An Spaniens Küsten bis Oropesa

An Spaniens Küsten bis Oropesa

Schaut man auf das Titelbild dieses Beitrags könnte man meinen, wir wären versehentlich in ein Schwarzes Loch geraten und suchen den Ausgang. Doch wir befinden uns nach wie vor an Spaniens Küsten. – Am 14. September verlassen wir endlich Barcelona. Es hat uns gut gefallen, und eigentlich hätten wir hier noch viel mehr Zeit verbringen können, andererseits wollen wir schließlich Land gewinnen, präziser ausgedrückt Seeweg zurücklegen. Unser erster Schlag führt uns nach Roda di Barra. Mangels Wind – wie so oft im Mittelmeer – weitgehend unter Maschine. Immerhin freuen wir uns darüber, dass alle technischen Systeme wieder so funktionieren, wie es soll. Vor allem über die wieder funktionierende Druckwasserversorgung freuen wir uns sehr. Es gibt wieder Wasser in den Waschbecken, die Waschmaschine kann wieder genutzt werden und man traut es sich kaum zu sagen, der Geschirrspüler auch. Und die Toiletten benötigen keine Eimerspülung mehr.

Kurz vor dem Ziel Roda di Barra stellen wir fest, dass der TO-Stützpunktleiter Knut Richter, den wir gerne besucht hätten, gerade beruflich unterwegs ist. Dennoch organisiert er uns in Nullkommanix einen Liegeplatz. Vielen Dank dafür.

Wir verlassen Barcelona. Das Wörtchen „endlich“ möchten wir dem vorstehenden Satz nicht anfügen, denn wir hätten in Barcelona auch weiter viel erleben, entdecken und studieren können, Doch es ist Fahrtenseglers Los, immer wieder aufbrechen zu müssen. In unserem Fall treibt uns auch ein vereinbarter Rigger-Termin nach Almerimar. Wir wollen endlich das uns schon seit ewig belastende Thema Rigg abschließen können.
Es gibt auf der Strecke der nächsten Tage durchaus ein paar nette Ankerbuchten, doch leider steht in diese zur Zeit ein solcher Schwell hinein, dass wir einfach nicht ans Ankern denken wollen. Wir würden keinen Schlaf finden. So lassen wir auch die Bucht auf dem Foto aus und hangeln wir uns von Marina zu Marina.

Der nächste Schlag bringt uns weitgehend ohne besondere Vorkommnisse nach Port Calafat. Ein angenehmer Trip entlang nett anzuschauender Küsten. Die Siedlungen halten sich in Grenzen, Hochhäuser und Hotelkomplexe fehlen, es gibt viel Natur. Von Calafat aus wollen wir am nächsten Tag gleich weiter, doch nur wenige 100 Meter jenseits der Hafenzufahrt kehren wir um. Das Auspuffgeräusch klingt recht merkwürdig, und die austretende Kühlwassermenge scheint etwas spärlich zu sein. Also wird ganz langsam zurück gedackelt. Im Hafen tauschen wir den Impeller der Kühlwasserpumpe. Der alte Impeller zeigt tatsächlich ein paar Brüche an einigen der Impellerflügel. Na gut. Kann ja vorkommen. Mit dem neuen Impeller scheint beim Probelauf am Steg alles ok. Dass da von Anke eine Zwischenbemerkung kam, überhört Martin förmlich mit einem Genuschel wie „… nich nötich …“. Für diesen Tag bleiben wir nun im Hafen und nutzen die Gelegenheit, um in der nur wenige Schritte entfernten Badebucht herumzuplanschen und uns dem schlichten und einsamen Strandleben zu widmen. Am ganzen Stand befinden sich zeitweise 6 bis 8 Menschen! Welche Idylle.

Wir haben Port Calafat – schwach im Hintergrund zu ahnen – verlassen, doch wir werden gleich wenden und zurück laufen. Irgendetwas stimmt mit dem Kühlwasser für den Motor nicht.

Am nächsten Tag brechen wir früh auf, doch nur wenige 100 Meter jenseits der Hafenzufahrt kehren wir um. Das Auspuffgeräusch klingt recht merkwürdig, und die austretende Kühlwassermenge scheint auch sehr spärlich zu sein. Also wird ganz langsam zurück gedackelt. Hatten wir das nicht schon? Anke hatte gestern noch gesagt: „Willst Du nicht vielleicht noch in den Seewasserfilter schauen?“ Ich, Martin, hab das für überflüssig gehalten, da wir ihn vor drei Wochen erst gereinigt hatten (vgl. o.). Aber man soll, ja muss, immer auf seine Frau hören. Das sei jedem Skipper ins Logbuch geschrieben! Zurück im Hafen öffnen wir den Filter am Seewasserventil. Der Filter ist so etwas von zugesetzt, wie wir es noch nie zuvor gesehen haben. Grünzeug, Kalkröhrenwürmer, Muscheln, irgendetwas Glibberiges und ein Neptunball, der sich in den Ansaugstrang vor den Filter verirrt hat und den Wasserstrom um so mehr bremst, je mehr Gas man gibt. Darauf muss man erst einmal kommen. Nachdem alles wieder sauber und durchgängig ist, nähen wir noch den Slap-Silencer und begeben uns anschließend mal wieder an den Strand. Dort nutzen wir die einsamen Verhältnisse und üben ein wenig mit der Drohne.

Wirkt fast wie ein UFO irgendwo im Universum. Ein Neptunsball, da wo er hingehört: frei schwebend im Wasser
Erstaunlich große Muschelreste und ein veritabler Neptunball. Die größten Blockierer des Seewasserfilters. Der Neptunball gehörte garantiert nicht in den Ansaugtrakt unserer Mago..
Nach dem die Boots-Pflichten erledigt sind, folgt das Vergnügen. Anke übt mit unverkennbarer innerer Spannung das Steuern der Drohne. Startplatz ist der leere Parkplatz neben dem ebenso leeren Strand.

Es folgte eine sehr unruhige Nacht. Unangenehm starke Böen krängen das Boot, zeitweise gibt es heftige Gewitter. Erst gegen Morgen wird es ruhiger. Wir legen in einer Böenpause ab und kommen gut von den Stegen weg. Draußen rollen wir Genua und Besan aus – aufgrund des raumen Kurses verzichten wir auf das Groß – und kommen bei dem böigen Wind zügig voran. Erfreulich schnell erreichen wir den Leuchtturm bei Cabo Tortosa und können endlich anluven. Jetzt kommt auch das Groß dazu und ab geht die Post. Zeitweise acht Knoten, gelegentlich über neun. Leider bleibt es nicht bei der Herrlichkeit. Der Wind lässt nach. Und er schralt zunächst nicht, wie angesagt. Wir verwerfen die Idee nach Benicarlo abzubiegen (was wir später noch etwas bereuen) und versuchen durchzuziehen. Irgendwann ist der Wind aber so schlapp, dass wir aufgeben. Auch gefällt uns der Gedanke nicht, nächtens in ein Gewitter zu kommen, was droht, wenn wir durch die Nacht segeln würden, wie ursprünglich geplant. Die Gewitter können hier schon ganz schön garstig sein. Wir entscheiden, die Marina von Las Fuentes anzulaufen. Unglücklicherweise haben wir lange keinen Funk- oder Telefonkontakt. Zwei Meilen vor dem Hafen erfahren wir, dass sie kein Platz für uns haben. Umkehren nach Benicarlo ist keine Option. Also motoren wir südwärts Richtung Oropesa. Hier können wir telefonisch immerhin erfahren, dass man einen Liegeplatz für uns habe.

Wie sich die Bilder gleichen. Wir verlassen Calafat zum dritten Mal.
Frischer Wind bringt uns zunächst gut voran, und nach kurzer Zeit runden wir den recht unscheinbaren Leuchtturm vor Cabo Tortosa.
Zwischenzeitlich können wir sogar mal segeln, hier Platt vor dem Laken. Wir haben das Groß weggenommen, da es die Genua zu sehr abdeckte. Nicht zu sehen, aber der Besan ist auch gesetzt. Leider hält der brauchbare Wind nicht lange vor, und jenseits von Las Fuentes dürfen wir mal wieder motoren.
Der Regen kommt. Und meist sind zur Zeit auch die Gewitter nicht weit.

Es entwickelt sich auf dem weiteren Weg ein spannender Abendhimmel, der auch bald den ersten Wolkenbruch über uns ausschüttet. Und unerwarteterweise Wind liefert, den es nach Prognose gar nicht geben darf.  Also sind schnell alle Segel draußen: Genua, Groß und Besan; Martin weigert sich aber, die Maschine abzustellen. Es dauerte nicht lange – Anke ist gerade unabkömmlich – da kränkt das Boot plötzlich nach backbord. Der Wind ist um 120 Grad umgesprungen damit auf eine Richtung 180 Grad entgegen der Vorhersage. Erstmal rein mit der Genua, dann die beiden anderen Segel getrimmt und weiter mit Maschine. Im Hafen weht es auch noch heftig, aber mit Hilfe des Marineros kommen wir schließlich problemlos an einem der Stege fest.

Auch diese Nacht ist unruhig. Es gibt Gewitter und heftigste Schauer, die das in den Davits hängende Dingi komplett fluten. Martins Koje wird wegen einer offenen Luke auch durchnässt, was ihn zur Flucht ins Vorschiff veranlasst, wo er statt Schlaf zu finden prompt einen „Wassereinbruch“ vom Mast her entdeckt. Nach etwa einer Stunde hat er die Ursache identifiziert, lokalisiert und beseitigt, das eingedrungene Wasser aufgenommen und ziemliche Kopfschmerzen.

Am frühen Morgen verwerfen wir daraufhin die Absicht, weiter zu fahren. Und wie so oft, man weiß nie, wozu etwas gut ist. Unser ungeplanter Aufenthalt erlaubt uns eine wegen des noch regennassen Bodens etwas herausfordernde Wanderung auf einen nahe gelegene Hügel mit schönen Aussichten bis zum Mirador d´Orpesa. Über ein Kerbtal, das Barranc de la Dona, bei dem sogar ein ausgelegtes Seil als Abstiegshilfe dienlich ist, steigen wir anschließend wieder ab bis an die Küste. Die letzte Etappe ist ebenfalls spannend: Für die Rückkehr wählen wir den Gang durch einen ehemaligen Bahntunnel. Doch das beschreiben wir lieber mit ein paar Bildern.

Unsere Wanderung vom Hafen von Oropesa aus führt uns zunächst immer aufwärts. Schräg aufwärts durch lockere Pinienwälder, wie man hier sieht. Wir sorgen uns um Ankes Knie, doch es übersteht die Strapazen ungeahnt gut.
Mit Erreichen des Miradors ist der Scheitelpunkt unserer Wanderung überschritten, und es geht wieder abwärts. Zunächst recht anspruchsvoll. Im unteren Teil des Barranc de la Dona wird es dann entspannter. Wie man hier andeutungsweise sehen kann, bewegen wir uns jetzt fast auf einem Pfad, die Belastungen für Ankes von einer Orthese unterstütztes Knie halten sich nunmehr in Grenzen..
Irgendwann ist das Meeresufer erreicht und …
… und Martin überlegt, ob er sich den Brandungsduschen aussetzen soll. Man beachte auch den grauen, regenschwangeren Himmel.
Der Rückweg führt durch einen ehemaligen Eisenbahntunnel. Anfangs wirkt es ja noch beschaulich.
Dann wird es reichlich finster.
Und schließlich herrscht Licht am Ende des Tunnels.

Wir sind also wohlbehalten wieder bei unserem lieben Schiffchen angekommen. Damit lassen wir diesen Beitrag enden, möchten aber bei dieser Gelegenheit mal wieder auf die Möglichkeit eines Abos hinweisen: Wer in Zukunft keinen Beitrag mehr verpassen will, kann unseren Blog abonnieren (kaum zu glauben, gelle). Das geht auf dem Weg über die Seite Kontakte, oder indem man einfach hier klickt.

Liebe Grüße

Martin und Anke

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