen Hinweis auf ein möglicherweise nahenden Squall zu erhalten. Hier zieht ein kleiner Regenspot etwa 2 Seemeilen (3,5 km) steuerbord, also rechts an Mago vorbei.Viel lieber sehen wir das: Klassische Passatwölkchen. Leider können wir diesen Bilderbuchhimmel viel zu selten genießen.Schlichtes Bordfrühstück. Gegessen und Kaffee getrunken wird nacheinander. Nicht, dass bei der zeitweise sehr wüsten Rollerei der letzten Tage die Tassen umfallen. Der Atlantik schickt uns zum Abschluss knapp drei Meter hohe Wellen mit einer sehr kurzen Periode, d. h. sie folgen dicht aufeinander und sind daher steiler als Wellen, die eine lange Periode aufweisen.Alte Schule: Anke überträgt die Mittagsposition in den Atlantik-Übersegler.Wir müssen etwas reffen. Anke fiert die über die Nock des Spibaums geführte Genuaschot.Trotz gereffter Segel kommen wir flott voran. 9,9 Knoten sind ja schon was.Der allerletzte Sonnenaufgang auf See.Martin „genießt“ im warmen Licht der aufgehenden Sonne die allerletzte Morgenwache.Rasmus und Neptun schicken kurz drauf einen letzten Schauer als Abschiedsgruß. Bootswäsche! 😉„Land in Sicht!“Anke setzt Gastlandsflagge und Q-Flagge. Martinique zeigt sich bereits in voller Pracht.Aussicht vom Ankerplatz aufs Ufer.
Es wird niemanden überraschen, wenn wir feststellen, dass diese Passage anstrengend und erschöpfend war. Sehr sogar. Was uns überrascht hat, gilt doch die Atlantiküberquerung Richtung Westen unter Seglern als ein einfaches Seestück. Nach unserer aktuellen Erfahrung müssen wir jedoch feststellen, dass wir das für einen Irrglauben halten. Interessanterweise klagten auch alle Crews, die in den Wochen vor uns über den Teich gegangen waren, über eine sehr anstrengende Überfahrt. Unsere Erinnerungen an die langen Strecken mit Just do it – Sal – Fernando de Noronha, Mar del Plata – Caleta Hornos, Caleta Honos – Beagle-Kanal, Galapagos – Fatu Hiva, Bora Bora – Tonga, Port Moresby – Bali, Sri Lanka – Malediven – Salalah – sie alle erschienen uns entspannter gewesen zu sein. Auch Martins Einhand-Passagen. Vielleicht liegt es auch am Alter, damals waren wir entspannende 20 Jahre jünger. 😊 Wie auch immer. Über unsere aktuelle Erfahrung werden wir in Kürze berichten. Heute geht es nur darum, mal schnell vom Ankerplatz bei Saint-Anne, Martinique, „Hallo“ zu sagen. In den nächsten Tagen werden wir uns erst einmal orientieren und akklimatisieren und vielleicht auch den einen oder anderen Beitrag liefern.
Etwa 17:30 Ortszeit, das bedeutet UTC-4 oder 22:30 deutsche Zeit (MEZ). Wir liegen vor Anker und genießen den Sonnenuntergang. Wohlgemerkt, nachdem wir den Spibaum abgeriggt und den Hydrocharger abgebaut haben, damit die Badeplattform nutzbar ist und Anke ein Brot gebacken hat. Ein erstes Bad im Atlantik hat Martin auch schon genommen, um den Anker abzutauchen.
Wir sind also angekommen. Jetzt ist erstmal anderthalb Tage Ausruhen angesagt.
Wir wünschen Euch alles erdenklich Gute, Martin und Anke
2 Gedanken zu „Angekommen“
Gratulation !!
In der Bucht war ich auch schon mal vor Jahrzehnten.
Kleine Anekdote: wir wollten unsere Charterjacht in Le Marin abgeben, unser Skipper meinte Seekarten ignorieren zu können und nahm den direkten Weg, was zu heftigem Kontakt zur NNO von eurem Ankerplatz gelegenen Sandbank führte. Glücklicherweise ohne Schaden für Yacht und Crew. Tja. Seekarten haben ihren Sinn.
Gute Erholung und viel Freude in dem Segelparadies Karibik !
(Ich kenne sie von Grenada bis rauf zu den BVI )
Liebe Grüße
Dietrich
Herzlichen Glückwunsch zur geglückten Überfahrt und gute Erholungszeit für Euch vor und auf Martinique , wünschen Birgit & Hans
2 Gedanken zu „Angekommen“
Gratulation !!
In der Bucht war ich auch schon mal vor Jahrzehnten.
Kleine Anekdote: wir wollten unsere Charterjacht in Le Marin abgeben, unser Skipper meinte Seekarten ignorieren zu können und nahm den direkten Weg, was zu heftigem Kontakt zur NNO von eurem Ankerplatz gelegenen Sandbank führte. Glücklicherweise ohne Schaden für Yacht und Crew. Tja. Seekarten haben ihren Sinn.
Gute Erholung und viel Freude in dem Segelparadies Karibik !
(Ich kenne sie von Grenada bis rauf zu den BVI )
Liebe Grüße
Dietrich
Herzlichen Glückwunsch zur geglückten Überfahrt und gute Erholungszeit für Euch vor und auf Martinique , wünschen Birgit & Hans
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