Eigentlich sollten wir San Sebastián von unserer Reise mit Just do it noch kennen. Doch unsere Erinnerungen sind ziemlich im Nirwana entschwunden. Das Einzige, an das wir uns noch erinnern, war eine Wanderung mit Bob und Anja, zwei netten Holländern, die uns vom höchsten Berg, dem Garajonay, in irgendein Tal führte. Der Abstieg über zahllose Steine und Stufen war zumindest für Martins Knie derart „materialmordend“, dass er am Ziel, einer Bushaltestelle, nur noch zitternd ankam, kaum in der Lage sich noch aufrecht zu halten. Aber San Sebastián? Völlig verblasst.
San Sebastián ist ein kleines Städtchen mit erstaunlicher Historie. Heute zählt man etwa 9.500 Einwohner. Es bietet alles, was man zum Leben braucht. Nicht jeden Luxus, aber man kann es hier gut aushalten. Anders ausgedrückt, man kann nicht alle Lebensmittel und auch manche Dinge nicht kaufen, die man von Festlandsspanien und anderen Inseln gewohnt ist, aber das Angebot ist mehr als ausreichend, wenn auch teilweise etwas teuerer. Da macht sich bemerkbar, dass die Insel im Vergleich zu den anderen Eilanden eher abgelegen ist und die Kaufkraft folglich bei weitem nicht der von beispielsweise Teneriffa entspricht. Zur Not fährt man per Schnellfähre nach Teneriffa, dort bekommt man praktisch alles.
Juan de la Cosa auf einer Pflasterdarstellung der Uferpromenade San Sebastiáns. Er war auf den ersten drei Reisen des Columbus dabei und segelte auch in den Folgejahren mehrmals nach Amerika. Er war seinerzeit Miteigner der Santa Maria und diente als Steuermann, Kapitän und Kartograph. Die Angaben zu seinem Geburtsjahr und -ort sind widersprüchlich und die zu seinem Tod auch. Sollte die Angabe hier auf dem Pflaster von Sebastian stimmen, war er 32 Jahre alt, als er mit Kolumbus zu dessen erster Fahrt aufbrach.
Am 6. September 1492 verließ die kleine Flotte des Cristóbal Colón, wie er hier genannt wird, San Sebastián nachdem seine Schiffe hier letztmalig verproviantiert und mit frischem Wasser versehen worden waren. Das ist für unsereinen vielleicht etwas überraschend, denn es gab nach wie vor Auseinandersetzungen der kontinentalen Eroberer mit der auf Gomera lebenden Urbevölkerung. Auch auf den beiden folgenden Reisen 1493 und 1498 lief er San Sebastián als letzten Proviantierungshafen an.
Er schon wieder. Der Stolz der Einwohner auf „ihren“ Kolumbus ist unübersehbar. Gerne hätten wir auch das Kolumbus-Haus besucht, doch leider war dieses Museum während unseres Aufenthalts wegen Restaurierungsarbeiten geschlossen.
In diesem auf dem Felsen stehenden, übermannshohen Kelch wurde 1968 das oben schon erwähnte Olympisches Feuer entflammt. Das ist jetzt mal bewusst unscharf formuliert, denn wir konnten nicht erfahren, ob die Fackeln auf Gomera in mehreren Stafetten herumgetragen wurden, oder ob dieses Feuer hier nur den wichtigen Ort San Sebastián ehren sollte. Der letzte Staffelläufer in Mexiko war übrigens Cristóbal Colón Carbajal, ein direkter Nachfahre des Kolumbus.
Geschaffen wurde diese Skulptur, der Feuerkelch von Ezequiel de León. 1968? Ach ja, das waren die Spiele in Mexiko.
Fast direkt vor dem wichtigsten Platz von San Sebastián befindet sich der Hafen mit integrierter Marina. Letztere ist trotz ihrer Ausrichtung gen Süden erstaunlich gut gegen Wind und Schwell geschützt und ruhig. Die Marineros sind freundlich und verstehen ihr Handwerk. Das muss auch sein, denn die regelmäßig einfallenden Chartercrews verlangen zum größeren Teil – man muss es leider so sagen – eine Menge Unterstützung, um Bruch zu vermeiden. Ein positiver Aspekt, vielleicht der Randlage Gomeras geschuldet: hier sammeln sich vermehrt Blauwassersegler, manche von ihnen unmittelbar vor dem großen Sprung über den Atlantik. Was erstaunliche Segleraktivitäten zur Folge hat. Anders ausgedrückt, das soziale Seglerleben hat in diesem Hafen einen großen Stellenwert. Was nicht bedeutet, dass man nicht auch genügend Zeit findet, am Boot zu werkeln. Wobei diese Aussage eigentlich ein Witz ist. Bei Bootsarbeiten geht es nicht um die Frage, ob man Zeit findet, sie wird vom lieben Untersatz schlicht und einfach eingefordert. Ansonsten sollte noch angemerkt werden, dass die Gomeros gerne feiern, aber das kann man im Grunde von allen Canarios sagen. Und daher statt vieler Worte lieber viele Bilder.
Weihnachten war vorbei und Dreikönig ebenfalls. Höchste Zeit, den Weihnachtsbaum wieder zu zerlegen und zu stauen. Bei der Gelegenheit ergab sich eben solche, die Bilge unter der achteren Salonsitzbank einmal gründlich zu säubern. Anke noch fröhlich vor dem erforderlichen Faltprozess. Wer Yoga betreibt, ist hier klar im Vorteil.
Auch Martin lässt sich nicht lumpen. Anke hatte einen unbekannten, und daher auch ungenutzten „Hohlraum“ entdeckt. Der konnte hohl nicht bleiben. Also wandert ein Teil der Weihnachtsdeko in eben diesen. Ächz!
„DU FEIERST MIT!“ Ok, da ist Widerstand zwecklos! Schluss mit den Bootsarbeiten, wir feiern mit.
Das Beitragstitelfoto zeigt übrigens den Blick von einem Aussichtspunkt jenseits der Hafenanlagen von San Sebastián. Im Hintergrund unverkennbar der Teide.