Von Puerto de Mogan zur Marina Amarilla

Von Puerto de Mogan zur Marina Amarilla

Die letzten Tage auf Gran Canaria vergingen mal wieder mit Bootsarbeiten, die uns erfreulicherweise auch zu einem Besuch von Las Palmas veranlassten. Auf der Überfahrt nach Puerto de Mogan hatte die Genuaschot die Abdeckung des Steuerbord-Positionslichtes abgerissen. Zwar gab es in Las Palmas kein derartiges Licht, doch bei „Acastillage Diffusion“, einer Art französischem SVB, konnte man feststellen, dass ein solches beim Ableger auf Lanzarote gelistet war. Innerhalb von 3 Tagen war das Posi-Licht nach Las Palmas verschickt, ohne Zusatzkosten für uns, und wir konnten es dort abholen.

Wir nutzten die Gelegenheit, ein wenig in der Altstadt von Las Palmas herumzustromern und uns mit Gordon und Claudia, die mit ihrer Glec im Gegensatz zu uns einen Liegeplatz in der Marina von Las Palmas ergattert hatten, auf einen Sundowner am Strand von Las Palmas zu treffen. Ein städtischer Strand! Da fühlen wir uns doch gleich an so manchen Strand in Brasilien erinnert.

Einer der „Zugänge“ zur Altstadt von Las Palmas de Gran Canaria. Die grüne Deko ist soger echt!

An einer Ecke des Mercado de Vegueta, der schon geschlossen ist, als wir am frühen Nachmittag ankommen, und der angeblich gar kein richtiger Markt mehr ist, sondern eher ein Gastronomiebereich – was wir gerade nicht feststellen können – finden wir einen kleinen Gemüsehändler, der auch exotischste Früchte und Gemüse anbietet, wie beispielsweise die Jackfrucht, das große pockige Ding in Bildmitte.

Gewissermaßen um die Ecke herum stoßen wir in der Außenwand des Mercado auf diese „Öffnung“. Man beachte das Schild links unten: Mittagstisch für 3,50 Euro. Wobei das bedeutet: Vorspeise, Hauptspeise, Nachspeise oder Kaffee.

So sieht´s drinnen aus im Pio Pio. Einfach und schlicht. Die angegebenen Küchenzeiten irritieren, aber man bedeutet uns, dass es natürlich noch zu Essen gibt. Anke hat als Vorspeise des Menu del Dia einen Tomatensalat, gar nicht schlecht gewürzt, und ich eine reichhaltige Meeresfrüchtesuppe, auf der eine dicke Granele schwimmt. (Die hatte ich zum Zeitpunkt des Fotos allerdings schon verschlungen.) Das ganze Mittagessen mit den drei Gängen, einem Wasser und zwei verschieden großen Bieren einschließlich eines gerne gegebenen Trinkgeldes hat uns zusammen 11 Euro gekostet! Und es war gut. Keine Gourmetküche natürlich, aber in Anbetracht des Preises unerwartet gut und schmackhaft, und wir fragten uns, wie sich dieses Angebot für den Gastronomen rechnet.
Typische Straße in der Altstadt. Genauso typisch ist kaum etwas los, denn wir bewegen uns zur falschen Zeit durch die Gassen. Das türmchengekrönte Gebäude am Ende der Straße ist übrigens ein Theater.
Wir merken schnell, dass wir wiederkommen müssen. Es wäre doch schön, hier mal ins Theater oder Konzert zu gehen.

Den haben wir sozusagen verpasst, denn der Tag unseres Besuchs in Las Palmas ist der 19. Oktober. Aber wie kann man diesen Argentinier nur „El Negro“ nennen? Der Neger! Das ist ja das N-Wort! Wie furchtbar! Außerdem ist er gar nicht schwarz! Dann ist es ja zugleich auch noch schlimmste kulturelle Aneignung! Oder geht kulturelle Aneignung in diesem Fall gar nicht, weil es das Wort ja gar nicht mehr geben darf? Erfreut haben wir bereits in den vergangenen Monaten festgestellt, dass man in Spanien weitgehend verständnislos staunt, wenn man auf die jüngeren deutschen vollverschwurbelten Sprachmissgriff- lichkeiten zu sprechen kommt.

Unser Schlendern bringt uns zum Kolumbushaus, der Casa Colon. Wir begnügen uns nur mit dem Blick von außen, wissen wir doch, dass wir spätestens im nächsten Jahr wiederkommen werden.

Detail an einer der Stoffcollagen, die an der Casa Colon herabhängen.

Wo an der einen Fassadenseite Stoffbahnen herabhängen, klettert an der anderen etwas die Fassade hinauf.

Neben der Casa Colon stolpern wir über diese Bodenplakette. Ein Zitat des Schriftstellers Benito Pérez Galdós (1843 – 1920). Zunächst haben wir das Zitat missverstanden und als eine Art spanische Version von „Seefahrt tut Not!“ aufgefasst. Doch es ist eher eine Reflektion auf das Leben. Etwas frei übersetzt steht hier: „Alles ist (wie) Seefahrt; alles ist ein ständiger Kampf, … Kunst und Mut, nicht zu ertrinken.“
Bei der Kathedrale Santa Ana können wir nicht wiederstehen. Unsere Sammlung muss ergänzt werden. Ihre Wurzeln bzw. Ursprünge gehen auf das Jahr 1500 zurück, also knappe 17 Jahre, nachdem sich die Spanier auf Gran Canaria festsetzen konnten. Die Errichtung zog ich wie bei manchen deutschen Kathedralen und Münstern über Jahrhunderte hin. Immerhin wurde sie im 19. Jahrhundert fertig gestellt.
Ausschnitt aus einem großen „Ding“, vielleicht vier Meter lang, ein Meter breit, komplett mit einem aus Silber getriebenen Relief überzogen, dass in einer Ecke der Kathedrale auf Böcken aufgeständert war. Es scheint zu einer Tür oder einem Tor zu gehören, doch nichts konnten wir herausfinden. In der Kathedrale gab es auch die Mumie eines Bischofs, die man in seinem gläsernen Sarkophag bestaunen konnte. Wir haben bewusst auf ein Foto verzichtet.

In einer der Nebenbereiche der Kathedrale stießen wir auf eine Ausstellung, die sich mit dem Thema der Kreuzdarstellungen bzw. Darstellungen des Gekreuzigten auseinandersetzt. Im ersten Moment denkt man, was kann das schon bringen, hier rein zu gehen, aber dann waren wir fasziniert von der Vielfalt der Darstellungen. Hier ein Werk, das uns sehr an den Darstellungskanon der Passions-Fassade der Sagrada Familia in Barcelona erinnert. (Uns unbekannter Künstler)

Auch bei dieser Arbeit mussten wir unwillkürlich an die Kunstwerke der Passionsfassade in der Sagrada Familia denken. (Oder auch an manche Darstellungen nicht nur in der deutschen Kunst aus den zwanziger Jahren. Arbeit von Jesus Arencibia.)
Schluss mit Kultur und Kirchen und sakraler Kunst. Nach einer etwas verschnörkelten Fahrt hatten wir uns dem Playa de las Canteras angenähert, an dem wir uns verabredet hatten, das Auto in einer Art Parkhaus des Grauens abgestellt, und standen unvermittelt auf der Strandpromenade.
Erinnerungen an Rio werden wach!
Von unserem Platz aus genossen wir mit Gordon und Claudia den frühen Abend, vergaßen, ein Erinnerungsfoto von uns vieren zu machen, bannten jedoch immerhin die Abendstimmung am Strand auf den Kamera- bzw. Handysensor.
Ich hatte es gar nicht als das wahrgenommen, was es ist, doch Anke erkannte sofort: Im Abendlicht zeichnet sich der Teide von Teneriffa klar und deutlich am Westhimmel ab.

In einem Baumarkt in Puerto Rico hatten wir zuvor noch einen formschönen, und vor allem montierbaren Wasserhahn für den Testanschluss des Wassermachers erstehen können. So ließ sich dann auch nicht nur ein neues Posi montieren, sondern auch die bisherige Improvisation am Wassermacherauslass ersetzen. Beim Posi machte ich mir unnötig viel Arbeit, da ich es am Montageort nicht richtig angehalten hatte. So bohrte ich unnötigerweise Löcher in Edelstahl, die ich anschließend wieder schließen durfte, da völlig überflüssig. Beginnende Demenz, sag ich ja.

Am letzten Tag in Puerto de Mogan besuchten wir noch die hiesigen Ausgrabungsstätten. Wir waren recht angetan, denn vor 19 Jahren hatten wir noch gar nicht geahnt, dass es hier bei Puerto de Mogan doch einige recht interessante archäologische Orte gibt. Zu unserer Entschuldigung sei gesagt, dass die Ausgrabungen vor allem im Jahre 2010 stattfanden, sechs Jahre nach unserem Besuch mit Just do it.

Bei den Ausgrabungsstätten von Puerto de Mogan. Wie überall wurden über Jahrhunderte neue Häuser über den alten Ruinen errichtet. Hier ein Beispiel. Wobei auch das „neue“ Haus schon lange wieder dem Verfall preisgegeben war.
Überblick über einen Teil des Ausgrabungsgeländes der Cañada de los Gatos. Wie klein diese vorhispanischen Bauten sind, kann man anhand der Treppenstufen ableiten.
Rekonstruktion eines rund 1.300 Jahre alten Hauses, also eines Hauses, das um das Jahr 700 herum errichtet wurde. In der Realität wird es im Haus deutlich enger zugegangen sein, als es diese Zeichnung zeigt.
Anke hat schon wieder Höhlen entdeckt. Wenn ich nicht aufpasse, wird sie hier noch eine Höhlenimmobilie erwerben. Die hier sind allerdings nicht auf dem Immobilienmarkt, da Bestandteil des Museumsgeländes.
Ein letzter Blick auf Puerto de Mogan, vom Ausgrabungsgelände aus aufgenommen. Am Wasser das sogenannte „Venedische Viertel“, rechts davon zieht sich die ehemalige Fischersiedlung Playa de Mogan den Hang hinauf..

Die Überfahrt nach Teneriffa, zur Marina Amarilla San Miguel, ließ sich zunächst ruhig an. Puerto Mogan und die ersten Meilen lagen im Windschatten Gran Canarias, eine Erscheinung, die für die größeren kanarischen Inseln typisch ist, und die, wenn man Pech hat, nach ein paar Meilen von weitaus stärkeren Winden, durch die Düsenwirkung zwischen den Inseln zusätzlich beschleunigt, abgelöst werden. In unserem Fall gab es keine signifikante Düse, aber nach einer halben Stunde Motorfahrt bekamen wir den Wind. Schnell waren Groß, Besan und Genua gesetzt und mit dichten Schoten erreichten wir bereits eine hübsche Geschwindigkeit. Rund eine weitere halbe Stunde später hatte es derart aufgefrischt, dass wir alle Segel ein wenig einrefften, um weniger Lage zu schieben. Und dennoch machten wir beständig über 9 Knoten Fahrt. Diese flotte und leicht raue Fahrt hielt die nächsten dreieinhalb Stunden an. Wir müssen zugeben, dass es schon etwas her war, dass wir mit Rettungswesten ausgestattet auf dem Boot herumkrauchten. Aber das schien uns nun doch angemessen.

Anke freut sich, endlich wieder mit Mago unterwegs.
Während Mago von Sonnenstrahlen erfasst wird, sieht es wenige hundert Meter westlich etwas anders aus: Ein Schauer! Das Bild zeigt auch, dass wir uns noch in dem windarmen Leeschatten Gran Canarias befinden.
Es dauert nicht lange, da sind wir recht flott unterwegs. Die 10,3 kn sind unsere Geschwindigkeit über Grund in Knoten. Der Wert ist mit Hilfe des GPS ermittelt. Wir sind übrigens bereits leicht gerefft unterwegs. Der Geber für die echte Fahrt durchs Wasser ist mal wieder bewohnt, daher steht sein Messrädchen und der Wert 0,0 wird angezeigt.
Entsprechend der Fahrt fliegt die Gischt, und für unsere Verhältnisse krängen wir viel. Nun ja, was will man machen bei einem Am-Wind-Kurs.

Unschön war, dass sich der am Mast gehalterte Spibaum aus seiner Halterung rausgearbeitet hatte, was Anke schon frühzeitig aus der gesamten Geräuschkulisse herausgehörte. Ich natürlich nicht. Zunächst war es bei der ruppigen Fahrt nicht möglich, das Ding wieder an Ort und Stelle zu bugsieren, so knallten wir den Toppnanten fest, um den Baum am Mast knackig „anzulehnen“ und das musste erst mal reichen. Später, als Wind und Welle sich beruhigten, haben wir das Problem lösen können.

Auf dem letzten Drittel der Etappe ließ der Wind wie vorhergesagt nach, war aber so freundlich, nicht völlig aufzugeben, was eigentlich prognostiziert war. Gar nicht passte zum Schluss die Windrichtung. Statt Nord- gab es Ostwind. Doch zu unserer großen Freude konnten wir bis fast vor den Hafen, also in die Marina Amarilla San Miguel segeln.

Anke scheut trotz rauer Bedingungen die Arbeit unter Deck nicht, und so gibt es zur Stärkung belegte Baguette-Stücke, hier mit Sobrasada, einer spanischen Variation der Streichmettwurst.
Nach dem ersten Vorschiffseinsatz, der Ultra-Anker war lose gekommen und dengelte bei gegen ihn schlagender Welle gegen den Bugbeschlag. Nun ist wieder Ruhe und Martin etwas salzwassergeduscht.
Zweiter Vorschiffseinsatz: Martin beim ersten Versuch, den lose gekommenen Spibaum in seine Halterung zurückzubugsieren.
Leider war der Versuch nicht von Erfolg gekrönt. Die heftigen Schiffsbewegungen machten eine gute Lösung unmöglich. Martin schaut skeptisch auf Mast und Spibaum. Beim dritten Vorschiffseinsatz – die Bedingungen wurden auf der zweiten Hälfte der Fahrt langsam moderater – hat es dann geklappt.

Dort hatten wir kaum festgemacht, als der von uns nun eingequetschte Innenlieger mitteilte, dass er raus wolle, wir müssten unseren Liegeplatz wieder verlassen. Vorübergehend natürlich. Da seine Segelgäste allerdings im Stau hingen, wurde der Start dann doch auf den nächsten Tag verschoben.

Unser Liegeplatz liegt nahe an der Hafeneinfahrt, und mit gewisser Sorge erwarten wir die nächsten Tage, an denen heftiger Schwell aus Süd angesagt ist, der dann direkt in den Hafen einlaufen dürfte. Im Moment ist es jedoch der stundenweise heftige Nordostwind, der für viele der eintreffenden Segler Anlass ist, etwas Hafenkino zu produzieren. Immer wieder spannend, immer wieder gern gesehen (Das ist jetzt echt gemein). Wir wurden diesbezüglich nicht gefordert, da bei unserer Ankunft perfekter Wind herrschte: Knappe 3 Bft genau aus Richtung des Liegeplatzes. Wir konnten also ganz gemütlich achteraus ins Körbchen dampfen.

Nach dem Waschen der saharasandreichen Schoten hatten wir beim Anschlagen an die Fock einen Fehler gemacht. So mussten wir die Schoten vor dem Ausrollen der Fock zunächst klarieren. Doch wenn Anke – im Gegensatz zu mir – Leinen in die Hand nimmt, fluppt es.
Und schon steht die Fock und wir machen einen halben Knoten bis gelegentlich einem Knoten mehr Fahrt.

Die ersten Tage auf Teneriffa haben wir gemütlich und mit Bootsarbeiten verbracht. Das waren so harmlose Dinge, wie das Boot vom Salz der Überfahrt zu befreien, also spülen, das sich lösende Stehwellenmessgerät der Amateurfunke neu zu fixieren, und andere Kleinigkeiten, aber auch so nervtötende Arbeiten, wie der Versuch, das Iridium GO! Exec-Satellitenfunksystem samt Datahub zur richtigen Arbeit zu bewegen. Zweimal habe ich zu diesem Zweck allein den Navischrank geöffnet. Was immer sehr mühsam ist, da man die Vorderfront des Schrankes mit allen seinen Installationen herausheben muss. Hier hätte Amel ja mal eine Klappe oder ein Türchen vorsehen können. Und jedesmal, wenn ich das dahinter auftauchende Kabelabyrinth sehe, bekomme ich einen Anfall. Dies hat allerdings nicht nur Amel zu verantworten, deren Beitrag liegt vor allem in gering zu bemessenem Platz für den mit den Jahren wachsenden Installationsbedarf, vieles ist natürlich auch den Eignern und ihren (elektrisch-elektronischen) Zusatzwünschen geschuldet.

Zum Ausgleich hatten wir das seltene Glück, der partiellen Mondfinsternis am 28.10. zuschauen zu können. Zwar war der Himmel von einer unregelmäßigen, glücklicherweise sehr dünnen Altocumulus-Schicht mit einem Hauch Altostratus bedeckt, doch es taten sich genügend Wolkenlücken auf, um dem Schauspiel mal gestochen scharf, mal durch einen leichten Schleier hindurch zuzusehen. Etwas unterhalb des Mondes strahlte Jupiter, und mit den Ferngläsern konnten wir gelegentlich die Galileischen Monde als winzige, aber brilliante Lichtpünktchen ausmachen. Ein Foto der Mondfinsternis nahe am von unserem Standort aus sichtbaren Maximum haben wir daher als Beitragstitelbild gewählt.

Fast jeden Morgen begrüßt uns der Gipfel des Teide. Meist hüllt er sich dann im Lauf des Tages in Wolken und manchmal kommt er am Abend wieder zum Vorschein. Manchmal will er sich auch gar nicht zeigen, dann bleibt er halt scheu verborgen.

Mit einem letzten Foto, dem Blick auf den Pico del Teide von unserem Liegeplatz aus, verabschieden wir uns für dieses Mal mit einem Wort, das hier sehr beliebt ist:

Ciao

Martin und Anke

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