Kunst, Kultur, Kulinarik – Santa Cruz

Kunst, Kultur, Kulinarik – Santa Cruz

Ein schwungvolles Ding. Der Architekt des Auditorio hat dieser Konzert- und Veranstaltungshalle ein spektakuläres „Blatt“ angepeppt. Wir rätselten, ob Stahlkonstruktion oder Spannbeton. Nicht nur von See kommend durchaus ein markanter Ort.

Wir sprechen bei diesem Titel natürlich von Santa Cruz auf der Insel Teneriffa, nicht etwa La Palma. Und natürlich sind wir uns bewusst, dass der eine oder die andere neugierig sind, wie es bei uns weiter gegangen ist, nachdem wir uns in Garachico haben einschleppen lassen. Das zieht, zog muss man inzwischen sagen, sich allerdings hin, und daher berichten wir dazu in Kürze gesondert. Jetzt erstmal ein sehr persönlicher Rückblick auf Santa Cruz, die Inselhauptstadt Teneriffas.

Santa Cruz ist für eine Stadt dieser Größe – rund 208.000 Einwohner im Jahre 2021 (Quelle: Vereinte Nationen) – ausgesprochen vielfältig. Uns gefällt es hier deutlich besser als im größeren Las Palmas. Klar, da gab es eine tolle und aktive Segler-Community. Doch die Stadt hat uns nicht so richtig in ihren Bann geschlagen. Hier fasziniert uns ein steter Wechsel kleinteiliger Quartiere, sehr viele kleine Plätze, grüne Oasen, auch viele begrünte Straßen. Und immer, noch ein wenig weiter vom bisher Erkundeten entfernt, begegnet uns Neues, das man entdecken kann. Und damit stehen wir vor dem Problem, wie das alles darstellen. Hier die Antwort: Geht nicht. Zu viel. Daher machen wir es uns einfach und beschränken uns auf ein paar wenige Aspekte. Wir beginnen mit dem Auditorio und stolpern damit über einen, besser den Architekten Santiago Calatrava Valls.

Das vorausgehende Bild zeigt die spektakuläre Dachkonstruktion des Auditorio, einer Konzert- und Kongresshalle, direkt am Hafeneingang gelegen, und zumindest für alle, die sich von See her nähern, das Wahrzeichen von Santa Cruz. Spontan erinnerte es uns an die Architekturen von Oscar Niemeyer und Co., sowie an das Opernhaus in Sydney, doch es ist deutlich jüngeren Datums. 1989 erhielt der katalonische Architekt Santiago Calatrava Valls den Auftrag zum Bau des Gebäudes. Im September 2003 fand die feierliche Eröffnung in Anwesenheit von Königin Sofia und Kronprinz Felipe statt.
Wirkt das Gebäude bei Annäherung von der Stadt aus noch recht unzugänglich, nicht abschrecken lassen. Einmal drum herum gehen. Auf der anderen Seite ist es ein offenes und einladendes Gebilde – natürlich mit entsprechender Gastronomie.
Vom Freigelände, das das Auditorio umgibt, hat man einen wunderbaren Ausblick auf das Meer. Wie so oft fasziniert uns, wie spanische Architekten mit offenen, weiten Räumen umzugehen verstehen.
Das Auditorio von der Rückseite aus gesehen. Falls man annehmen darf, dass es eine solche hat. Durchaus zu erkennen das statische Widerlager, auf dem das oben gezeigte „Blatt“ ruht. Dessen einzige Funktion – neben der Optik natürlich – ist es, die Lichtquellen für die nächtliche Illuminierung zu tragen. Für Architekturliebhaber: In Santa Cruz gibt es noch ein weiteres Gebäude aus seiner Feder: Das Internationale Messe- und Kongresszentrum, gar nicht weit vom Auditorio entfernt.
Blickt man vom Freigelände des Auditorio auf die unterhalb der Brüstung liegende Uferbefestigung, staunt man über eine vielfältige Darstellung der verschiedensten Künstler. Unwillkürlich fragt man sich, sind die alle im Auditorio aufgetreten? Und wer hat die auf die Steine bepinselt?

Um einen ganz schnellen Überblick über das Schaffen von Santiago Calatrava Valls zu erhalten, genügen dreieinhalb Minuten: Einfach hier klicken. Natürlich finden sich beim Googeln auch wesentlich längere Beiträge. Spannend, wenn man nach den durchaus erkennbaren Einflüssen sucht. Natürlich gehört Niemeyer dazu, aber auch Gaudi und manch anderer.

Spannend ist in Santa Cruz – wie so häufig in Spanien – das kulturelle Angebot. Irgendwie waren wir zu beschäftigt, um überhaupt zu schauen, ob wir eine Aufführung im Auditorio hätten besuchen können. Leider. Doch es blieb genügend Zeit für anderes, was die Stadt bietet. Da ist beispielsweise das TEA (Tenerife Espacio de las Artes), ein Kunst- und Kulturzentrum mit Ausstellungs-, Kino- und Vortragssälen. Auch die beeindruckende städtische Bibliothek ist hier untergebracht. Der Eintritt ist frei, und die Ausstellungen so vielfältig, dass ein Tag für einen Besuch nicht ausreicht. Sicher kann man über manches, was man in der Kunstausstellung sieht, diskutieren, aber das macht Kunst ja unter anderem aus und ein Besuch lohnt sich in jedem Fall.

Faszinierend ist die Annäherung an das TEA. Vor allem, wenn man den rechten Weg vom Hafen bzw. der Marina kommend nimmt. Das bedeutet nicht komplett durch die neuere Stadt gehen und den Barranco de Santos auf der Brücke queren, sondern durch das Altstadtviertel streifen und unterhalb der Brücke seinen Weg suchen. Hier der Blick von der Brücke über den Barranco auf das Centro historico. Man muss auf der Ebene der gezeigten Straße bleiben, dann die parallel zur Brücke, aber tiefer liegende Möglichkeit einer Querung suchen. Keine Angst, wird schon. Und dann: …
… Einige der Brückenbögen sind nichts anders als „Leinwände“ für spannende Arbeiten. Wie diese hier, …
… oder diese (ähem, so ganz richtig hat der Künstler das mit den hinteren Beinen eines Pferdes nicht verstanden 😉) …
… oder auch diese.
Auf der langgezogenen Rampe zum Eingang des TEA passieren wir Carla (2018 – 2023). Das ist die Gußeisenplastik rechts im Bild. Ihr Schöpfer, der Katalane Jaume Plensa i Suñé, hat den Kopf abgeplattet und in der Länge verzerrt. Und er hat dabei auf unglaubliche Weise mit dem perspektivischen Sehen gespielt. Es ist aus jedem Winkel überraschend, wie sich der Kopf ändert, wenn man um ihn herum geht. Ich hatte zunächst Carlo gelesen, aber es ist Carla, ein Frauenkopf. Um ehrlich zu sein, ich finde, das ließ sich nur aus dieser Perspektive erahnen. Aus allen anderen war es Carlo. Aber vielleicht hat sich der Kopf ja entschlossen, voll quer zu sein. Die geschlossen Augen sollen dazu animieren, die eigenen Augen zu schließen und in sich hineinzusehen. Also die Augen schließen um zu sehen und vielleicht zu erkennen.
Treffpunkt in der Bibliothek. Gut zu erkennen die ungewöhnlichen Fenster in der Außenwand. Auf dem vorherigen Foto ließen sie sich erahnen.
Eine größere Ausstellung des TEA widmet sich dem Schaffen des aus Teneriffa stammenden Surrealisten Óscar Domínguez. Hier zu sehen mit – wenn ich es richtig behalten habe – Marcelle Ferry, einer französischen Poetin bzw. Schriftstellerin und zeitweisen Liaison. (Quelle: TEA, Info-Tafel)

Irgendwie bin ich mit meinen Aufzeichnungen ins Schleudern gekommen. Wenn ich nicht irre, hat Òscar dieses Bild seiner Geliebten bzw. seiner Liebe mit Marcelle gewidmet. Aber ich kann mich irren. (Quelle: TEA, Info-Tafel)

Diese kleine Zeichnung hat mir besonders gut gefallen. Mehr Bus als Mus 😉.

Im Großen und Ganzen muss ich sagen, dass uns die Werke von Domínguez nicht so berauscht haben. Die frühen waren recht holperig, und die späteren lassen u.E. eine beständige psychische Belastung oder Anspannung erkennen. Besonders ihr häufig dunkler Charakter ohne gelegentliche Tendenzen einer Aufhellung spricht dafür. An dieser Wahrnehmung dürfte etwas dran sein, denn in der Sylvesternacht 1957 schnitt er sich 51jährig die Pulsadern auf.

Doch keine Sorge. Das TEA bietet sehr viel mehr. Wie gesagt, kommen, staunen, sich treiben lassen –
Laura Mesa Lima, 2017. Dos moldes para un constructo / Zwei Matritzen für ein Konstrukt. Meersalz, Papier, Tinte und Metall. Eine halbe Stunde sind wir um die Installation herumgeschlichen und haben immer neue Perspektiven und Details gesucht.
Anke interagiert mit einer weiteren Installation. Mit ihr kann man telefonieren, wobei das Telefonat etwas unidirektional verläuft.
Nochmals die Architektur des TEA, diesmal beim Verlassen und auf der „anderen“ Seite. Der, die sich dem Afrikanischen Markt zuwendet. Weil wir es ja schon mit den Architekten und durchaus dem architektonischen Kunstschaffen zu tun haben: Bei diesem Projekt, dem Bau des TEA, arbeitete das schweizer Architektenbüro Herzog & de Meuron zusammen mit dem örtlichen Architekten Virgilio Gutiérrez.
Angefixt vom Besuch des TEA sahen wir überall künstlerisches Wirken. So beispielsweise hier. Ein Werk der Bewegung „Kunst von unten“ (Arte desde abajo). …
… oder hier, das Werk eines namenlosen Schülers von Christo.
Auf den Ramblas von Santa Cruz geht es gemütllich zu, vor allem zur Siesta-Zeit. Kein Vergleich zu Barcelona. Aber die Kunst bleibt beständig – 24/7.
Für mich, Martin, aufgewachsen in Datteln am Rande des Ruhrpotts und oft am Schauspielhaus in Recklinghausen zu Besuch, ergibt sich auf der Rambla eine kleine Überraschung. Ein alter Bekannter hat sich hier verewigt: Henry Moore, 1973. Guerrero de Goslar / Goslarer Krieger. Bronze. Ursprünglich Fallen Warrior / Gefallener Krieger. Von der Skulptur existieren sieben Abgüsse, aber nur die in Goslar und die in Santa Cruz sind im öffentlichen Raum aufgestellt. Und was hat das mit dem Schauspielhaus zu tun? Nun, da gibt es die zum Zeitpunkt ihrer Aufstellung viel diskutierte Liegende von Henry Moore. (Ganz genau genommen handelt es sich dort um die Große Liegende Nr. 5)

Aus verschiedenen Gründen mussten wir natürlich auch den afrikanischen Markt, den Mercado de Nuestra Señora de África, besuchen. Natürlich mehrmals. Einmal verführte uns René dahin obwohl er gar nicht anwesend war und von der Verführung gar nicht wußte, dann allerdings auch persönlich und bewusst, und außerdem gab es da vieles, was wir begehrten. Und nicht nur frisches Gemüse. Oberflächlich hatten wir ihn bereits im Dezember des letzten Jahres erkundet, und wenn Du Interesse an der damaligen Episode hast, dann genügt es, einfach auf diesen Satz hier zu klicken. Doch diesmal, mit einiger Zeit, konnten wir die Besonderheiten des Marktes erst so richtig erkunden.

Da wir ihn soeben erwähnt haben: René und Martin im TO-Shirt, das René entworfen hat. Zu diesem Zeitpunkt war noch gar nicht absehbar, dass René uns nicht nur gelegentlich besuchen, sondern vor allem in beeindruckender Art und Weise helfen würde.

Der afrikanische Markt befindet sich nicht in einer Markthalle, sondern er wird von einem Gebäudecarrée umgürtet. Neben einem charakteristischen Eingangstor (s. im alten Blogbeitrag) charakterisiert ihn der Uhrturm. Als Besucher sollte man sich beide Ebenen bewusst machen, vor allem auch, dass die Untergrundebene etwas weitläufiger ist, als man es der erste Augenschein vermuten lässt. Oben gibt es Gewürze, Gemüse, Öl und Essig und einen Chinamann, im Untergeschoß Fleisch, Fisch und diverse gastronomische – vor allem fisch- und meeresfrüchtelastige – Angebote. Die sollte man keinesfalls verschmähen! Für Fußlahme gibt es sogar Rolltreppen.

Claudi und Uli hatten uns mit dem Versprechen, im Mercado auf René zu treffen, gelockt. Der war zwar nicht da, aber das spielte letztlich keine so schwerwiegende Rolle, da es im Untergeschoß des Mercado mehr als eine Verlockung gab …
… hier noch mal die Großaufnahme einer Verlockung. Das einzig Blöde war, dass Anke seit ihrem Fischeiweißschock vor Jahren, auch heute noch Probleme mit Meeresfrüchten hat. Aber auch für sie gab und gibt es hier genügend Alternativen.
Verlockung #1: Frischfisch
Verlockung #2: frische Meeresfrüchte, auf Wunsch zum sofortigen Verzehr aufbereitet bei Nicomedes, Renés Lieblingsetablissement. Man kann jedoch ohne Bedenken bei jedem der hier vertretenen Anbieter kaufen oder speisen. Interessant: Anders als bei uns ist dieser Markt nicht nur Sonntags geöffnet, sondern am Sonntag besonders lange und ist an diesem Tag auch besonders bevölkert.
Verlockung #3: Alle Arten von eingesalzenem Fisch. Hier lockt es uns nicht so sehr, da wir mangels Erfahrung nicht in der Lage sind, mit diesem teils knochenhartem Fischbrett umzugehen. Von einem Könner zubereitet, wird man jedoch gar nicht merken, dass man einen getrockneten, eingesalzenen und vorübergehend brettharten Fisch verzehrt. Nur Mut und Stockfisch / Bacalao und seine Kollegen wenigstens einmal im Restaurant probieren!

Das Bild sagt alles. …

Allerdings nicht, dass vor Anke die Reste eines Brotes liegen, dass man ganz traditionell vor dem Verzehr verhaut. Um des Verständnisses willen: Man bekommt ein in einem Papier eingewickeltes Brot. Das eingewicklete Brot malträtiert man mit ein paar Faustschlägen wie weiland Carlo Pedersoli (Bud Spencer) den einen oder anderen Bösewicht, dann öffnet man das Papier und nimmt sich die Bruchstücke, stippt sie in eine Sauce oder Creme … hmmm, lecker! Vor der Aufnahme so schnell verschwunden wie das Brot: Ein Fisch-Tatar auf einer getrüffelten Avocadocreme..

Alternative: Thunfischtartar auf Hummuscreme – da gibt es nichts zu kommentieren.
Man findet auch Angebote, die bei uns viele Menschen nicht mehr kennen. Beispielsweise Schweineohren, auf Spanisch oreja de cerdo. Die waren in unserer Kindheit noch durchaus üblich. In Spanien werden sie bevorzugt gebraten und in Eintöpfen sowie bei Tapas verwendet.

Gewürze gibt es rauf und runter. Lose und vorzuziehen, da aromatisch besser konserviert, verpackt. Hier fertige Würzmischungen für alle Arten von Mojos, Salmorejos und was weiß ich, wissen wir!?

Und was in Sizilien und an den italienischen Küsten irritierenderweise nicht zu finden war, im Afrikanischen Markt stoße ich auf ein kleines Ladengeschäft, das eine riesige Auswahl an Essig und Öl bereit hält, darunter meine geliebten Balsamici von Gigi 😊. Das Angebot ist weitaus größer als diese Übersicht über meine Erwerbungen. Hier im Markt gibt es exklusive Abfüllungen, die der Hersteller teilweise nicht mal über das Internet verkauft. Habe sie nicht fotografiert, denn wir wollen ja keine bösen Buben aufmerksam machen. Nur um eine Vorstellung zu geben: Preislich konkurrieren diese in kleinster Stückzahl produzierten (nicht abgebildeten) Essige mit hochpreisigsten Whiskys, Weinen usw. Die im Foto können sich auch normale Menschen wie Du und ich gönnen. Wer genau hinschaut, erkennt, dass auch zwei ausgezeichnete Öle dazwischengeschummelt wurden. Im Markt findet man auch gute und würzige, getrocknete und eingelegte Oliven, ebenso einen Chinamann für asiatische Leckereien.
Womit wir schon wieder beim Essen sind. Tom und Karin, die uns schon beim Einlaufen in Santa Cruz begrüßten, lotsten uns ziemlich schnell – nein nicht zu einer Tasca – zu einem Inder. Dem Hörensagen nach dem Besten auf den Kanaren. Wir konnten zwar nur zwei andere Inder auf den Kanaren kennen lernen, aber an der Aussage kann was dran sein. Selber probieren: Restaurante INDU Delhi Darbar, Avenida Francisco la Roche 31.

Zufällig hatten wir mal in einer kleinen Bar Kaffee getrunken. Gegenüber befand sich ein nichtssagendes Restaurant, dessen Namen ich zunächst mit Daressalam entzifferte. Und mich fragte, was hat das mit Philippinisch zu tun? War natürlich Blödsinn, das Restaurant heißt Dareshasu. Irgendwie waren wir neugierig geworden. Ziemliche Bahnhofshallen-/Kioskatmosphäre gepaart mit einer beständigen Beschallung mit, ja was war das? Eine Mischung aus Philippino-Russenrap-Polka. Musikalischer Grusel. Aber das Essen war sagenhaft. Für uns, besonders Anke, ganz ungewöhnlich haben wir nach der „Standardrunde“ nochmal nachbestellt. Es war einfach zu lecker. Also nur Mut: Dareshasu Cocina Filipina y Yaponesa, Villalba Hervás 10.

Zusammenfassend möchten wir festhalten, dass uns Santa Cruz sehr gut gefallen hat. Vielleicht sogar noch besser als Las Palmas. Sagten wir das schon? Santa Cruz wirkte auf uns trotz all der Umgestaltungen, die es im Laufe der Zeit erfahren hat, homogener. Vor allem ist es mit seinen vielen grünen Plätzen und baumbestandenen Straßen ein Ort, in dem man sich gerne aufhält oder in dem man gerne zu Fuß unterwegs ist. Deshalb wollen wir den Beitrag mit dem Blick auf ein paar Plätze enden lassen. Und uns als Landschaftsarchitekten war es gar nicht aufgefallen – wie peinlich ist das denn? – dass wir beim Brötchenholen und auch sonst bei jedem Weg in die Stadt über eine besondere Arbeit der schon einmal erwähnten Architekten Herzog & de Meuron geeilt sind. Dank entsprechender Hinweise von Claudi und Uli, beide ihrerseits Architekten, blieb uns das glücklicherweise nicht verborgen.

Der kreisrunde, mit Seewasser gefüllte Teich der Plaza España. Mit den begrünten Pavillons und dem Anaga-Gebirge im Hintergrund. Die Neugestaltung der Plaza, die zum Teil über historischen Resten der alten Stadtbefestigungen verläuft, ist ein Werk des schweizer Architekturbüros Herzog & de Meuron.
Sind die Pavillons am Teich einerseits üppig begrünt, trägt die andere Seite kleine, kugelförmige Sukkulenten auf Lavagrund.
Die Plaza beherbergt viele Orte, bei denen es sich lohnt, genauer hinzuschauen. Hier ein fotografischer Ausschnitt der Plastik Lo llevo bien / Mir geht es gut, geschaffen von Julio Nieto 2014. Der Künstler will zum Ausdruck bringen, dass wir alle eine Art „Atlas“ sind, Individuen, die eine Welt voller Gedanken auf ihren Schultern tragen. Zur Erläuterung: Auf diesem fotografischen Ausschnitt ist es nicht zu sehen, doch die Strahlen, die sich vom Kopf der Figur aus verbreiten, tragen verschiedenste schriftliche Botschaften, gedankliche Schlaglichter.

Am Rande der Plaza befindet sich das Monumento a los Caídos, das Monument der Gefallenen. Es handelt sich um ein begeh- und besteigbares, zur Zeit allerdings nicht zugängliches, stilisiertes Kreuz mit verschiedenen Szenen und Figuren. Vor dem Monument stehen zwei nackte, auf ihr Schwert gestützte Soldaten, zu denen sich einiges lesen ließ. Wichtiger erschien mir aber deren Gesichtsausdruck, der im Gegensatz zu ihren Körpern nicht heroisch, sondern von Schmerz und Trauer erfüllt ist. Vom Platz und über das Monument hinweg ergibt sich gerade bei Dunkelheit ein schönes Bild über die Stadt und die den Platz im Süden rahmenden Gebäude, darunter der mit einem illuminierten Turm geschmückte Palast der Inselverwaltung (s. Beitragstitelbild).

In der Regel übersieht man den Eingang, denn er befindet sich unscheinbar am Rande der Plaza España. Lediglich zwei Mauern und zwei kleine Plakate machen auf unscheinbare in die Tiefe führende Stufen aufmerksam. An deren Ende findet man sich in einem unterirdischen Museum wieder, das die Geschichte der Stadt darstellt, und in dem man unterirdisch Teile der alten, heute überbauten Stadtbefestigung bewundern kann. Hier wird der erfolglose Versuch der Eroberung Santa Cruz´s durch eine Flotte unter Nelson dargestellt (Juli 1779). Im Vordergrund rechts die Mündung der Kanone El Tigre. Der Überlieferung nach wurde durch einen Schuss dieser Kanone Konteradmiral Nelson, das ist der Horatio Nelson, der durch die Seeschlacht bei Trafalgar gewissermaßen unsterblich geworden ist, derart verletzt, dass sein rechter Arm amputiert werden musste.

Stellvertretend für viele: Nicht weit von Marina und Plaza España entfernt gibt es ein schönes Beispiel einer mit uralten Bäumen bestandenen städtischen Oase, die Plaza San Francisco an der Pfarrei Parroqia de San Francisco de Asis. Hier lässt es sich schön im Schatten verweilen und in den anliegenden Restaurants auch gut essen. Wer Plätze liebt, muss in Santa Cruz einfach nur herumstreifen.

Themenwechsel hin zu ein paar Aussagen, die einen Segler interessieren: Die Zahl der Liegemöglichkeiten in der Marina ist eigentlich ausreichend. Lediglich in der Hochzeit der Atlantik-Rallyes, also Oktober bis Mitte November macht sich deren Verdrängungseffekt bemerkbar und es kann schwierig sein, einen Liegeplatz zu bekommen. Kleinere Boote bis 53 Fuß liegen meist an den Schwimmstegen mit Fingerpontoons, Boote ab 45 Fuß (man beachte die Überschneidung) liegen häufig am nördlichsten Steg, dem Pantalan PP, vor der Kaimauer mit Bugmurings. Die Murings waren zu unserer Zeit knapp, so dass einige Boote an nur einer Muring lagen. Es gibt keine Tankstelle, doch man kann Diesel per Tankwagen beziehen. Diesbezüglich ist man mit dem Panatalan PP gut bedient, denn hier kann der Tankwagen direkt vorfahren.

Es gibt drei Yachtausrüster in der Stadt. Alle sind hilfsbereit und bemüht, wenn es darum geht, ungewöhnliche Wünsche erfüllt zu bekommen. Besonders möchten wir da Danilo des Yachtausrüsters Nordest hervorheben, der stets außergewöhnlich engagiert, hilfsbereit und zuverlässig war. Mit Nautimar.Reparaciones gibt es auch eine gute Motorenwerkstatt.

Der Segler auf den Kanaren sucht natürlich Verproviantierungsmöglichkeiten für die bevorstehenden, langen Strecken. Da bieten sich folgende: Mercadona, Aldi, Lidl, Hyperdino und der Corte Inglés, wenn man besondere Wünsche hat. Alle nicht ganz nah, doch gut per Radl erreichbar. Eine Besonderheit ist der Makro-Großmarkt, die spanische Variante der Metro. Einkauf nur mit Makro-Karte – die kann man bei TO-Stützpunktleiter René ausleihen. Bei den Preisen im Makro muss man im Kopf haben, dass auf die ausgezeichneten Werte noch Umsatzsteuer aufgeschlagen wird. Je nach Produkt 0, 3, 7 oder 15%. Dennoch war die Preisauszeichnung für uns verwirrend und missverständlich. Manches war an der Kasse viel günstiger als es vorher erschien. Noch eine Besonderheit: Im Makro erhält man eingeschweißtes, gekühltes (nicht gefrorenes) Rindfleisch aus Brasilien und Uruguay. Das ist im Kühlschrank in der Regel zwei Monate haltbar (!)

Mit der Makro-Karte können wir unser Loblied auf René, genannt RenaTO, Hertel beginnen, den hiesigen TO-Stützpunktleiter. Etwa einmal in der Woche macht er seine Runde über die Stege und schaut, wen es da so angetrieben hat. René kennt sich nicht nur gut vor Ort aus, er ist auch im hiesigen Werkstattwesen vernetzt, da er als Yacht-Gutachter u.a. für Pantaenius tätig ist. Für fast jedes Problem kennt er eine geeignete Empfehlung oder ist in der Lage, einen Lösungsweg zu finden. Anfangs dachten wir, dass wir seine Hilfe natürlich nie benötigen würden, doch wie das so ist, wir griffen mehrmals auf ihn und sein Netzwerk zurück, und schließlich half er uns ja auch, als wir in Garachico „gestrandet“ waren.

Wir schwelgen nicht nur in Genüssen, wie man weiter oben glauben könnte. Angesichts der guten Einkaufsmöglichkeiten bevorraten wir uns mit allem, was in den nächsten Wochen und Monaten nur schwer oder nur teuer zu bekommen sein könnte. Viele der Einkäufe können auch nicht in den handelsüblichen Verpackungen bleiben. In ihnen lässt es sich manchmal nicht gut stauen, und manchmal sind die Verpackungen nicht dauerhaft ungezieferbeständig. Schon zweimal mussten wir eine Rüsselkäferinvasion bekämpfen. Entsprechend umsichtig sind Lebensmittel zu stauen. Anke füllt hier Reis in rüsselkäfersichere Behältisse um.

So wandern Reis, Körner, Mehl und vieles andere in luftdicht verschließbare Behältnisse. Und alles, was wir stauen, wird katalogisiert. Nach Behälter, Stauort, Verfallsdatum und natürlich mit den aktuellen Mengen. Herrin dieser Listen ist Anke, auch herrscht sie über die Listen nicht mit Lebensmitteln vollgestopfter Fächer, Schränke und Bilgen sowie der Medizinliste. Martins Listen beschränken sich auf technischen Krams und eine Sonderliste mit besonderen Alkoholika.

Nun ist der Beitrag mal wieder viel zu lang geworden. Also lassen wir ihn hier enden. Nur kurz noch die Bemerkung, dass unser Motor wieder läuft und wir soeben einen Testschlag nach La Palma hinter uns gebracht haben. Dazu bei nächster Gelegenheit mehr.

Nehmt kein Beispiel an diesem langen Beitrag, in der Kürze liegt die Würze 😊

Es grüßen Euch Martin und Anke

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