Wir sind dann mal weg!

Wir sind dann mal weg!

Die Marina und Mindelo liegen hinter uns.

Na ja. So war das mal vor vielleicht 20 Jahren, als wir mit Just do it Richtung Fernando de Noronha aufbrachen. Und selbst das ist nicht die ganze Wahrheit, denn bereits damals begleitete uns ein Satelliten-Telefon, gesponsort von Ankes Papa. Heute ist es dank eines südafrikanischen Emigranten praktisch unmöglich, mal einfach so weg zu sein. Wie sollte auch dieser Beitrag sonst ins Netz geraten sein?

Wenn nun also dieser Beitrag aufpoppt, dann bedeutet das, daß wir – man glaubt es kaum – Mindelo verlassen haben. Und damit befinden wir uns auf dem Weg nach Westen. Und wenn alles so läuft, wie wir es uns erhoffen, dann können wir Euch den einen oder anderen kurzen Gruß von unterwegs zukommen lassen. Wir werden sehen.

Der Tag vor dem Start, x-mal verschoben, sollte uns noch etwas Erholung bringen. Was auch recht gut klappte. Leider war es mit der Nacht dann so eine Sache. Mittendrin wachte ich von einem furchtbaren Geräusch auf und war entsprechend schnell an Deck, Anke auch gleich hinterher. Der Hydro-Charger, das Ladegerät, das uns unterwegs mit Hilfe der Fahrgeschwindigkeit Strom liefern sollte, war heruntergeklappt und stieß gegen den Schwimmsteg. Offenbar hatte sich das Boot im Schwell soweit nach achterm bewegt, dass die dort extra hingehängten, extra dicken Fender nicht mehr ausgereicht hatten, das Gerät zu schützen. Ziemlich verwundert stellte ich dann bei der Gelegenheit auch fest, dass die Festmacherleinen am Bug, die das Boot vom Steg fernhalten sollten, mühelos per Hand durchgeholt werden konnten. Vermutlich war die Grundkette, an der die Festmacherbojen angeschlagen sind, gewandert. Dass das bisschen Entspannung und Erholung in dieser Nacht gleich wieder hinüber waren, braucht kaum der Erwähnung.

Am nächsten Morgen, dem Abfahrtstag konnten wir erkennen, dass bei dem Hydrogenerator einiges verbogen war. Ob er arbeiten würde?

Nach allerletzten Einkäufen – die letzten Escudos mussten auf den Markt geworfen werden, war es dann soweit. Anke warf zuerst die Heckleinen los, dann die Backbord- und die Steuerbordbugleine. Vom Schwimmsteg gegenüber tröteten Peter und Conny sowie Christian und Frauke zum Abschied, und der eine oder andere Stegnachbar auch. Nach diversen Ehrenrunden im Vorhafen, soviel war noch aufzuklaren und wegzustauen (Leinen, Fender, dies und das) stieg endlich das Groß in die Höhe. Na gut, das war schriftstellerisch aufgebläht, wir haben es einfach ausgerollt. Und gleich ein Reff drin gelassen, denn in der Düse zwischen Santo Antão und Sao Vicente konnten wir schon erkennen, wie der Wind düste.

Trotz aller Erschöpfung, wir können noch strahlen.
Anke war Mindelo inzwischen recht überdrüssig geworden. Sie freut sich also auch deshalb 😉
Der Wind in der Düse schob uns flott voran und wir schlossen zur Minos 2 auf, einer französischen Amel Euros, die kurz vor uns gestartet war.
Relativ dicht passieren wir Santo Antão, die westlichste der kapverdischen Inseln.
Uns erfreut ein wunderschöner Sonnenuntergang. Und besonders erfreut uns der Delphinbesuch, den das Titelbild zeigt.

Da wir recht dicht an den trockenen Südhängen von Santo Antão vorbeischrammelten, wurden die Seegangsbedingungen bald moderat, allerdings gerieten wir zwangsläufig auch in die Windabdeckung der Insel. Doch diesen Leeschutz zu umfahren, wäre ein zu großer Umweg gewesen. Faszinierend war, wie sich die Windbedingungen auf einem kleinen Raum von vielleicht 5 Seemeilen Durchmesser völlig veränderten. Wir schummelten uns durch diese sonderbare, auch ziemlich windarme Zelle mit Hilfe der Maschine durch und bekamen dann den erwünschten Nordwind zu fassen. Und mitten drin, als wir reichlich schaukelnd vor uns hin motorten, besuchten uns mehrmals verwegen springende Delphine. Eine Begegnung, die uns zusammen mit den Shearwaters ein wenig mit dem Tag und der Nacht versöhnte. Beide waren wir der Meinung, noch nie in so schlechter persönlicher Verfassung auf einen so langen Trip gestartet zu sein.

Abends gab es dann vorgekochte Chilli con Carne – Anke war da supereifrig gewesen. Und um Mitternacht eine Frikadelle, ebenfalls vorgebraten.

Wie sich die Bilder ähneln: Sonnenaufgang!

Martin bemitleidet eins der beiden Opfer der Nacht …

Ein kleiner Fliegender Fisch ist in der Nacht auf dem Deck gelandet und dort leider vertrocknet.
Weiter geht´s, mal unter Wolken, mal unter blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein.

Damit soll dieser Gruß vom ersten Tag genügen.
Euch alles Liebe und Gute
Martin und Anke

5 Gedanken zu „Wir sind dann mal weg!

  1. Auch wir wünschen Euch eine gelingende Überfahrt, mit schönen Naturerlebnissen und wenig Opfern ( wie die fliegenden Fische )…Und vor allem stete Zuversicht, gerade wenns mal anders kommt, wie erwartet.
    Birgit & Hans auf Haipule

  2. Hallo Anke, hallo Martin, seid Eurem Reisebeginn verfolge ich mit grossem Interesse und Staunen Eure Tour und bisherigen Erlebnisse.Es ist sehr beeindruckend für mich, was Ihr da auf dem Wasser(auch an Land) alles leistet.
    Immerzu eine gute Grundeinstellung zu behalten ist sehr! bemerkenswert!!

    Ich komme zwar nicht aus dem Segelbereich ,habe bisher nur 3mal ein Boot bestiegen( bei Windstärke 8), aber es ist nachhaltig in mir verankert.Ich kenne das „an die Grenze gehen „aus dem Bergsport, der mir vertraut ist.

    Vielleicht darf ich ein Zitat vom berühmten Bergsteiger Edmund Hillary zitieren: „Es ist nicht der Berg, den wir bezwingen, wir bezwingen uns selbst.“

    In diesem Sinne eine gute Weiterreise( sagt man das so unter Seglern?!).
    Bin gespannt auf den nächsten Reisebericht.

    Habt es gut bis dahin! ( Eine Redewendung aus dem Süden Deutschlands, die mir besser gefällt, als „Macht es gut“).Wahrscheinlich stimmt aber beides. ;-))

    Gruß Martina

    1. Liebe Martina,
      vielen Dank für Deine guten Wünsche. An der Aussage des Bergsteigers ist etwas sehr Wahres. Ohne Selbstbezwingung wäre diese Passage sicher nicht möglich.
      Liebe Grüße
      Martin und Anke

  3. Ihr Lieben
    Gute Ueberfahrt ….bist Du auf 20m QRV?
    Herzliche Gruesse
    Federico EA8AEW
    TO-STP La Palma

    1. Hallo Federico,
      schön Deine Grüße zu lesen. Im Prinzip bin ich QRV, habe aber Probleme mit dem Senden, wie es scheint. Lass uns mal probieren. Hast Du einen Vorschlag, Termin, Freqquenz?
      73 und liebe Grüße
      Martin und Anke

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