Der Große und der kleine Orca? Mallorca und Menorca
So oder so ähnlich muss man die Namen Mallorca und Menorca bei phonetisch korrekter Aussprache ja wohl übersetzen. Oder etwa nicht? Wahrscheinlich steht Orca im Alt-Insulanisch allerdings nur für Insel. Dann wäre es nur die große und die kleine Insel. Wie profan. Beide Inseln haben uns begeistert, auch wenn die paar Tage, die wir auf ihnen verbrachten, viel zu schnell vergingen. Zunächst lagen wir einige Tage in der Bucht von Santa Ponsa vor Anker und beschäftigten uns vor allem mit dem Generatorproblem. So blieb nur wenig Zeit, uns in der Umgebung umzuschauen. Highlights: Der Besuch eines archäologisch interessanten Geländes – hier gab es bereits steinzeitliche Siedlungen – sowie des Turms, der die Bucht vom Südwesten aus bewacht, einer der vielen Wachtürme, die die gesamte spanische Küste bevölkern. Und wir unternahmen einen Busausflug nach Palma, wobei wir den dortigen Königspalast besichtigten.
Ursächlich für die lange Zeit in der Bucht von Santa Ponsa war neben dem Generatorproblem der stets aus Norden wehende, starke Wind. Wir hatten schon Zweifel, ob ihm je die Puste ausgehen würde, aber plötzlich war es so weit. Kein Wind, ja sogar etwas achterlicher Wind.
Wir machten uns auf nach Puerto de Soller (die Schreibweisen der balearischen Ortsnamen und Ortsbezeichnungen sind sehr variabel. Man möge uns nachsehen, wenn diese dem einen oder anderen seltsam vorkommen. Wir haben sie jeweils unter Rückgriff auf verschiedenste Quellen nach bestem Wissen gewählt.) Bei der Dracheninsel konnten wir sogar mit Schiebewind segeln, das war es aber auch schon. Der Rest wurde motort. Am Ziel erschreckte uns das bereits eng gepackte Ankerfeld. Wir quetschten uns in Erinnerung an den geringen Tiefgang des alten Bootes weit nach hinten, soweit, wie irgend vertretbar, und fanden so ein noch ganz brauchbares Plätzchen. Leider sehr schwellig. So brachten wir nach einigen Tagen erstmals unseren Heckanker aus, einen leichten Fortress-Anker. Beim ersten Anlauf war das Ergebnis einerseits gut, die Rollerei war deutlich reduziert, aber wir hatten den Eindruck, dass unser Heckanker doch über den Grund schlurfte. Nachdem der Hauptanker durch einen anderen Ankerlieger aus dem Grund geholt worden war, mussten wir eh neu ankern, und beim erneuten Setzen des Heckankers beobachtete ich den Fortress mit Maske und Schnorchel. Es war unerwartet eindrucksvoll, wie der sich mühelos eingrub.
Puerto de Soller gefiel uns außerordentlich. Ein kleines, lebendiges (touristisches) Städtchen, abends angenehm ruhig. Per Tram zockelten wir nach Soller (ohne den Zusatz Puerto), dem „Hauptort“ und wanderten später wieder zurück. Natürlich besuchten wir in den nächsten Tagen auch alle Wachtürme rund um die Bucht. Na ja, zwei waren es. Jens und Dörte von der Tendrel-Aurelie mieteten gemeinsam mit uns ein kleines Auto. Das erlaubte Besuch der winzigen Siedlung Sa Calobra, von der aus wir nach einer kurzen Wanderung, u.a. durch zwei Tunnel, das meerseitige Ende der Schlucht Torrent de Paeis erreichten. Weiter ging´s zum äußersten Kap Mallorcas, dem Cap Formentor. Eindrucksvolle Fahrerlebnisse auf Traumstraßen für Motorrad- und Radfahrer bestimmten den Tag. Und da ei n Auto zur Verfügung stand, unternahmen Anke und ich den unvermeidlichen Großeinkauf. Wir fürchten, die beiden waren doch etwas erstaunt über die Mengen, die wir in das Autochen stopften, aber wir vier passten zum Schluss auch noch rein.
Von Soller ging es dann bei passendem Wetterfenster Richtung Menorca. Wobei wegen des ruhigen Wetters ein Zwischenstopp in der Cala de Puerto de Sa Calobra unvermeidlich war. Anfangs waren wir über unser endgültiges Ziel nicht sicher, aber wir liefen schließlich Ciutadella an. Es herrschte inzwischen reichlich Wind und die Fortsetzung nach Mahon am anderen Ende der Insel wäre ausgesprochen anstrengend geworden. Die Küste bei Ciutadella ist nicht hoch, aber steil und felsig. Nach wie vor hatten wir raue See. Erst erstaunlich spät, wir waren fast querab, ließ sich die Einfahrt in die natürliche Bucht von Ciutadella erkennen. Überraschend schnell beruhigten sich die Verhältnisse, je weiter wir in diesen malerischen Einschnitt hineintuckerten. Die Hafenmeisterin empfahl uns einen Liegeplatz weit drinnen. Gerne folgten wir der Empfehlung und haben es nicht bereut. Wir lagen am Fuß der Altstadt bzw. Zitadelle. Am Kai flanierten die Menschen, nicht einmal ein Steinwurf entfernt drei feine Fischrestaurants – bei allen saß man natürlich draußen, und vor Mago – sie lag mit dem Bug zum Kai – reihten sich malerische Häuser aneinander. Hier gefiel es uns so gut, dass wir schon in Gedanken das eine oder andere Häuschen kauften.
Der nächste Schlag brachte uns nach Mahon. zunächst auf einen Ankerplatz zwischen festungsbewehrten Inseln, dann per Muring zu bzw. an Christina. Christina ist eine von zwei schwimmenden Festmache-Inseln der Marina Menorca. Eine lustige Idee, die die Gemeinschaft und Geselligkeit unter den hier liegenden Besatzungen sicher fördert. Fast schon ein Zeichen, wir machten neben Christina und Peer von der Second Life fest, die wir schon von einem TO-Treffen 2016 in Warnemünde kannten, damals hatten wir uns im Rahmen des von der Yacht abgehaltenen Bluewater Symposiums kennen gelernt.
Auch Mahon hat uns mit seinen vielfältigen Eindrücken in seinen Bann geschlagen. Für Anke sicher das Wichtigste war jedoch ein Ausflug zum Gestüt Omnia. Hier besuchten wir eine Reit- bzw. Pferde-Show mit den typischen Menorquinern, der auf Menorca gezüchteten Pferderasse. Anke als Pferdenärrin war begeistert. Von den Tieren, von deren Charakter, von der Arbeit der Reiter und Reiterinnen – darüber konnte man nach der Show ein wenig fachsimpeln – aber vor allem von der Show selbst. Da waren Leistungen zu sehen, wie Anke sie noch nie zu Gesicht bekommen hatte. Leider war Fotografieren und Filmen während der Show verboten, was doch sehr schade war. Und die meisten der davor und danach gemachten Aufnahmen und Viseos sind auch nichts geworden.
Heute Abend bereiten wir uns auf den Start nach Sardinien vor. Die Passage wird so um die 190 bis 200 Meilen betragen. Das heißt, seit langem steht mal wieder eine Nachtfahrt an.
Grüße aus der Koje (wir schlafen schon mal auf Vorrat)
Martin und Anke