Im Nix

Im Nix

Blick an der Steuerbord-Bordwand vorbei ins Tiefe Nix. Am Standort des Fotos könnte man durch das scheinbar so transparente Blau rund 4.800 m abwärts blicken. Theoretisch. Praktisch leider nicht. Und das Beitragstitelbild zeigt einen Guckschlitz, den unser Vorwindsegel, der Parasailor, offen lässt. Aussicht in das ebenfalls blaue Nichts des Himmels.

15°12,3´N 033°25,8´W – Vierter Tag. Genau genommen gibt es natürlich kein Nichts. Aber man kommt sich so vor, als wäre man inmitten vom großen Nix. Kein Schiff am Horizont, auch nicht so ein klitzekleiner Segler wie wir. Kein Vogel. Kein Fisch. Keine Insel. Nicht einmal Sargassokraut. Keine Kondensstreifen. Auch nicht die bräunliche Abgassphäre der Großschifffahrt gibt es. Einfach nix.

  • Schaut man nach Backbord: nix
  • Schaut man nach Steuerbord: nix
  • Schaut man nach oben: nix
  • Schaut man nach unten: nix.
Blick nach Backbord: Nichts, wenn man mal von den Wolken absieht.
Blick nach Steuerbord: Nichts
Blick nach oben: Außer unserem Rigg und den Wolken ist da nichts.
Blick nach unten auf der Steuerbordseite: Nichts.

Wobei, wie sich bald zeigt, stimmt das gar nicht. Innerhalb der ersten Tage haben wir Kurzbesuche von Delphinen, Grindwalen – leider konnten wir letztere nicht fotografieren – und ausdauerndere Begleitung erst von einem jungen Booby (Baßtölpel), später von einem ausgewachsenen Tier. Alte Bekannte aus Helgoland. Und am Himmel gibt es immerhin Wolken, auch wenn wie bereits erwähnt die Abgassphäre fehlt. Was es mit letzterer auf sich hat? Praktisch überall wo wir bislang unterwegs waren bis hin zu den Kanaren erstreckte sich stets eine mehr oder weniger intensive, gelbbraune Abgaslage über den Himmel. Hervorgerufen durch die zahllosen Handelsschiffe, die seit der Ölkrise 1973 (Jom-Kippur-Krieg) mit Schweröl befeuert werden. In vielleicht 80 bis 100 m Höhe breiten sich die Verbrennungsrückstände der Schiffsmotoren überall aus, wo man auf Berufsschifffahrt trifft. Erstmals auf dem Weg zu den Kapverden verlor sich deren Spur. Und hier auf unserer Strecke gen Westen ist es nicht anders. Da ist das Nix also ausgesprochen positiv.

Je nach Sonnenstand und Position der Sonne im Verhältnis zur eigenen Blickrichtung sowie der Intensität der Bewölkung ist das uns umgebende Wasser mal grau, mal von verschiedensten, teils extrem intensiven, teils sehr transparenten Blautönen geprägt.

Zwei Baßtölpel umkreisen uns dann doch ein gute Stunde lang. Hier das adulte Tier.
Im Lauf des dritten Tages führt kein Weg mehr dran vorbei – nach viel Arbeit (schwitz) ist der Spibaum ausgebracht und die Genua an ihm stabilisiert. Am Segel wunderbar zu erkennen: Der Abdruck der Kanaren (Calima) und der Kapverden (Harmattan bzw. Bruma Seca) – bräunlicher Saharastaub.
Doch leider ändert der Wind mal wieder seine Richtung und auch die Stärke entgegen der Prognosen. Nicht viel, aber genug, um eine Anpassung unserer Besegelung zu verlangen. Anke bereitet das ganze Geleine vor, mit dem der Parasailor angeschlagen und bedient wird.
Der Parasailor steht!
Und wieder neigt sich ein Tag dem Ende zu …

Achtet auf das, was sich im Nichts verbirgt. Von See die besten Wünsche
Anke und Martin

Vor ziemlich genau zwanzig Jahren haben Anke und ich mit unserer guten, alten Just do it schon einmal den Atlantik überquert. Wer Interesse an dieser Querung, die nach Brasilien führte, hat und mehr wissen will sowie eine lebendige Reisebeschreibung mag, der kann einfach in unserer PDF-Buchveröffentlichung nachlesen: Informationen zum Buch und wie Ihr die PDF bestellen könnt, erfahrt Ihr unter diesem Link, also einfach auf diesen Satz klicken.

Das Buch unserer Weltumseglung von 2004 bis 2009:
Just do it – von der Weser in die Welt
323 Seiten, durchgehend mit farbigen Fotos bebildert, diverse Karten, hier und da Einschübe zu besonderen Aspekten, die uns beschäftigten und ein Anhang mit gelegentlich launigen Begriffserklärungen.

Vorerst nur als PDF verfügbar.

Das Coverfoto des Buches zeigt Just do it in der Caleta Beaulieu im Beagle-Canal.

6 Gedanken zu „Im Nix

  1. Naaa, wollte mal sehen ob ihr jetzt über das große Meer gestartet seit! Ich drücke die Daumen für gute Winde. Liebe Grüße Andrea

    1. Liebe Andrea,
      vielen Dank für´s Daumendrücken. Schln weiter machen 😉
      Liebe Grüße aus der tropischer werdenden Nacht – ist nicht mehr so kalt wie in den ersten Tagen – Martin und Anke

  2. Liebe Anke und Martin,
    freue mich sehr virtuell mit euch das Blau des Atlantiks zu durchqueren. Ganz lieben Dank für alle eure Berichte bisher!
    Liebe Grüße von der Ostseeküste

    1. Liebe Karen,
      Du bist herzlich eingeladen weiter das Blau, und möglicherweise auch die Höhen und Tiefen bei dieser Überfahrt zu begleiten und mitzuerleben.
      Liebe Grüße an die Ostseeküste
      Martin und Anke

    1. Liebe Birgit, lieber Hans,
      freut uns, dass Ihr so viel Vergnügen an unserem Blog habt. Und vielen Dank für Eure lieben Kommentare.
      Wir wünschen Euch eine tolle Zeit im Senegal und in Gambia.
      Liebe Grüße
      Martin und Anke

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