
Zweimal ist nochmal!

Wenn ich mich recht erinnere, wurde in einem Comic, das die Abenteuer von Spirou und Fantasio schilderte, in einem mir heute nicht mehr geläufigen Zusammenhang die Phrase geprägt: „Einmal ist keinmal, zweimal ist nochmal, dreimal ist göttlich!“
Bei uns scheint zweimal bzw. nochmal der Standard zu werden. Bereits in La Rochelle musste Mago zweimal auf den Hardstand, um die Angelegenheit mit dem eindringenden Wasser zu lösen, und nun, hier in Almerimar, befindet sich das Boot ebenfalls zum zweiten Mal an Land. Immerhin gibt es für das erste und das nochmalige Mal unterschiedliche Anlässe.
Montag vor zwei Wochen also wurde Mago an Land gehievt und wieder auf diese lustigen Holzgestelle gepallt. Was die taugen, konnten wir am unmittelbar folgenden Samstag prüfen, denn da war Starkwind mit bis zu 40 Knoten angesagt. Bis dahin wurde eifrig am Boot gewerkelt. Noch am Tag des Liftens haben wir den Propeller abgenommen und den Ölwechsel für den Amel-spezifischen C-Drive vorbereitet, nur um festzustellen, dass der Tauwerkschneider, den wir anbringen wollten, und der diese Vorarbeiten erforderte, nicht passte. Er war für eine 35 mm-Welle ausgelegt, Magos Welle hat dagegen einen Durchmesser von 38 mm. Dumm gelaufen. (Ach so, wir sind noch die Rätselauflösung schuldig: Das bisschen Wind war für die Holzböcke und Mago kein Problem.)


Am Dienstag nach dem Kranen kam der freundliche Italiener David, der unsere demolierte Scheuerleiste reparieren würde und begann mit ersten Arbeiten. Wir wollten uns nicht langweilen und nahmen uns andere Aufgaben vor. Anke beispielsweise beschäftigte sich mit der Dämmung der bislang weitgehend unisolierten Warmluftleitungen der Dieselheizung. Etwas, was viel Räumerei in Stauräumen und Verbiegungen bei der Dämmarbeit in schwer zugänglichen Winkeln erforderte. Blaue Flecke garantiert.
Martin rupfte dagegen in seinem Lieblingsgelass, dem Motorraum, Seewasserfilter und die vorhandene Seewasserverteilung raus, was nicht weniger gelenkigen Körpereinsatz erforderte. Wobei das Rausrupfen eine zügige Angelegenheit war. Die Installation des Ersatzes erwies sich als niedliche Herausforderung, die schon mal gute zwei Tage verlangte, also eher drei. Der Ersatz war größer als das Original, was bei den beengten örtlichen Verhältnissen einige Anpassungen hinsichtlich der bisherigen Halterung notwendig machte. Anderthalb Tage brauchte es allein, eine Montageplatte auszutüfteln, da die neue „Mimik“ eben wegen der neuen Größe nicht so ganz problemlos am alten Ort montiert werden konnte. Es blieb nur, sich in kleinsten Schritten an die endgültige Position aller relevanten Bauteile und Anschlüsse anzunähern. Schließlich war es soweit: Der Seewasserfilter saß über dem Seeventil, das „primäre Manifold“ (ein Verteiler für das Seewasser) war an jedem Auslass und Stutzen mit der zugehörigen Schlauchleitung verbunden, es konnte der Test gemacht werden: Ist das System dicht? Als wir am Abend das Boot verließen, schien es dicht. Gespannt erwarteten wir den Befund am nächsten Morgen.




Auch dies ist Vergangenheit, der Befund lautete „alles OK“. Die nächste Herausforderung wurde sogleich angepackt: der Wassermacher. Mit Hilfe von Hans (SY Bijou), wurde die 40-kg-Einheit aus ihrer versteckten Ecke gewinkelt und an Deck gehievt. Nachdem ich, Martin, die Einheit zerlegt hatte und wiederholte Male mit den beiden Motoren und der Hochdruckpumpe die Leiter vom Hardstand an Bord rauf und runter bin, wundere ich mich, wie es mir möglich war, die komplette Einheit im Motorenraum anzuheben. Egal. Es ist glücklicherweise geschehen.
Inzwischen wurden beide Motoren gesäubert, getestet (beide laufen), das ganze Drumherum ebenfalls gesäubert, Teile wurden entrostet und neu lackiert, alle elektrischen Kontakte blank geputzt, Anke hatte Einbauort und dessen Umgebung entfettet und gewienert, und der Wiedereinbau stand an.






Zwischendurch feierten wir mit Geli und Hans Gelis 33sten Geburtstag an Bord der Bijou. Eine sehr willkommene Abwechslung. Auf dem Hardstand lernten wir den Argentinier Sergio kennen, der wiederum die Frau von Mono kennt – Mono, den Erbauer der ersten Mago sel Sur – und der darüber hinaus auch den heutigen Besitzer dieser heute nicht mehr Mago sel Sur genannten Yacht kennt. Die Welt ist klein. Mittlerweile haben wir auch festgestellt, dass der Besitzer der Valhala, deren Erscheinung wir zunächst mit dem Fliegenden Holländer in Verbindung brachten, ebenfalls Argentinier ist. Und dieser Schrecken der Meere (s. Blogbeitrag vom 29. November 2022) wandelt sich in erstaunlicher Geschwindigkeit zu einer zwar mächtigen, aber doch zunehmend ansehnlichen Segelprinzessin. Weitere Überraschung war ein Anruf von Martina. Martina? Die klingt doch eigentlich ganz anders. Und von der Segelmacherei Die 2 hieß die Frau doch nicht Martina? Aber es war doch Martina, die von der Segelyacht Die 2. Martina und Fredie standen völlig überraschend vor uns. Stegnachbarn aus den Zeiten von Just do it und dem Weser Yacht Club in Lemwerder.
Nun, auch das ist Vergangenheit. Und auch alle Punkte des Pflichtprogramms sind erledigt.




Ein lustiger Aspekt unseres „Landaufenthaltes“ ist ja auch, dass wir uns in ein Apartment verholt haben. Weil wir die suspekten hygienischen Verhältnisse in den sanitären Anlagen des Werftgeländes vermeiden wollten, und auch aus versicherungstechnischen Gründen. Aber wie es das Schicksal so will – seit dem vierten Tag unseres Landaufenthalts ist die Wasserversorgung in unserem Apartmenthaus wegen eines Lecks im Hauptverteiler stillgelegt. Kein Wasser fürs Kochen, um die Hände zu waschen, für die Dusche und auch nicht für die Toiletten. Fast schon ein Lottotreffer … Natürlich ist gerade Wochenende, es folgt der Día de Andalucía, der regionale „Nationalfeiertag“. Alle Welt hat einen Brückentag eingelegt, genießt ein langes Wochenende. Das bedeutet natürlich, dass so schnell keine Reparatur erfolgen wird.



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Liebe Grüße von Bord (heute erstmals wieder) und aus dem nach wie vor kühlen und des nachts richtig fröstelkalten Almerimar
Martin und Anke

