Da wir uns nun schon in Barcelona befinden, interessieren wir uns natürlich auch für die anderen Werke Gaudís (als ob es nicht auch jede Menge andere spannende Architektur in dieser Stadt gäbe). So z.B. für die von ihm gestalteten Wohnhäuser in Barcelona und den Park Güell. Bei Martins erstem Besuch vor 40 Jahren waren die Wohnhäuser noch Wohnhäuser. Da konnte man mit Glück in ein Treppenhaus gelangen, und das Innere betrachten. Das war es. Und Antoni Gaudí war nur für Architekturinteressierte ein Begriff: Ein katalanischer Sonderling, der eine sehr eigenständige Interpretation des Jugendstils pflegte und fortentwickelte. Dank der weltweiten Wirkung der Sagrada Familia hat sich das völlig geändert. Gaudí ist einer der Magneten für Barcelona. Die Wohnhäuser können heute gegen Eintritt betreten werden, und in jeder Ecke kann man Postkarten mit seinen Werken oder Bücher über ihn und seine Werke erstehen.
Jetzt sind wir aber nicht so einseitig, wie es erscheinen mag. Das möchten wir denn doch betonen. Wir interessieren uns natürlich auch für den Rest der Stadt, worüber wir in einem künftigen Tagebuchbeitrag noch etwas ausführlicher berichten werden. Hier beschränken wir uns ein wenig, um diesen Blogbeitrag nicht zu überfrachten. Wir flanieren über die Ramblas, erkunden das Gotische Viertel, aber auch deren Nachbarviertel, und besuchen das Museo Maritím. Martin will da unbedingt hin, da er sich erinnert, dass es eine beeindruckende Galeere beherbergt. Der Besuch lohnt sich in der Tat, nicht nur wegen der Galeere, bei der es sich um eine Replika des Flaggschiffes bei der Seeschlacht von Lepanto handelt, der letzten großen Galeerenschlacht der Seefahrtgeschichte. Und während wir drinnen unsere Wissbegierde stillen, ziehen draußen mehr oder weniger lautstark Katalanen vorbei, die am heutigen Tag, der Diaria, für die Unabhängigkeit Kataloniens demonstrieren. Doch seit dieser seltsam schräge Putschdämon vor ein paar Jahren den Bogen überspannt hat, scheint doch die Luft ein wenig raus zu sein aus diesen Unabhängigkeitsbestrebungen. Zeitweise haben wir bei der heutigen Demo den Eindruck, in eine Samba-Party geraten zu sein.
Schon vor der Ankunft in Barcelona hatte unsere Druckwasserpumpe den Dienst quittiert. Bei unserer guten alten Just do it hätte das nicht viel Kummer bereitet. Wir hätten Frischwasser per Fußpumpe aus dem Tank entnehmen können, und das wäre es gewesen. Bei Mago heißt das jedoch: Kein Wasser in der Pantry, kein Wasser den Waschbecken, keine Toilettenspülung (besonders arg), keine Duschen. In der Pantry gibt es zwar eine Notfall-Frischwasserpumpe, aber die muss erst heraus gezergelt werden. Sie hängt dann irgendwo auf halb acht und man braucht für die Bedienung beide Hände, was viele Handhabungen deutlich erschwert. In Barcelona können wir eine Ersatzpumpe bekommen, Lieferzeit jedoch mindestens 5 Werktage. Aus Deutschland, von dem bekannten Bremer Versandhandel SVB, bekommen wir diese Pumpe per Expressfracht innerhalb von weniger als 22 Stunden(!) direkt ans Boot geliefert, und trotz der extremen Transportkosten immer noch günstiger als das hiesige Angebot. 24 Stunden nach der Bestätigung der Bestellung ist die Pumpe eingebaut und funktioniert. Das Bordleben ist wieder lebenswert! Da wir irgendwie nicht die Möglichkeit gefunden haben, uns bei SVB auf der Homepage öffentlich zu bedanken, machen wir es jetzt auf diesem Wege.
Übrigens: Nahezu zeitgleich gelingt es Martin im dritten Anlauf, die alte Pumpe wieder zum Leben zu erwecken. Sie schlummert jetzt als Reserve in der Bilge.
Wir wollen diesen kleinen Blogbeitrag nicht enden lassen, um noch etwas (unvergütete) Werbung zu machen. Und zwar für ein kleines Restaurant am Rande des Gotischen Viertels. Es heißt „Pla B“, liegt in einer recht dunklen Nebengasse, der Carrer de Bellafila, und wir sind an einem unserer Tage hier bei bereits einsetzender Dunkelheit an dessen Tür vorbei gestolpert. Und waren vom Ergebnis dieses Stolperns ausgesprochen begeistert: Tapas vom allerfeinsten. Unsere Empfehlung: Wenn man über diese dunkle Carrer stolpert gleich weiter stolpern – man wird das Restaurant schon finden, denn in der kurzen Gasse gibt es sonst nichts – und den Abend genießen. Das war übrigens der Tag, an dem mir, Martin, im Gedränge vor einem der Bauten Gaudís mein Bargeld und meine Kredit- und Girokarte aus dem Rucksack gestohlen wurden. Ganz gegen meine Gewohnheit und Überzeugungen hatte ich auf das Portemonnaie verzichtet, da es die Shorts immer so belastet. Und – schon war es schief gegangen.
Nirgends sonst hatte es ein Taschen- oder Trickdieb je geschafft, mir etwas zu klauen, und da gab es über die Jahrzehnte in der Tat viele Versuche. So gesehen war der Besuch im Plan B auch ein Trostessen. Das Überraschende kommt aber zum Schluss: Martin in seiner Einfalt glaubt ja immer, dass die Welt irgendwie doch gut sei und er alles zurückbekomme, was er verliere oder was ihm gestohlen werde. Wofür es in der Tat einige verblüffende Belege gibt. Und diesmal, man glaubt es kaum, der reuige Dieb hat die Kreditkarten und das Geld ans Boot gebracht und dort fein säuberlich auf dem Salontisch abgelegt. Das einzige Dumme an der Geschichte, wir hatten die Karten natürlich gleich sperren lassen.
Also immer schön optimistisch bleiben. Und als abschließender Nachtrag: Das Beitragstitelbild zeigt die Göttin Aurora mit einem vierspännigen Streitwagen. Das ist insofern ungewöhnlich, als Aurora stets mit zweispännigen Streitwagen dargestellt wird, vierspännige Wagen waren traditionell den Göttern Helios und Apoll vorbehalten. Geschaffen wurde das Werk Ende des 19. Jahrhunderts von Rossend Nobas. Es krönt die künstliche Felslandschaft für einen monumentalen Wasserfall im Parc de la Ciutadella.