Carloforte und Cagliari – Tagebuch vom 18.09. bis 06.10.2021
Die Saline von Carloforte: Vor einigen Jahren wurde die aufgegebene Saline wieder aktiviert. Einerseits als kulturelles Erbe, andererseits wegen ihrer Bedeutung für die Natur. Längs ihres westlichen Ufers wurde eine Straße des Salzes (Via del Sale) angelegt, ein Pfad, an dem durch zahlreiche Informationstafeln die Geschichte der Salzgewinnung nicht nur in Carloforte erläutert wird. Eine ausgesprochen interessante Wanderung für den, der sich mit solchen Dingen beschäftigen will. Neben der Straße, nun, es ist eher ein Weg, finden sich zahlreiche Überreste der einstmaligen Aktivitäten. Gleisanlagen, kleine Lokomotiven, Wägelchen, Förderbänder, Gerüste. Alles gemütlich vor sich hinrostend und verfallend.
Doch um den Erzählstrang des vorletzten Tagebuchbeitrags aufzugreifen: Wir befinden uns mit dem Wechsel nach Italien auch im Land der Freude und des Gesangs. Und es ist ja nicht so, dass sich das lebhaft gesprochene Italienisch, besonders bei Frauen in der Lautmalerei wie der zwitschernde Gesang eines Vögelchens anhört, nein, es ist vielmehr so, dass die Menschen hier bei jeder sich bietenden Gelegenheit singen, oder das gerade im Radio oder vom Handy gespielte Stück aufgreifen und mit eigenem Gesang begleiten. So bereits geschehen im Supermarkt in Carloforte. Bei unserem zweiten Besuch sang der Chef, der persönlich kassierte und auch viele der Räum- und Sortierarbeiten vornahm, ein fröhliches Liedchen, auch als er unsere Ware über die Kasse zog.
Nicht anders in einer Osteria in Carloforte, als der Kellner immer wieder in die im Hintergrund laufenden Schlager aus den fünfziger und sechziger Jahren einfiel. Womit bereits indirekt angedeutet ist, dass wir Carloforte nach einer Wanderung über die Straße des Salzes sowie einer ausgiebigen Fahrradtour verlassen haben.
Zwei Tage verbrachten wir in einer der Buchten bei Puerto Malfatano, wo ich 2009 auf freundlichere Winde für die Passage nach Mallorca wartete. Ein feines Plätzchen, ebenfalls in schöner Natur. Wir blieben daher auch länger als die ursprünglich geplante eine Nacht. Die weitere Etappe war etwas sonderlich, da uns der Wind einen Streich spielte. Je näher wir dem nächsten Kap kamen, desto mehr drehte er auf Ost und darüber hinaus, bis wir schließlich fast Süd liefen. Also schnell wenden. Danach ging es ein paar Minuten gut, danach schralte er und drängte uns immer weiter nach Nord, bis wir mehr oder weniger direkt auf die Küste bzw. das Kap zuhielten. Ursache war eine über uns hängende Wolke mit ihrem lokalen Windfeld. Was blieb übrig, wir motorten ein bisschen, bis der Wind sich wieder zur Kooperation herabließ. Dann konnten wir immerhin bis fast an die Stege der Marina segeln, ein ganz klein wenig verunsichert durch einen mit 20 Knoten um uns herum schießenden Renntri.
Cagliari ist an sich schon eine nur auf diese Stadt konzentrierte Reise wert. Viel Bausubstanz scheint in altem Zustand belassen und auf kräftig sanierende Hände zu warten. Manchmal täuscht es, den im Innern können die Häuser mit überraschender Qualität aufwarten. Vor allem hat die Stadt bis heute ihren Charakter behalten, auch wenn es hier in der Hochsaison von Touristen wimmelt. Lebendig sind die Straßen in der „Unterstadt“, weitaus ruhiger, aber für Freunde des Entdeckens wesentlich spannender sind jedoch die Wege und Winkel der Zitadelle, die mit der unteren Stadt durch eine eindrucksvolle Treppe verbunden ist.
Wir kaufen – nach einem ersten Fehlgriff – in kleinen Läden ein, die vor allem von Afrikanern, Pakistanis und Menschen aus arabischen Ländern aufgesucht werden, und die sehr preisgünstig sind. So erstehen wir auch unsere ergänzende SIM-Karte für den Routern in einem winzigen Laden aus pakistanischen Händen.
Mago der Sur liegt übrigens in der Marina del Sole. Ein sonniger Name. Die Marina wirkt ein wenig wie aus Resten anderer Marinas zusammengezimmert, aber sie hat ihren eigenen Charm und ist vergleichsweise günstig. Und sie bietet eine sich gerade entwickelnde Community, denn es finden sich mehr und mehr Winterlieger ein.
Martin und Anke