Von Puerto de Mogan zur Marina Amarilla
Die letzten Tage auf Gran Canaria vergingen mal wieder mit Bootsarbeiten, die uns erfreulicherweise auch zu einem Besuch von Las Palmas veranlassten. Auf der Überfahrt nach Puerto de Mogan hatte die Genuaschot die Abdeckung des Steuerbord-Positionslichtes abgerissen. Zwar gab es in Las Palmas kein derartiges Licht, doch bei „Acastillage Diffusion“, einer Art französischem SVB, konnte man feststellen, dass ein solches beim Ableger auf Lanzarote gelistet war. Innerhalb von 3 Tagen war das Posi-Licht nach Las Palmas verschickt, ohne Zusatzkosten für uns, und wir konnten es dort abholen.
Wir nutzten die Gelegenheit, ein wenig in der Altstadt von Las Palmas herumzustromern und uns mit Gordon und Claudia, die mit ihrer Glec im Gegensatz zu uns einen Liegeplatz in der Marina von Las Palmas ergattert hatten, auf einen Sundowner am Strand von Las Palmas zu treffen. Ein städtischer Strand! Da fühlen wir uns doch gleich an so manchen Strand in Brasilien erinnert.
An einer Ecke des Mercado de Vegueta, der schon geschlossen ist, als wir am frühen Nachmittag ankommen, und der angeblich gar kein richtiger Markt mehr ist, sondern eher ein Gastronomiebereich – was wir gerade nicht feststellen können – finden wir einen kleinen Gemüsehändler, der auch exotischste Früchte und Gemüse anbietet, wie beispielsweise die Jackfrucht, das große pockige Ding in Bildmitte.
Gewissermaßen um die Ecke herum stoßen wir in der Außenwand des Mercado auf diese „Öffnung“. Man beachte das Schild links unten: Mittagstisch für 3,50 Euro. Wobei das bedeutet: Vorspeise, Hauptspeise, Nachspeise oder Kaffee.
Den haben wir sozusagen verpasst, denn der Tag unseres Besuchs in Las Palmas ist der 19. Oktober. Aber wie kann man diesen Argentinier nur „El Negro“ nennen? Der Neger! Das ist ja das N-Wort! Wie furchtbar! Außerdem ist er gar nicht schwarz! Dann ist es ja zugleich auch noch schlimmste kulturelle Aneignung! Oder geht kulturelle Aneignung in diesem Fall gar nicht, weil es das Wort ja gar nicht mehr geben darf? Erfreut haben wir bereits in den vergangenen Monaten festgestellt, dass man in Spanien weitgehend verständnislos staunt, wenn man auf die jüngeren deutschen vollverschwurbelten Sprachmissgriff- lichkeiten zu sprechen kommt.
Detail an einer der Stoffcollagen, die an der Casa Colon herabhängen.
Wo an der einen Fassadenseite Stoffbahnen herabhängen, klettert an der anderen etwas die Fassade hinauf.
In einer der Nebenbereiche der Kathedrale stießen wir auf eine Ausstellung, die sich mit dem Thema der Kreuzdarstellungen bzw. Darstellungen des Gekreuzigten auseinandersetzt. Im ersten Moment denkt man, was kann das schon bringen, hier rein zu gehen, aber dann waren wir fasziniert von der Vielfalt der Darstellungen. Hier ein Werk, das uns sehr an den Darstellungskanon der Passions-Fassade der Sagrada Familia in Barcelona erinnert. (Uns unbekannter Künstler)
In einem Baumarkt in Puerto Rico hatten wir zuvor noch einen formschönen, und vor allem montierbaren Wasserhahn für den Testanschluss des Wassermachers erstehen können. So ließ sich dann auch nicht nur ein neues Posi montieren, sondern auch die bisherige Improvisation am Wassermacherauslass ersetzen. Beim Posi machte ich mir unnötig viel Arbeit, da ich es am Montageort nicht richtig angehalten hatte. So bohrte ich unnötigerweise Löcher in Edelstahl, die ich anschließend wieder schließen durfte, da völlig überflüssig. Beginnende Demenz, sag ich ja.
Am letzten Tag in Puerto de Mogan besuchten wir noch die hiesigen Ausgrabungsstätten. Wir waren recht angetan, denn vor 19 Jahren hatten wir noch gar nicht geahnt, dass es hier bei Puerto de Mogan doch einige recht interessante archäologische Orte gibt. Zu unserer Entschuldigung sei gesagt, dass die Ausgrabungen vor allem im Jahre 2010 stattfanden, sechs Jahre nach unserem Besuch mit Just do it.
Die Überfahrt nach Teneriffa, zur Marina Amarilla San Miguel, ließ sich zunächst ruhig an. Puerto Mogan und die ersten Meilen lagen im Windschatten Gran Canarias, eine Erscheinung, die für die größeren kanarischen Inseln typisch ist, und die, wenn man Pech hat, nach ein paar Meilen von weitaus stärkeren Winden, durch die Düsenwirkung zwischen den Inseln zusätzlich beschleunigt, abgelöst werden. In unserem Fall gab es keine signifikante Düse, aber nach einer halben Stunde Motorfahrt bekamen wir den Wind. Schnell waren Groß, Besan und Genua gesetzt und mit dichten Schoten erreichten wir bereits eine hübsche Geschwindigkeit. Rund eine weitere halbe Stunde später hatte es derart aufgefrischt, dass wir alle Segel ein wenig einrefften, um weniger Lage zu schieben. Und dennoch machten wir beständig über 9 Knoten Fahrt. Diese flotte und leicht raue Fahrt hielt die nächsten dreieinhalb Stunden an. Wir müssen zugeben, dass es schon etwas her war, dass wir mit Rettungswesten ausgestattet auf dem Boot herumkrauchten. Aber das schien uns nun doch angemessen.
Unschön war, dass sich der am Mast gehalterte Spibaum aus seiner Halterung rausgearbeitet hatte, was Anke schon frühzeitig aus der gesamten Geräuschkulisse herausgehörte. Ich natürlich nicht. Zunächst war es bei der ruppigen Fahrt nicht möglich, das Ding wieder an Ort und Stelle zu bugsieren, so knallten wir den Toppnanten fest, um den Baum am Mast knackig „anzulehnen“ und das musste erst mal reichen. Später, als Wind und Welle sich beruhigten, haben wir das Problem lösen können.
Auf dem letzten Drittel der Etappe ließ der Wind wie vorhergesagt nach, war aber so freundlich, nicht völlig aufzugeben, was eigentlich prognostiziert war. Gar nicht passte zum Schluss die Windrichtung. Statt Nord- gab es Ostwind. Doch zu unserer großen Freude konnten wir bis fast vor den Hafen, also in die Marina Amarilla San Miguel segeln.
Dort hatten wir kaum festgemacht, als der von uns nun eingequetschte Innenlieger mitteilte, dass er raus wolle, wir müssten unseren Liegeplatz wieder verlassen. Vorübergehend natürlich. Da seine Segelgäste allerdings im Stau hingen, wurde der Start dann doch auf den nächsten Tag verschoben.
Unser Liegeplatz liegt nahe an der Hafeneinfahrt, und mit gewisser Sorge erwarten wir die nächsten Tage, an denen heftiger Schwell aus Süd angesagt ist, der dann direkt in den Hafen einlaufen dürfte. Im Moment ist es jedoch der stundenweise heftige Nordostwind, der für viele der eintreffenden Segler Anlass ist, etwas Hafenkino zu produzieren. Immer wieder spannend, immer wieder gern gesehen (Das ist jetzt echt gemein). Wir wurden diesbezüglich nicht gefordert, da bei unserer Ankunft perfekter Wind herrschte: Knappe 3 Bft genau aus Richtung des Liegeplatzes. Wir konnten also ganz gemütlich achteraus ins Körbchen dampfen.
Die ersten Tage auf Teneriffa haben wir gemütlich und mit Bootsarbeiten verbracht. Das waren so harmlose Dinge, wie das Boot vom Salz der Überfahrt zu befreien, also spülen, das sich lösende Stehwellenmessgerät der Amateurfunke neu zu fixieren, und andere Kleinigkeiten, aber auch so nervtötende Arbeiten, wie der Versuch, das Iridium GO! Exec-Satellitenfunksystem samt Datahub zur richtigen Arbeit zu bewegen. Zweimal habe ich zu diesem Zweck allein den Navischrank geöffnet. Was immer sehr mühsam ist, da man die Vorderfront des Schrankes mit allen seinen Installationen herausheben muss. Hier hätte Amel ja mal eine Klappe oder ein Türchen vorsehen können. Und jedesmal, wenn ich das dahinter auftauchende Kabelabyrinth sehe, bekomme ich einen Anfall. Dies hat allerdings nicht nur Amel zu verantworten, deren Beitrag liegt vor allem in gering zu bemessenem Platz für den mit den Jahren wachsenden Installationsbedarf, vieles ist natürlich auch den Eignern und ihren (elektrisch-elektronischen) Zusatzwünschen geschuldet.
Zum Ausgleich hatten wir das seltene Glück, der partiellen Mondfinsternis am 28.10. zuschauen zu können. Zwar war der Himmel von einer unregelmäßigen, glücklicherweise sehr dünnen Altocumulus-Schicht mit einem Hauch Altostratus bedeckt, doch es taten sich genügend Wolkenlücken auf, um dem Schauspiel mal gestochen scharf, mal durch einen leichten Schleier hindurch zuzusehen. Etwas unterhalb des Mondes strahlte Jupiter, und mit den Ferngläsern konnten wir gelegentlich die Galileischen Monde als winzige, aber brilliante Lichtpünktchen ausmachen. Ein Foto der Mondfinsternis nahe am von unserem Standort aus sichtbaren Maximum haben wir daher als Beitragstitelbild gewählt.
Mit einem letzten Foto, dem Blick auf den Pico del Teide von unserem Liegeplatz aus, verabschieden wir uns für dieses Mal mit einem Wort, das hier sehr beliebt ist:
Ciao
Martin und Anke