Aktuell: Sizilien ist erreicht – und ein Zeitsprung zurück (3. Video)

Aktuell: Sizilien ist erreicht – und ein Zeitsprung zurück (3. Video)

Machen wir einen Zeitsprung in die Vergangenheit. In eine ehrlich gesagt gar nicht weit zurück liegende Vergangenheit, und dennoch alt genug, dass manche Erinnerung bereits verblasst. Ein Blick in die zahllosen Videos, die vor allem Anke gedreht hat, lässt sie wieder aufleben. Sie hat einen Teil der schon ans Unüberschaubare reichenden Schnipsel und Clips zu einem neuen Videobeitrag zusammen geschnitten, und heute sind wir soweit: „We proudly present the third video – Zeebrügge bis Boulogne!“ oder anders ausgedrückt: „Immer ist der Wind von vorn!“ 

Zugegeben, verglichen mit manch anderen Youtube-Spezi sind wir unvergleichlich langsam, sozusagen die Mutter aller Videoschnecken. Aber was lange währt wird bekanntlich ja auch gut. Und wir arbeiten daran, die Intervalle zukünftig doch zu verkürzen. Wir werden sehen.

Zurück in die Gegenwart: Die Wetterverhältnisse im Mittelmeer sind so eine Sache. Wir kennen Äußerungen, die da besagen, im Mittelmeer herrsche entweder kein Wind oder zu viel Wind. Man muss diese Aussage sicherlich ergänzen um die Feststellung: Und wenn es denn Wind brauchbarer Stärke gibt, dann kommt er stets aus der falschen Richtung, was für einen Segler bedeutet, er kommt von vorn. Ein weiteres Erschwernis sind die Mittelmeer-Wetterprognosen. Wenn diese eine Halbwertszeit von 12 Stunden erreichen, ist das schon allerhand. Eine 24-Stunden-Prognose ist bereits außergewöhnlich fragwürdig. Liegt das nach wie vor noch an Corona-bedingtem Datenmangel für die Wettermodelle der beruflichen Wetterfrösche, oder war das schon immer so? Tagelang haben wir nach einem geeigneten Wetterfenster für die Überfahrt nach Sizilien Ausschau gehalten, und stets hat es nicht gepasst. Zumal wir die knapp 160 Seemeilen – eine recht bescheidene Entfernung – möglichst segelnder Weise hinter uns bringen wollten. Auch Freund Dietrich, der uns zwecks Teilnahme an dieser Passage besuchte, wurde u.a. wegen dieser Probleme „Opfer“ und kehrte nach einer knappen Woche unverrichteter Dinge nach Deutschland zurück.

Dietrich ist gerade in Cagliari angekommen. Noch sitzen wir voller Vorfreude im Salon und genießen eisgekühlte Getränke – in dem Kühler auf dem Tisch befinden sich Eiswürfel aus Martins heißgeliebter Eiswürfelmaschine.
Seit Dietrichs Ankunft sind ein paar Tage vergangen. Das Wetter spielt nicht mit, und Dietrich muss unverrichteter Dinge abreisen. Ein Abschiedsfoto auf dem Steg der Marina von Villasimius, etwa 25 Meilen östlich von Cagliari gelegen.

Anke und ich diskutierten schließlich sogar die Alternative, an der sardischen Ostküste nach Norden zu gehen, irgendwo dort Richtung Festlands-Italien überzusetzen und uns dann längs des Stiefels in kurzen Etappen gen Sizilien vorzukämpfen. Durchaus frustriert und mit einigen Zweifeln entscheiden wir uns jedoch am Morgen unseres Startes, nicht wie am Vorabend beschlossen, die Lösung „Nordkurs“ zu verfolgen, sondern direkt nach Trapani zu gehen. Es sollte anfänglich vielleicht etwas Wind geben und später auf etwa dem letzten Drittel der Strecke. Nun, überraschenderweise gab es anfänglich mehr und besseren Wind als erwartet, und wir legten sagenhafte 25 Meilen unter Segeln zurück. Danach wurden einhundertfünfeinhalb Seemeilen motort. Das mit dem letzten Drittel hatte sich im wahrsten Wortsinne verflüchtigt. Erst rund 28 Meilen vor dem Ziel bekamen wir schwachen, zunächst unsteten Wind zu fassen. Und auch nicht aus der angesagten Richtung. So erwies sich unser etwas nach Nord vorgehaltener Kurs als kontraproduktiv und bescherte auch noch einen ungünstigen, sehr raumen Windwinkel. Doch egal. Nach einer schlafarmen Nacht kamen wir am Morgen gegen halb elf in Trapani an. Damit ist Sizilien erreicht, die Insel, auf der wir „überwintern“ wollen. 

Wir haben die Cala Carbonara bei Villasimius, die Bucht, in der wir die letzten Tage ankerten, verlassen. Der Leuchtturm der Isola dei Cavoli geleitet uns auf den rechten Kurs, zumindest in Martins Fantasie.
Welch eine Überraschung. Der für die Ostküste Sardiniens vorhergesagte schwache Wind ist kräftiger und beständiger als erwartet. Mago del Sur gleitet fröhlich über die Wellen und stetig voran. Noch ahnen wir nicht, dass uns endlose Motorstunden bevorstehen.
Es herrscht nicht gerade viel Verkehr, doch hin und wieder bekommen wir einen Frachter oder Tanker zu Gesicht. An der glatten Oberfläche der See lässt sich ablesen, dass es kaum Wind gibt, ergo: Wir motoren. Man könnte einwenden, wieso wartet ihr nicht einfach, bis es wieder Wind gibt? Das wäre zwar möglich, aber der doch recht sicher zu erwartende Wind würde uns nicht nach Sizilien bringen. Außerdem lauert südlich von Sizilien noch ein fieses Tief, das unkende Zeitgenossen schon zur Keimzelle eines Medicane ausgerufen haben. Die Wetterfrösche gehen im Gegensatz dazu zwar davon aus, dass es sich auflöst, aber man weis nie.
Fast die ganze Nacht lief die Maschine, aber um fünf Uhr morgens kann der Diesel endlich ruhen. Gemütlich zwar, aber zu unserer großen Freude unter Segeln (was ja auch eine bedeutend ruhigere Art der Fortbewegung ist), nähern wir uns in der Morgendämmerung Sizilien.
Trapani – Ansicht der Nordseite

Etwas erschöpft, doch glücklich und zufrieden, wünschen wir viel Spaß beim Betrachten des Videos. Und aus gegebenem Anlass fügen wir hinzu: Bleibt gesund und Freund Martin wünschen wir von Herzen gute Besserung!

Anke und Martin

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