Ibiza und Mallorca – Tagebuch vom 15.08. bis 17.09.2021
Zugegeben, wir hätten in Alicante noch ein paar Jobs vergeben können, vorsichtshalber. Vor allem einen Check des Generators. Aber nachdem ich den neuen Öldruckgeber eingesetzt hatte, war ich überzeugt, dass jetzt alles funktioniert, schließlich war es in Lagos ja auch so gewesen. (Schon aus Erfahrung hätte ich es natürlich besser wissen müssen. …) Aber irgendwie wollten wir auch mal weiterkommen. Also verkrümelten wir uns bei halbwegs passendem Wind Richtung Altea, das wir als Absprungort für Ibiza ausgewählt hatten. Vor Altea überlegten wir noch, ob ankern oder in die Marina gehen, da beeindruckte uns das freudige Winken von Bord eines Sportbootes. Im Gegenlicht konnte ich nicht viel erkennen, aber ich winkte bei solch überwältigender Begrüßung selbstverständlich und natürlich freudig zurück. Anke auch, aber ihr fiel dann auf: „Die winken nicht, die brauchen Hilfe!“ Der Motor des Bötchens war ausgefallen. Wir waren natürlich sofort bereit, die gebotene Hilfe zu leisten und nahmen die angebotene Schleppleine wahr. Damit war auch entschieden, dass wir in den Hafen gehen würden. Dort bekamen wir zwar nur einen Liegeplatz am Tankstellenkai, aber besser als gar nichts.
Nach längerem Spaziergang bei einbrechender Dunkelheit erreichten wir eine vermutete Aufstiegsgasse in die Altstadt. Und aufwärts ging es von jetzt an, im Zick und Zack, dazwischen steile Stufen, dann wieder rampenartige Passagen. Die Häuser waren alt, waren nett und befanden sich durchweg in gutem Zustand. Nur ab und zu begegneten uns Menschen. Sonderbarerweise alle abwärts unterwegs, während wir uns in Schweiß gebadet aufwärts mühten. Der Lohn war es wert. Ein lebendiger Kirchplatz, ebenso lebendige Gassen ringsumher. Alles zwar touristisch, aber auch ausgesprochen schön und es gefiel uns. Und mit etwas Glück bekamen wir auch noch einen Tisch auf einer Dachterrasse, sodass wir mit Aussicht speisen konnten. Ein wenig haben wir bereut, dass wir nicht bleiben wollten, aber es gab ja eh keinen Liegeplatz für uns. Freundlicherweise spendierte der Club noch zwei Sekt für uns, eine auf den Tag terminierte Begrüßungsgeste (endet bekanntlich um 24:00 Uhr) – vielleicht auch Dank für die Schlepphilfe – wir wissen es nicht, die wir um 23:55 einlösten. Just in time.
Früh sind wir dann aufgebrochen. Deutlich später: Selbst nach dreißig Meilen ließen sich die Konturen des Festlandes noch erahnen. Zeitgleich zeigten sich vor dem Bug die ersten Schemen Ibizas. Der Wind war freundlich und setzte früher als erwartet ein, und das auch noch aus einem wunderbaren Winkel, sodass wir trotz der geringen Windstärke reichlich Fahrt machten. Wenige Meilen vor der Küste entschieden wir, anders als geplant, nicht in eine der ganz winzigen Buchten der Westküste Ibizas zu gehen, sondern bogen nach Norden ab, rundeten ein paar Felsen und ließen den Anker in der Cala Conta fallen.
Den nächsten Tag verbrachten wir hier, tourten ein wenig mit dem Dinghi herum, und frönten dem Badespaß, was bisher doch reichlich kurz gekommen war. Beim Abschwimmen der Kette und Blick auf den Anker begegnete ich einer der hübschen, kleinen, braunrot gepunkteten Quallen. (Leuchtqualle – Pelagia noctiluca, wie wir inzwischen wissen.) Leider eine etwas zu dichte und reichlich feurige Annäherung. Gut, dass ich meine Taucherbrille aufhatte. Das hätte im Sinne des Wortes ins Auge gehen können. So traf es nur meine Wange.
Nach zwei Tagen zogen wir um. Erst in die Cala Blanco, die landschaftlich sehr hübsch ist, aber uns eine der rolligsten und unruhigsten Nächte bisher bescherte. Von dort zurück zum sogenannten Puerto San Miquel. Gestern hatten wir es hier bereits versucht, aber es war uns hier zu eng. Heute nun, gegen Mittag, war es kein Problem, einen Ankerspot mit ausreichendem Schwojraum zu finden. Wir genossen diese kleine Bucht mit Freude. Besuchten einen der historischen Aussichts-/ Wachtürme in der Nachbarschaft und nahmen am Abend wirklich schmackhaften Grillfisch in einem der wenigen Strandrestaurants zu uns. Anke Sardinen, ich Dorade. Das Grillen am offenen Feuer erinnerte uns stark an die denkwürdige Grillkunst in Puerto Pyramide in Argentinien. „Un aplauso para el asador!“ konnten wir nur kommentieren. Etwas ärgern tat im Anschluss nur der Generator, der sich weigerte Strom zu generieren. So stellte sich die Frage, wohin denn nun? Unsere Wünsche in den Vordergrund stellen, oder technische Notwendigkeiten?
Der in dieser Gegend so wechselhafte und unbeständige Wind passte für die nächsten Stunden, und so brachen wir nach erneuter Kontrolle der aktuellsten Wetterprognosen auf mit dem Ziel Mallorca. Zunächst brummelte die Maschine. Gut, gut, das füllt die Batterien. Die im Osten immer sanfter werdenden, bewaldeten Hügel Ibizas zogen vorbei, ein Leuchtturm, der geringelt war wie die Zuckerstangen auf der Kirmes, und dann war es nur noch das Mittelmeer. Etwa drei Sekunden ließ ein unkooperativer Delfin seine Rückenflosse sehen. Ansonsten nix. Und an Martins Angel hatte auch kein Fisch Interesse. Unkooperatives Pack.
Beim Landfall vor Mallorca änderten wir erneut unser Ziel. Statt der geplanten winzigen Ankerbucht suchten wir nach einem Hafen oder einer Marina, auch wegen des Generatorproblems. Im ersten fanden wir keinen Platz und bekamen eine Empfehlung für Santa Ponsa. Nach einer spannenden Abkürzung zwischen wahrhaft dicht beieinander stehender Felsen drehten wir in diesen Hafen ein. Und der ist einer der beeindruckendsten Naturhäfen, die man sich denken kann. Eine schmale, felsige, langgestreckte Bucht, die Hänge üppig grün, die Bebauung nur spärlich wahrnehmbar. Über den Preis des Vergnügens schweigen wir gnädig. Am Abend machte ich noch mein „Seepferdchen“ im Hafenbecken, da unsere neue, faltbare Gangway sich unter mir zusammenfaltete. Auf Deutsch, ich bin ins Hafenbecken gestürzt, samt Landstromkabel. Hilfe in Form eines kräftigen jungen Mannes nahte schnell, und so bedurfte es keiner Leiter, ich wurde einfach so herausgezogen. Mit dem Ergebnis, dass ich erstmal unser angeblich wetterfestes Landstromkabel, besser dessen Stecker, mühsam trocken legen musste. Aber man gönnt sich ja sonst nichts.
Bis Puerto de San Miquel reicht das nun eingestellte Tagebuch, einfach hier klicken oder unter den Reisebeschreibungen suchen. Wollten wir nur einmal beiläufig erwähnen.
Trotz Hafenbades grüßen unerschrocken
Martin und Anke