Kunst, Kultur, Architektur – Porto und Lissabon
Bereits in Porto waren wir zur Auffassung gelangt, dass man in dieser faszinierenden Stadt eigentlich ein, besser zwei Wochen verbringen müsste. Und das nicht nur des Portweines wegen. Wieso wollen wir die Küsten entlang hetzen, wo wir uns doch bereits entschieden haben, eine Mittelmeerrunde einzulegen und erst Ende 2022 über den Teich zu gehen? (Bis dahin sollten alle Corona-Unwägbarkeiten doch Geschichte sein.) Dennoch, wir wollten weiter. In einem kleinen Schlag über Nacht sind wir von Porto nach Cascais gesegelt.
Freunde hatten uns zuvor von den jüngsten Orca-Begegnungen berichtet. Anke hat dann auf einschlägigen Seiten recherchiert und festgestellt, dass z. Zt. alle aktuellen Orca-Sichtungen nach wie vor aus dem Bereich der Straße von Gibraltar und der Algarve-Küste stammen. Auf unserer Etappe war daher voraussichtlich nichts zu befürchten. Bei den Orcas, die die Seglerwelt in den letzte Monaten in Unruhe versetzen, scheint es sich um eine relativ gut abgrenzbare Gruppe zu handeln. Wen die Thematik interessiert, und wer sich über die aktuelle Situation informieren möchte, der schaut am besten auf die Seite https://www.orcaiberica.org/ nach.
In Cascais haben wir uns zunächst auf den Ankerplatz verholt. Etwas schwierig erwies es sich allerdings, mit dem Dinghi anzulanden. Nirgends war ein Beiboot eines armen Ankerliegers gerne gesehen. Wir hatten das Glück, dass wir aus Pfiffen und Zurufen einiger junger Männer am Fischer-Kai erkannten, dass ihnen ein Fußball ins Wasser gefallen war und davon trieb. Selbstverständlich haben wir den Ball gerettet, und ebenso selbstverständlich war danach klar, dass wir unser Dinghi am Fischer-Kai belassen konnten.
Unser Landgang führte uns zuerst zur Marina. Die sah auf den ersten Blick gegenüber 2009 erschreckend vernachlässigt aus. Andererseits wurde allerorten gebaut und modernisiert. Möglicherweise sind zahllose der alten Geschäfte Corona-bedingt in die Insolvenz gegangen, aber es gibt erkennbaren Aufbruch. Bald wird es wieder top aussehen. Etwas überrascht haben uns die hohen Preise der Marina. Trotz all der aktuellen Schwächen wird ordentlich zugelangt. Eine Nacht hätte uns rund 86 Euro gekostet, da bleiben wir lieber vor Anker.
Für Überraschung am Ankerplatz sorgte dann der Generator. Er war bereits in Camarinas mehrmals nach 20 bis 30 Minuten mit der Fehlermeldung „Mangelnder Öldruck“ ausgestiegen. Martin hatte daraufhin den Ölstand kontrolliert und Öl aufgefüllt. Danach stieg er sofort aus. Fehlermeldung: „Mangelnder Öldruck“. (???!) Der Skipper freut sich, es ist immer was zu tun.
Nach einigen Überlegen sind wir daher den Tejo hinaufgesegelt. Beim Doca de Alcântara haben wir gar nicht erst lange per Telefon oder Funk nachgefragt, sondern sind einfach rein. Was auch gut war. Man hätte uns sonst wegen Baggerarbeiten möglicherweise abgewiesen. Aber wenn man schon mal da ist, finden sich stets Möglichkeiten, so auch in unserm Fall, und wir konnten bleiben. Was uns sehr freut, denn wir waren schon 2004 mit Just do it hier. Und zur besonders großen Freude gibt es auch heute noch wie damals den guten Carlos. Den Freund der Gastlieger. Carlos tauchte am Sonntag-Abend gegen halb neun auf und nimmt zwei unserer Gasflaschen mit. Er kennt Mittel und Wege, sie aufzufüllen. Und die nutzen wir gerne.
Sonst bleibt nur festzuhalten, dass Lissabon ein Mekka der Kunst, der Architektur und der Technologie ist, wie es der Innenarchitekt benennt, der uns am Ufer des Tejo zwei Caipis serviert. Und das heißt, man könnte hier problemlos ein, zwei, drei oder mehr Wochen verbringen. Kommt einem irgendwie vertraut vor.
Auch über Lissabon sind wir mittlerweile hinaus. In einem flotten Schlag sind wir inzwischen nach Lagos gelangt. Hier schließt sich für uns ein kleiner Kreis. Lagos und die benachbarte Bucht von Alvor waren für uns in 2004 die Stätten, an denen wir dem Zwang des ständig Vorwärts-Müssens entkamen und zum ersten Mal längere Zeit an einem Ort verbrachten. Und zum ersten Mal die Überzeugung gewannen, dass unsere damalige Entscheidung, zu einer wirklich großen Reise aufzubrechen, als eine richtige Entscheidung anzusehen.
Es grüßen Euch aus dem heute sagenhafte 30° C warmen Lagos – wir wollten an derartiges gar nicht mehr glauben –
Anke und Martin