Auch wenn wir in Gran Canaria (im Spanischen häufig schlicht als GC abgekürzt) wegen der vielen Arbeiten gar nicht so viel rumgekommen waren, ein bisschen hatten wir doch noch unternommen und uns angesehen. Und nach langer, langer Zeit verabschiedeten wir uns schließlich von den lieben Leutchen der in diesem Fall überwiegend deutschsprachigen Seglergemeinde in Las Palmas. Der in die Sailors Bar gelegte Abschied dauerte natürlich länger und war auch alkoholseliger, als geplant und ratsam. So fehlten am nächsten Morgen logischerweise die winkenden Stegsegler.
Am Zugang zu diesen Speicherhöhlen stehen Drachenbäume. Sie wurden früher vielfältig genutzt. Man gewann aus ihnen „Sangre de drago“, Drachenblut, einen eingekochten, dunkelroten Saft, der Heilzwecken diente, allerdings auch als Färbemittel Verwendung fand. Aus der festen, jedoch leichten Borke machten die Guanchen Schilder. Die Blätter dienten zur Herstellung von Seilen und in Dürreperioden als Viehfutter. Aus dem hohlen Stammesinneren fertigte man Bienenstöcke.
Uns faszinierte die glänzende Oberfläche dieses Stammes. Hier mit zahlreichen Ritzungen, die Besucher angebracht haben.
Faszinierend die Besonderheiten der hiesigen Ausgrabungen. Von einem der Laufstege aus schauen wir auf „Ausgrabungspartien“, die unter bestehenden Stadthäusern liegen. Zu Ankes Füßen geht es horizontal weiter, auf Kniehöhe erkennt man eine Betontraverse und durch die Abspannungen oben schimmern schwach die über der Ausgrabung stehenden Gebäude.
Nachdem wir noch schnell den Dieseltank gefüllt hatten, ging´s los. Gleich hinter der Hafenmauer, die Martin mit wenig Abstand rundete, erwarteten uns eklige, von der Mole reflektierte Wellen, obwohl fast kein Wind herrschte. Die Wellen stammten von den frischen Verhältnissen weiter im Norden und legten Wert auf unsere Teilhabe. 😊 Mago wurde ganz schön herumgeworfen, was zugleich einem Test der Verhältnisse im Dieseltank entsprach. Bei solch wilden Bootsbewegungen wird möglicher Dreck und Schmodder aufgewirbelt und es droht die Gefahr, dass diese die Filter verstopfen und die Maschine stehenbleibt. Die arbeitete jedoch unverdrossen vor sich hin, was hoffen lässt, dass der neue und der alte Diesel in unserem Tank in gutem Zustand sind. Ansonsten waren wir mit unserem zügigen Fortkommen zufrieden. Das frisch gemalte Unterwasserschiff und der saubere Propeller machten sich bemerkbar. Froh waren wir auch, dass uns trotz des sicherlich noch vorhandenen Restalkohols im Blut die Seekrankheit bei der Schaukelei der ersten Seemeilen verschonte.
Jenseits der Nordostecke Gran Canarias konnten wir abfallen und schon mal das Groß als Stützsegel setzen, später den Besan dazu. Die Schaukelei war mit der dort gebotenen Kursänderung schlagartig erträglicher geworden. Und irgendwann hatte sich der Wind so weit gekräftigt, dass wir einen Segelversuch wagten. Und der war überraschend vielversprechend. Zwar war der Wind in der Übergangszone zwischen dem Schwachwindfeld nördlich von Gran Canaria zum beständigen Windfeld zwischen Teneriffa und Gran Canaria sehr wechselhaft und änderte auch sehr, sehr oft seine Richtung, aber es ging doch voran. Vor allem überholten wir einen parallel laufenden Kat, was natürlich Freude bereitet. Später wurden die Verhältnisse ausgeglichener und wir kamen zügig bis sehr zügig voran, meist mit halbwegs halbem Wind. Ideal also. Wir konnten uns sogar wechselweise hinlegen und dösen, denn viel Schlaf hatten wir ja nicht gehabt.
Zur Auflockerung sichteten wir einmal einen Delphin, der aber anderes zu tun hatte, als mit uns zu spielen, und dreimal schauten Pilotwale (Grindwale) flüchtig vorbei. Aber auch die blieben leider nie.
Wie lange hat uns dieser Anblick gefehlt.
Auf anliegendem Kurs zum Ziel haben wir stetigen, halben Wind und sind flott unterwegs.
Der Wind stand entgegen der Prognose bis zum Hafen von Santa Cruz durch, so dass wir die Hafeneinfahrt noch unter Genua erreichten. Groß und Besan hatten wir doch lieber kurz zuvor weggenommen. In der Marina wurde eifrig vom ersten Steg gewunken: Tom und Karin (Calypso) standen dort. Wir bekamen jedoch keinen Nachbarplatz sondern einen der weniger geliebten Liegeplätze an der Kaimauer vor dem nördlichen Hafenbecken und – wie sich später herausstellte – eine falsche Muringleine. Entsprechend merkwürdig hing Mago zunächst in der Gegend rum. Zwei Tage später konnten wir das korrigieren und nun ist alles so, wie es sein soll.
Auch wenn er unstetig sein sollte, lasst Euch nicht den Wind aus den Segeln nehmen. In diesem Sinne Euch alles Gute