Sonja, Maddalena und Martina – Tagebuch vom 22.05. bis 02.06.2022

Sonja, Maddalena und Martina – Tagebuch vom 22.05. bis 02.06.2022

Für Ende Juni hatten sich unsere Freundinnen Martina und Sonja für einen Besuch angekündigt. Und anfänglich hatten wir noch ganz grob über Griechenland spekuliert. Maddalena kam ins Spiel, als wir halbwegs zuverlässig vorhersagen konnten, wo wir uns in der angestrebten Zeit tatsächlich aufhalten würden. So bot es sich schließlich an, dass die beiden nach Olbia fliegen und wir von dort aus gemeinsam das Umfeld des La Maddalena-Archipels besegeln würden.

Spannend war denn noch die Anreise der beiden, denn ab München ging es zunächst nicht weiter. Dank eines mit dem Flughafen-Infosystem direkt vernetzten Monitors im Marina-Office wussten wir schließlich sogar vor den beiden, dass sie nicht in München würden hängenbleiben und auch die tatsächliche Ankunftszeit. Und die war noch so früh, dass wir die letzten gemeinsamen Lebensmitteleinkäufe noch gleich nach ihrer Ankunft erledigen konnten.

Am ersten Abend – wir stoßen an auf eine schöne Zeit. Anke prostet natürlich auch mit, aber in diesem Moment steht sie gerade hinter der Kamera.

Am nächsten Morgen machten wir uns dann auf. Zunächst unter Maschine gegen den Wind aus dem Fjord von Olbia heraus. Wir rätseln, was die Bojenfelder, die sich beiderseits der Fahrrinne hinziehen, zu bedeuten haben, kommen aber nicht auf die Lösung. Heute wissen wir, dass es sich um Muschelfarmen handelt. Am Ausgang des Fjords setzen wir die Segel, aber der Wind ist hinterhältig und dreht immer weiter recht, so dass wir nicht von der Küste loskommen, im Gegenteil. Kurz vor ein paar Felsen nehmen wir die Segel weg und motoren ein Stück. Erst dann gelingt es uns mit halbwegs brauchbarem Wind und einer Art Kreuzschlag den Golfo di Marinella anzusteuern. Das war für unsere Gäste jedenfalls ein erster Eingewöhnungstag ins Segeln und auch schon in einige der damit verbundenen Tücken. Egal, nun in der Bucht erleben die beiden ein Boot vor Anker. Mit allem was dazu gehört: Bad im Meerwasser, Abspülen der salzigen Körper mit (noch nicht rationiertem) Süßwasser, mit Kochen und Abwasch an Bord, Essen und abendlichen Umtrunk im Cockpit.

Lange wussten wir nicht, was sich hinter den vielen Bojen auf dem Weg zu und von Olbia verbirgt, heute sind wir schlauer: Das sind Muschelfarmen gleich neben dem Fahrwasser für die Großschifffahrt. Im Vordergrund grüßt eine Fahrwassermarkierung des Schifffahrtsweges.
Unsere Gäste und wir haben den ersten Ankerplatz erreicht – ganz schön voll

Tags drauf geht es weitgehend unter Segeln immer dicht an den und zwischen den Felseninselchen der sardischen Nordküste entlang zum Porto Palma, einer Bucht im Süden der Isla Caprera. Hier ankern wir nach einiger Zeit noch einmal um, tiefer in die Bucht hinein, was sich als schlauer Entschluss erweist, denn so haben wir genug Abstand zu einem Partyboot, das nun glücklicherweise weit genug weg ist, um unseren Schlaf nicht zu stören.

Am nächsten Morgen verlassen wir die doch reichlich bevölkerte Bucht und zirkeln um das Südwestende der Insel herum und anschließend nordwärts. Dort gibt es eine sehr flache, tief in die Insel eindringende, fast fjordartige Bucht mit dem hübschen Namen Golfo di Stagnali. Die geringe Wassertiefe stellt sicher, dass es nur wenig andere Boote gibt. Dafür ist hier trotz eines tatsächlich existierenden Mini-Hafens aber auch tatsächlich der Hund begraben. Das Museum und ein Restaurant sind geschlossen, und auch sonst ist so gut wie kein Leben in den wenigen Gebäuden des Örtchens Stagnali zu erkennen. Es stagniert offensichtlich schon seit der Namensgebung. Wir streunen ein wenig in der prallen frühnachmittäglichen Hitze durch die Wege und Trampelpfade, erreichen schließlich die Ufer des Porto Palma in der Hoffnung, am Ort der dort gelegenen Segelschulen eine Strandbar zu finden, aber auch das erweist sich als Trugschluss. Also langsam wieder zurück. Martin nutzt den Umstand der Menschenleere beim Minihafen von Stagnali, reißt sich die Kleider vom Leib und schwimmt von der Mole des winzigen Inselhafen, in dem wir das Dinghi vertäut haben, zurück zur Mago. Und wundert sich, dass er unterwegs nicht überholt wird. Nun: Unglücklicherweise hat der Außenborder nicht anspringen wollen, und nach vielen Versuchen haben die drei Mädels sich zum Rudern entschlossen. Wobei Martina sich im Gegensatz zu Anke und Sonja als Rudergenie entpuppt, denn das Beiboot leistet bei dieser Art der Fortbewegung hartnäckig Widerstand und tendiert zu wilden Kreiseleien. Martina gelingt aber eine klare, zielgerichtete Fahrt.

Sonja steuert gern.
Der erste Dinghi-Ausflug steht bevor. Kann man da Skepsis wegen des Schlauchbootes auf den Gesichtern ahnen?
Im Ort ist so ziemlich gar nichts los. Immerhin, hier scheinen Menschen zu leben.
Nach langem Marsch unter der Sonne – Sonja pausiert.
Golfo di Stagnali. Das Boot ganz links ist die Mago del Sur. Der Himmel deutet eine Wetteränderung an – wir merken es aber nicht.
Spiegelglattes Wasser, kein Wind. Dass die Nacht reichlich anderes bringt, kann man vielleicht am westlichen Himmel nun deutlich ablesen.

Die angestrebte, ruhige Nacht verlief dann etwas unruhig. Ein Gewitter zog über die Bucht hinweg. Anke, die gegen 03:45 aufgestanden war, um sich zu orientieren, sah prompt einen extrem hellen Blitz, heller als jeder Blitz in ihrem bisherigen Leben und schloss aus dem gleich darauf erfolgenden Krachen, dass der Einschlag weniger als 300 Meter entfernt war. Wenig später begann es zu wehen. Und immer stärker. In der Morgendämmerung – so richtig hell wollte es dank der dicken Wolkendecke zunächst gar nicht werden – sahen wir dann den ersten unserer Nachbarankerlieger an uns vorbeidriften. Da sich nichts dort an Bord tat, düste Martin schon mit dem Dinghi los, um die Crew zu wecken. Just in diesem Moment tauchte dann doch ein Kopf im Cockpit auf. Alles ging gut. Wenig später ging das zweite Boot auf Drift, und die Crew eines dritten ankerte um. Da der Wind schließlich noch um 180 Grad drehte und in die Bucht stand, haben wir dann den ungastlichen Ort verlassen und sind in die Marina in der Cala Renella umgezogen. Wir liegen nun in La Maddalena, dem Ort, der dem Archipel und der Insel den Namen gab. Nach dem nun wirklich verdienten Frühstück kommen wir zu einem entspannten Tag mit Stadtbummel und Restaurantbesuch.

Sonja und Martina haben für den nächsten Tag zwei Scooter gebucht. Wir begeben uns also auf eine kleine Inselrundtour. Die kleinen Scooter mit ihren Mini-Motörchen geben ihr Bestes, doch über 50 km/h kommen sie praktisch nicht heraus, was auch nicht nötig ist. Martin wackelt und eiert mit seinem Scooter anfangs wie üblich herum, da ihm als eingefleischtem Motorradfahrer der Tank zwischen den Knien fehlt, was ja eine ganz andere Krafteinwirkung ermöglicht. Auch fehlt ihm die Kupplung, mit der man ja den Krafteinsatz des Motors zusätzlich dosieren kann. Schlimmer noch, in manchen Situationen macht er eine Vollbremsung, weil er reflexhaft den gewohnten Kupplungshebel zieht, der beim Roller aber eine Bremse bedient. Aber es geht alles gut. Wir besuchen mehrere Buchten, eine mit einer netten Strandbar, erleben viel Landschaft und planschen zum Abschluss in einer wirklich hübschen, steinreichen Badebucht herum. Und Martina findet so viel Gefallen am Rollerfahren, dass sie prompt eine Proberunde dreht.

Mit dem Rollerchen brausen wir über die Insel, hier Sonja am Steuer und Martina als Sozia.
Sonja und Martina
Es gibt viele Wege an den Strand, auch solche. Und nicht nur das, an manchem Strand befindet sich auch eine Strandbar …
Fast einsamer Felsenstrand
Ohne die Roller hätten wir diese netten Orte gar nicht besuchen können.
Martina und Sonja bereiten sich auf einen Schnorchelausflug vor.

Etwas aufwendig erweist sich die Suche nach einer Tankstelle, die angestrebte hat sich anscheinend in ein Paralleluniversum verflüchtigt. Aber das muss nicht thematisiert werden 😉 Als wir dann eine gefunden haben, staunen wir, dass die beiden Rollerchen zusammen nur 1,5 Liter Sprit verbraucht haben. Umweltfreundlicher geht es kaum.

Am nächsten Tag steht der Wind günstig, und nach einem Kreuzschlag zwischen den Inseln Spargi und Maddalena geht es mit flotter Fahrt und voller Beseglung nach Bonifacio. Wie praktisch jeder Segler weiß, man sieht die Einfahrt in den fjordartigen Naturhafen wirklich erst, wenn man kurz davor steht. Ein Liegeplatz ist kein Problem und schon wenig später befinden wir uns auf einem Küstenwanderweg oberhalb der steil abfallenden und überhängenden Felswände, die die Südküste Korsikas in dieser Ecke charakterisieren. In der Ferne sieht man Sardinien, einige Inselchen, die Macchie duftet, der Felsen unter den Füßen scheint sich zu bewegen, die Sonne brennt. Zum Abend hin durchstreifen wir die Zitadelle, die Festungsstadt oberhalb des Hafens. Alte Häuser, kleine Straßen und Gassen. Martinas ausgegucktes TripAdvisor-Restaurant sagt uns dann gar nicht zu, wir suchen lieber ein anderes und finden dann auch eins. Was ja in Frankreich wahrlich nicht schwer ist. Natürlich probieren wir die Aubergine a la Bonifacienne, nicht schlecht, aber das scheint eben doch unspektakuläre korsische Küche zu sein. Dafür sind die vegetarischen Gnocchi, die Martina bekommt, allererste Sahne. Nur der Aperol Spritz fällt für sie als eingefleischte – autsch: eingeschworene – Vegetarierin aus, nachdem Sonja eher beiläufig erwähnt, dass die Farbe für den Aperol aus Läuseblut gewonnen wird.

Martina und Anke wechseln die Gastlandsflagge. Die italienische kommt runter und die französische steigt zusammen mit einer korsischen unter die Saling.
Wo geht´s rein? Wo ist die Einfahrt nach Bonifacio?
Hier vielleicht?
Anke, Sonja und Martina unterwegs
Die korsische Küste bei Bonifacio ist bestimmt nicht langweilig
Endlich mal ein vollständiges Gruppenbild
Bonifacio und die Qual der Wahl: Wo wollen wir Essen?
Bonifacios Hafen bei Nacht. Zugegeben, das ist nur der hintere Teil des Hafens.

Am nächsten Tag hat der Wind programmgemäß gedreht und wir schaukeln und rollen vor dem Wind zurück nach Südosten. Mit sehr wenig Platzreserve machen wir einen Badestopp zwischen den Felsen der Cala Lazzarina auf den Islas Lavezzi und laufen dann weiter an die Ostküste der Isla Buddelli. Hier wollen wir in Ruhe und Herrlichkeit den Tagesausklang genießen, doch verbringen wir zuvor runde anderthalb Stunden damit, einen vernünftigen Ankerplatz zu finden. Entweder hält der Anker nicht, oder es ist Posidonia im Weg (als berufliche Natur- und Umweltschützer können wir unseren Anker da natürlich nicht rein werfen), oder es ist zu flach. Irgendwann hängt das Boot dann doch sicher und fest am Haken und alles ist gut.

Felsige Budelli-Ufer
Bade- und Schnorchelspaß sind angesagt.
Rein ins warme Nass (29,8° C)
Noch ein paar Impressionen: #1
#2
#3

Am nächsten Morgen motoren wir mangels Wind die kurze Strecke nach Palau, wo uns Martina und Sonja verlassen werden. In den Hafen dürfen wir nur für begrenzte Zeit, es gibt keinen Liegeplatz für uns. Das Helferlein vom Hafen ist da offensichtlich anderer Meinung, und hebt eine der Muringleinen im falschen Moment an, mit dem Ergebnis, dass wir sie im Propeller haben. Martin kann sie schnorchelnd nur zum Teil abwickeln. Unser Tauchequipment ist nicht einsatzbereit, so bedarf es eines Tauchers und zusätzlicher 150 Euros, um die Leine zu befreien. Nach einem gemeinsamen Eis an Bord machen sich die beiden auf den Weg. Sie haben großes Glück, denn der ausgesuchte Bus fährt unerwarteterweise direkt bis zum Flughafen Olbia durch, und auch die beiden Flüge klappen pünktlich, so dass sie programmgemäß in Bremen landen und von Sonjas Mann abgeholt werden. Wir sind derweil umgezogen in den Hafen von Santa Teresa Gallura, da wir einen guten Ausgangspunkt suchen, um bei dem angesagten Wind morgen nach Bonifacio segeln zu können. Wir wollen da noch einmal hin, es soll am Wochenende dort nämlich ein Lichtkunst-Festival stattfinden.

Auf den Maddalenas

Da wir in Palau nicht bleiben konnten, sind wir noch ein klein wenig weiter bis Santa Teresa gegangen, um dort erst einmal zu nächtigen , Wasser zu bunkern usw. usw. Inzwischen sind wir natürlich deutlich weiter, und dieser Beitrag wird vor Anker bei Île Sainte Maguerite eingestellt. Bei den Tagebüchern hinken wir schrecklich hinterher (noch immer und bis auf weiteres), aber: Hier das nächste Tagebuch – einfach auf den Link klicken.

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Es grüßen Euch

Anke und Martin

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