Zweimal ist nochmal!

Zweimal ist nochmal!

Als Mago vor etwa drei Monaten wieder ins Wasser schwebte, hätten wir nicht gedacht, dass sie jetzt schon wieder auf diesem staubigen und dreckigen Hardstand von Almerimar stehen würde.

Wenn ich mich recht erinnere, wurde in einem Comic, das die Abenteuer von Spirou und Fantasio schilderte, in einem mir heute nicht mehr geläufigen Zusammenhang die Phrase geprägt: „Einmal ist keinmal, zweimal ist nochmal, dreimal ist göttlich!“

Bei uns scheint zweimal bzw. nochmal der Standard zu werden. Bereits in La Rochelle musste Mago zweimal auf den Hardstand, um die Angelegenheit mit dem eindringenden Wasser zu lösen, und nun, hier in Almerimar, befindet sich das Boot ebenfalls zum zweiten Mal an Land. Immerhin gibt es für das erste und das nochmalige Mal unterschiedliche Anlässe.

Montag vor zwei Wochen also wurde Mago an Land gehievt und wieder auf diese lustigen Holzgestelle gepallt. Was die taugen, konnten wir am unmittelbar folgenden Samstag prüfen, denn da war Starkwind mit bis zu 40 Knoten angesagt. Bis dahin wurde eifrig am Boot gewerkelt. Noch am Tag des Liftens haben wir den Propeller abgenommen und den Ölwechsel für den Amel-spezifischen C-Drive vorbereitet, nur um festzustellen, dass der Tauwerkschneider, den wir anbringen wollten, und der diese Vorarbeiten erforderte, nicht passte. Er war für eine 35 mm-Welle ausgelegt, Magos Welle hat dagegen einen Durchmesser von 38 mm. Dumm gelaufen. (Ach so, wir sind noch die Rätselauflösung schuldig: Das bisschen Wind war für die Holzböcke und Mago kein Problem.)

Der neue Tauwerkschneider. Hmm hmm. Da passt was nicht!?
Etwas frustig: Der Propeller ist einmal abgenommen und dann wieder aufgesetzt. Nur statt des ersehnten Tauwerkschneiders sitzt ein kurzes Schlauchstück auf der Welle. Das silberne Gebilde ist die neue Ölablassschraube des Antriebs, die zugleich als Widerlager für den (fehlenden) Schneider dient. Mit viel List und Tücke und unter Einsatz selbst gefertigter Teflonscheiben wie erforderlich exakt senkrecht ausgerichtet. Doch leider – umsonst!

Am Dienstag nach dem Kranen kam der freundliche Italiener David, der unsere demolierte Scheuerleiste reparieren würde und begann mit ersten Arbeiten. Wir wollten uns nicht langweilen und nahmen uns andere Aufgaben vor. Anke beispielsweise beschäftigte sich mit der Dämmung der bislang weitgehend unisolierten Warmluftleitungen der Dieselheizung. Etwas, was viel Räumerei in Stauräumen und Verbiegungen bei der Dämmarbeit in schwer zugänglichen Winkeln erforderte. Blaue Flecke garantiert.

Martin rupfte dagegen in seinem Lieblingsgelass, dem Motorraum, Seewasserfilter und die vorhandene Seewasserverteilung raus, was nicht weniger gelenkigen Körpereinsatz erforderte. Wobei das Rausrupfen eine zügige Angelegenheit war. Die Installation des Ersatzes erwies sich als niedliche Herausforderung, die schon mal gute zwei Tage verlangte, also eher drei. Der Ersatz war größer als das Original, was bei den beengten örtlichen Verhältnissen einige Anpassungen hinsichtlich der bisherigen Halterung notwendig machte. Anderthalb Tage brauchte es allein, eine Montageplatte auszutüfteln, da die neue „Mimik“ eben wegen der neuen Größe nicht so ganz problemlos am alten Ort montiert werden konnte. Es blieb nur, sich in kleinsten Schritten an die endgültige Position aller relevanten Bauteile und Anschlüsse anzunähern. Schließlich war es soweit: Der Seewasserfilter saß über dem Seeventil, das „primäre Manifold“ (ein Verteiler für das Seewasser) war an jedem Auslass und Stutzen mit der zugehörigen Schlauchleitung verbunden, es konnte der Test gemacht werden: Ist das System dicht? Als wir am Abend das Boot verließen, schien es dicht. Gespannt erwarteten wir den Befund am nächsten Morgen.  

David voll konzentriert
David repariert die Rumpfschäden an Backbord – hier lackiert er bereits
Die Reparatur geht voran. Als David fertig ist, sieht man keinerlei Farbunterschied zwischen der bestehenden Scheuerleiste und dem reparierten Abschnitt.
Anke bringt zeitgleich den Rumpf auf der Steuerbordseite auf Glanz.

Auch dies ist Vergangenheit, der Befund lautete „alles OK“. Die nächste Herausforderung wurde sogleich angepackt: der Wassermacher. Mit Hilfe von Hans (SY Bijou), wurde die 40-kg-Einheit aus ihrer versteckten Ecke gewinkelt und an Deck gehievt. Nachdem ich, Martin, die Einheit zerlegt hatte und wiederholte Male mit den beiden Motoren und der Hochdruckpumpe die Leiter vom Hardstand an Bord rauf und runter bin, wundere ich mich, wie es mir möglich war, die komplette Einheit im Motorenraum anzuheben. Egal. Es ist glücklicherweise geschehen.

Inzwischen wurden beide Motoren gesäubert, getestet (beide laufen), das ganze Drumherum ebenfalls gesäubert, Teile wurden entrostet und neu lackiert, alle elektrischen Kontakte blank geputzt, Anke hatte Einbauort und dessen Umgebung entfettet und gewienert, und der Wiedereinbau stand an.

Irgendwo jenseits des Generators, eingeklemmt von diesem und den ganzen Installationen ringsherum, bereitet Martin den Ausbau der Motoren- und Pumpeneinheit des Wassermachers vor.
Dank Hans‘ Hilfe – Danke Hans! – ist das rostige Stück herausgehievt.
Fast noch Sitzhöhe hinter dem Onan-Generator. Martin nutzt den „Bewegungsraum“, den der fehlende Wassermacher geschaffen hat, um den Onan von der Rückseite zu inspizieren. Die nächsten Aufgaben werden erkennbar 😉
Der Wassermacher ist aus dem Weg. Anke nutzt die Chance und säubert und entfettet Stellen des Maschinenraums, die normalerweise unzugänglich sind. Hier kriecht sie gerade hinter den Generator.
Entfettet, entölt, entrostet, geputzt und gesäubert, in Teilen neu lackiert, mit frisch gespannten Keilriemen sitzt alles wieder am alten Platz. Ein Ölwechsel hat die Pumpe auch erhalten. Fehlt nur noch ein neuer Schlauch, mit dem der Wassermacher gespeist wird.
Durch Zufall hatten wir einen alten Tisch aufgetrieben, eine willkommene Arbeitsbühne. Hier – wie man ganz klar erkennen kann – Martin bei der Arbeit.

Zwischendurch feierten wir mit Geli und Hans Gelis 33sten Geburtstag an Bord der Bijou. Eine sehr willkommene Abwechslung. Auf dem Hardstand lernten wir den Argentinier Sergio kennen, der wiederum die Frau von Mono kennt – Mono, den Erbauer der ersten Mago sel Sur – und der darüber hinaus auch den heutigen Besitzer dieser heute nicht mehr Mago sel Sur genannten Yacht kennt. Die Welt ist klein. Mittlerweile haben wir auch festgestellt, dass der Besitzer der Valhala, deren Erscheinung wir zunächst mit dem Fliegenden Holländer in Verbindung brachten, ebenfalls Argentinier ist. Und dieser Schrecken der Meere (s. Blogbeitrag vom 29. November 2022) wandelt sich in erstaunlicher Geschwindigkeit zu einer zwar mächtigen, aber doch zunehmend ansehnlichen Segelprinzessin. Weitere Überraschung war ein Anruf von Martina. Martina? Die klingt doch eigentlich ganz anders. Und von der Segelmacherei Die 2 hieß die Frau doch nicht Martina? Aber es war doch Martina, die von der Segelyacht Die 2. Martina und Fredie standen völlig überraschend vor uns. Stegnachbarn aus den Zeiten von Just do it und dem Weser Yacht Club in Lemwerder.

Nun, auch das ist Vergangenheit. Und auch alle Punkte des Pflichtprogramms sind erledigt.

Geli hat Geburtstag. Fürs Gruppenbild haben wir uns in Bijous Cockpit aufgereiht.
Ein ganz seltener Moment: Wir haben uns die Zeit für einen Strandspaziergang genommen …
… und man sieht, es herrscht Wind.
Den einen oder anderen Abend bleibt die Apartmentküche kalt, da gehen wir aus. Beispielsweise ins Stumble Inn – Currywurst essen!

Ein lustiger Aspekt unseres „Landaufenthaltes“ ist ja auch, dass wir uns in ein Apartment verholt haben. Weil wir die suspekten hygienischen Verhältnisse in den sanitären Anlagen des  Werftgeländes vermeiden wollten, und auch aus versicherungstechnischen Gründen. Aber wie es das Schicksal so will – seit dem vierten Tag unseres Landaufenthalts ist die Wasserversorgung in unserem Apartmenthaus wegen eines Lecks im Hauptverteiler stillgelegt. Kein Wasser fürs Kochen, um die Hände zu waschen, für die Dusche und auch nicht für die Toiletten. Fast schon ein Lottotreffer … Natürlich ist gerade Wochenende, es folgt der Día de Andalucía, der regionale „Nationalfeiertag“. Alle Welt hat einen Brückentag eingelegt, genießt ein langes Wochenende. Das bedeutet natürlich, dass so schnell keine Reparatur erfolgen wird.

Wir wollten ja eigentlich segeln und nicht wieder an Land. Aber da war nichts zu ändern. Mit viel Glück konnten wir das gleiche Apartment ergattern, das wir bereits letztes Mal gebucht hatten. Uns tröstete die Aussicht, dass es dort ganz gemütlich sein würde und wir jeden Morgen und jeden Abend eben dies – eine Aussicht auf das Mittelmeer – haben würden.
Das war allerdings überhaupt nicht geplant (in etwas krudem Spanisch): „Das Wasser ist am Hauptrohr gesperrt wegen des Austretens oder dem Verlust des Wassers – man kann es nicht öffnen – es gibt kein Wasser in den Etagen bis zu einer neuen Mitteilung“. Es gab dann schon eine neue Information, aber die hat kaum jemand erhalten. Außer uns. Wir waren Dank Roberto wohl die ersten, die nach einer Behelfsreparatur wussten, dass man den Hauptabsperrhahn wieder öffnen durfte.
Erschöpft vom Gekrauche im Motorenraum kocht Martin im Sitzen. Die Freude, dass das Wasser wenigstens zeitweise läuft und das Kochen im Apartment nicht behindert wird, ist ihm ins Gesicht geschrieben. Man beachte auch Wasserkanister und Zahnbürste in der Küche. Man weiß ja nie …

Zum Abschluss dieses Beitrags weisen wir gerne auf die Abo-Funktion hin: Wer in Zukunft keinen Beitrag mehr verpassen will, kann unseren Blog abonnieren, und das geht einfach über die Seite Kontakte, oder indem man – noch einfacher – hier klickt.

Liebe Grüße von Bord (heute erstmals wieder) und aus dem nach wie vor kühlen und des nachts richtig fröstelkalten Almerimar

Martin und Anke

Heute Morgen: Poniente ist angesagt, aber noch herrscht Ententeich als Mago del Sur ins Wasser gesenkt wird.
Mago endlich wieder im angestammten Element. Und der Poniente entwickelt auch langsam seine Kraft …
Kommentare sind geschlossen.