Upps – In der Zeitung!

Upps – In der Zeitung!

Überraschend taucht an unserem Steg Olivier Clerc auf, Hochsee-Regattasegler und Journalist, und will uns und die Nachbarn interviewen. Er freut sich, dass die Amerikaner im OCC sind und wir den Stander des Trans-Ocean vertreten, beides Clubs, die für Langfahrtsegler stehen. Ich drücke ihm das Jubiläumsmagazin des TO in die Hand, wo er auf einem der Fotos sogleich Eric Taberly erkennt. Kurz darauf setzen wir uns im Cockpit der Idril zusammen – natürlich mit den nötigen Vorsichtsmaßnahmen wie dem Tragen von Masken – und verbringen eine nette, gemeinsame Stunde. Hier das Ergebnis des Interviews, wie es veröffentlicht wurde und unten die in Teilen etwas freiere Übersetzung:

Der Artikel erschien am Dienstag, dem 09.11.2020, in der überregionalen Zeitschrift Ouest-France (Verfasser und Bildautor: Olivier Clerc, Foto der Zeitung: Nathalie Lorin)

Im Hafen verbrüdern sich die eingesperrten Ausländer

Das Leben in den Yachthäfen ist geprägt von der Brüderlichkeit unter den Langzeitreisenden. In Cherbourg leben Amerikaner und Deutsche ihre Gefangenschaft als Ponton-Nachbarn. Krawatten sind Nebensache.

Am Samstag verlassen Jerry Callen und seine Begleiterin Katy Petersen, Amerikaner aus Boston, ihr Segelboot Idril und lassen es im Hafen von Cherbourg vertäut liegen, queren den Ponton und speisen auf Einladung der Deutschen Anke und Martin Birkhoff an Bord der Mago del Sur. Dort erfahren sie den Ausgang des Trump-Biden-Duells. „Martin erzählt uns von den Wahlen“ sagt Jerry. „Ich schalte mein Telefon ein und erfahre, dass Biden gewählt ist! “ „Wir kommen aus dem Trump-Alptraum heraus“ seufzt Katy.

Sicher in Frankreich

Am Abend ruft ihre Tochter aus Washington an, beschreibt die Szenen des Jubels. Eine kleine Verbindung zur Heimat für diese großen Reisenden, die alles aufgegeben haben, um ihr Leben als Ozeanabenteurer zu leben. Ihr erster Anlaufpunkt in der Region Nord-Cotentin ist ein langer Weg. Im Januar nehmen sie das Boot, mit dem sie den blauen Planeten bereisen wollen, in Besitz und lernen es kennen, als im März der erste Lockdown ihre Träume verlangsamt. Nichts Ernstes: „Wir fühlten uns hier viel sicherer als in den Vereinigten Staaten“, sagt Katy.

Bei einem Sommerausflug entlang der englischen Küste erfahren sie später, dass Großbritannien ebenfalls in einen Lockdown gehen wird. „Wir waren in Chichester. Am nächsten Abend fuhren wir zurück nach Cherbourg“, fasst Jerry zusammen. Wieder „abgeriegelt“.

„Wenn du segelst, darfst du es nicht eilig haben…“ Ihre erste Tat war, ihren Platz in Port Chantereyne bis zum 2. Dezember zu bezahlen. Als nächstes suchten sie in den Mastspitzen ihrer Nachbarn nach der Flagge eines der internationalen Verbände von Langstreckenseglern, denen sie angehören.

Genau, es gibt eine. Gleich nebenan. Sie weht neben der schwarz-rot-goldenen Flagge der anderen Rheinseite. Von Bremen kommend, wollten die Besitzer des Mago del Sur vor Spanien, dem Mittelmeerraum und anderen Ländern La Rochelle anlaufen. Ein Schaden, dessen Behebung länger dauerte als erwartet – nun sitzen sie seit dem 14. Oktober in Cherbourg fest. „Dann kam der Sturm“ sagt Anke. „Und als sich ein Wetterfenster öffnete, kam der Lockdown über uns. Ich fühle mich ein bisschen gefangen.“

„Es (Cherbourg, Anm. d. Übersetzers) wirkt wie eine ausgestorbene Stadt, da fast niemand auf den Straßen ist und viele Geschäfte geschlossen sind. Schade. Um die Perspektive zu relativieren, wir hatten dennoch das Vergnügen, den Mont Saint-Michel, Saint-Vaast-la-Hougue und Barfleur zu entdecken.“ Sie genießen gemeinsam (mit den Verkäuferinnen und Verkäufern, Anm. des Übersetzers) „diese Sprache, die wir erfinden, um uns verständlich zu machen, wenn wir Gemüse kaufen“, und sind sich einig: „Das Leben ist nie langweilig. Auf einem Boot gibt es immer etwas zu tun. Und da sind wir besser dran als in einer Wohnung ohne Balkon“.

Ihre Weltreise endete in Cherbourg. Vorübergehend.

Hinter Masken und „Gebimmel“ verborgen: Jerry, Katy, Anke und Martin nach dem Interview an Bord der Idril (Foto: Olivier Clerc)

Soweit die teilweise etwas freie und sicher schräge Übersetzung des Artikels. Der Wahrheit halber muss man sagen, dass es genau andersherum war, wir waren bei Katy und Jerry zum Jokobmuschel-Essen eingeladen. Und die Sache mit der Krawatte war so, dass Jerry spaßeshaber mit der Einladung mitteilte, Martin müsse mit schwarzer Krawatte kommen – Krawattenzwang! In Ermangelung einer schwarzen kam er mit einer weißen auf geblümten Hemd, was Jerry dann forderte und er legte mit geblümter Krawatte auf fast weißem Hemd nach 😉

Wir hoffen, der Artikel hat Euch gefreut und wünschen Euch alles Gute und bleibt gesund

Martin und Anke

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