Estructuras

Estructuras

Gleich zu Beginn etwas provokativ: Ist das nun Struktur? Ist das Kunst? Womöglich Resultat einer Performance? Oder was … ? Irgendwo auf Teneriffa (01.11.2023)

Estructuras structures – Strukturen. Strukturen begegnen uns überall und ständig. Strukturen können oberflächlich sein, zweidimensional und genausogut dreidimensional. Und denkt man die Zeit mit und nutzt sie für rhythmische Erscheinungen, lässt sich sogar die vierte Dimension einbeziehen. Strukturen können fein und kaum wahrnehmbar sein und grob. Sie können an Materie gebunden sein, und sie können immateriell sein. Sie können gliedern und ordnen, sogar Hierarchien abbilden. Sie können statisch und scheinbar unveränderlich sein und sie können dynamisch sein und Prozesse steuern. Strukturen können faszinieren.

Auch wenn unsere Reise möglichst offen, spontan und nur in groben Zügen geplant sein soll, müssen wir uns doch jahreszeitlichen Rhythmen und den damit verbunden Wetterverhältnissen beugen, was unseren räumlichen Bewegungen und Möglichkeiten zweifellos auch Struktur verleiht. Genauso wie der Wechsel von Tag und Nacht unserem Alltag Struktur verleiht, besonders auf langen Passagen, wenn wir in der Nacht unsere geregelten Nachtwachen gehen. Auch Mago verleiht unserer Reise Struktur, durch regelmäßig erforderliche Wartungsarbeiten beispielsweise, wobei nicht zu verleugnen ist, dass sie eine Neigung zu chaotischen Strukturen hat: Mit „Katastrophen“ und außergewöhnlichen, ungeplanten und ziemlich unerwünschten Schäden, Aussetzern und kleine Gemeinheiten überrascht sie uns in schöner Unregelmäßigkeit und gerne auch mit kumulativen Höhepunkten.

Nun ja. Brechen wir das Thema runter auf das visuelle, ablichtbare Spektrum der Strukturen. Sie begegnen uns auf Schritt und Tritt, oft unscheinbar und uninteressant und dann wieder spannend und gelegentlich derart – ja, wie soll man es beschreiben – derart „ambitioniert“, dass man darin genauso gut das Werk eines Künstlers sehen könnte und die Idee auftaucht, ein solches Foto spaßeshalber in einen Blogbeitrag zu schummeln, der sich mit Kunst und Kunstwerken beschäftigt.

Im Laufe der Reise sind, wie nicht anders zu erwarten, Hunderte Fotos von Strukturen entstanden. Eine kleine Auswahl zeigt dieser Blogbeitrag. Und bevor ich, Martin, mich damit herumplage, diese Auswahl nach irgendwelchen Kriterien zu sortieren und zu gruppieren, habe ich mich kurzerhand entschlossen, die Fotos einfach chronologisch zu belassen. In diesem Sinne, besser in dieser Folge: Auf geht´s!

Borke einer uralten Kiefer auf Teneriffa (01.11.2023)
Oberfläche der Kaimauer. Hafen von La Palma (03.12.2023) – Zeugnis von Vergänglichkeit
Metall, profiliert, farbbeschichtet. Abschirmung (Bauzaun), La Palma (03.12.2023)
Feine Risse und Schimmel auf Mauerwerk, La Palma. (03.12.2023) Mit geringsten Mitteln und doch – Natur nagt an allem, gestaltet überall.
Dique volcánico – In Stein fixierte Struktur. Reste eines vulkanischen Walls am Hang des Pico Bejenado, La Palma. Ein Zeugnis von Bewegung und Veränderung vor ewigen Zeiten. Scheinbar statisch und doch nicht ewig. (08.12.2023)
Kiefernborke, vergehende Ritzungen. In den Wäldern von La Palma (09.12.2023)
Durchdringung? Oder kaschiert der gemalte Putz? La Palma, Nordküste. (10.12.2023)
Ist Schrift Struktur? Schwindende Lettern auf rauher Oberfläche einer aus Sedimentgestein geschnittenen Platte. La Palma, Nordküste. (10.12.2023) – „Ich will dich“ – leidenschaftlicher Ausdruck eines Begehrens, möglicherweise ebenso vergänglich wie diese Schrift. Nachtrag: Die korrekte Übersetzung lautet: „Ich liebe Dich“. Doch ich, Martin, Verf. dieses Bildkommentars, kann nicht umhin, die wörtliche Übersetzung gefällt mir besser.
Ein Netz. Eine hölzerne Wand. Fischercamp, La Palma, Nordküste. (10.12.2023)

Und warum trägt der Beitrag einen spanischen Titel? Nun ja, einfach, weil das Wort Estructuras einen besonderen Klang hat, mehr auffordernd, Aufmerksamkeit heischend als ein simples „Strukturen“. (Ein kleiner Zwischenruf d. Verf.) Und dies ja erkennbar ein Einschub ist, seir ergenutzt, um das Beitragstitelbild zu erläutern: Edelstahlbleche, behämmert (?!), Fassadenelemente irgendwo im Dunstkreis von Museo Elder de Sciencia y la Tecnología und Plaza Comandante Ramón Franco. Las Palmas, Gran Canaria (31.03.2024)

Torre del Conde, San Sebastian, Gomera. Festungsturm. (17.12.2023)
Zunächst langweilig, doch dann spannend. Die simple Wiederholung des Trockenmauerwerks mit sorgsam geschnittenen Natursteinen. Die jeweils individuelle und sich doch scheinbar wiederholende Struktur des Gesteins, seiner Bestandteile. Schließlich ein leicht zu übersehendes Muster. Menschlicher Gestaltungs- oder Mitteilungsdrang. Eher letzterer – Abschluss der Bühne / Mauer des Freilufttheaters im Parque de la Torre del Conde, San Sebastian, Gomera. (17.12.2023)
Hinterlassenschaft am Castillo del Mar. Vallehermoso, Gomera (19.12.2023)
Der Stamm eines Drachenbaums erlaubt aufgrund einer umlaufenden Schädigung Einblick in seine innere Beschaffenheit. Es erstaunt, dass eine solch seltsam und fragil erscheinende Struktur die Fortsetzung des Stammes und eine ganze Baumkrone tragen kann. Playa de Santiago, Gomera (20.12.2023)
Flechten. Garajonay, Gomera. (23.12.2023)
Chaotische Struktur. Unterhalb des Monumento Antorcha Olímpica. San Sebastian, Gomera (27.12.2023)
Geordnete Struktur. Zaun oder Sichtschutz. Agulo, Gomera (10.01.2024)
Erodierter Boden mit Trockenrissen. Spuren von Laufschuhen. Juego de Bolas, Gomera. (10.01.2024)
Akzente. Kapelle auf dem Mirador de Igualero. Gomera. (14.01.2024)
Bearbeiteter Stein. Irgendwo im Innern von Gomera. (14.01.2024)

Ausdruck von Zeit. Jahr für Jahr. Zugleich Veranschaulichung des Vergehens. Geschnittener Baumstamm. Salinas de Fuencaliente, La Palma (03.02.2024)

Spuren der Zeit 2. Auflösung. Baumstamm. Salinas de Fuencaliente, La Palma (03.02.2024)
Geologenparadies. Abbruchkante an einer Straßenböschung. La Palma. (04.02.2024)
Noch Struktur oder einfach natürlicher, sich wiederholender Vorgang? Auch Wiederholung ist Ausdruck von Struktur. Dunkle Kiesel, schwarzer Sand. Strand. Im Norden Gomeras. (22.02.2024)
Schichtholz. Alternd. Bei der Kellerei Altos de Chipude. Gomera (24.02.2024)
Borke und Flechten. Uralter Wacholder, El Hierro. (10.03.2024)
Rost. Korrosion. Oxydation. Drei Begriffe, derselbe Prozess, das gleiche Resultat. Gleich? Unsichtbare Variationen im Ausgangsmaterial, kleinste Abweichungen äußerer Einflüsse, Folge: Ungleichheiten im Ergebnis – Struktur. Mirador de Jimana. El Hierro (10.03.2024)
Irgendwo in der Stadt. Las Palmas, Gran Canaria (19.05.2024)
Geologenparadies 2. Abbruchkante an einer Straßenböschung. Juego de Colores / Farbenspiel, La Tarta / die Torte. Teneriffa (14.10.2024)
Harz, Ruß, verbrannte Borke, Borke. Kanarische Kiefer. Waldbrandgebiet im Norden Teneriffas. (23.11.2024)
Schuppen. Saint-Pierre, Martinique (26.06.2025)
Objekt. Oberfläche. Ausschnitt. Ausstellung im ehemaligen Justizpalast, Fort de France. Titel des Objekts und Künstler leider nicht erfasst. (28.06.2025)

Notdürftige Verbretterung. Projektionsfläche für den Drang, sich auszudrücken. Fort de France, Martinique (28.06.2025)

Bretter. Hütte auf Krasky. Los Roques (12.07.2025)
Schuppen. Krasky. Los Roques (12.07.2025)
Sand. Strand im Osten von Dos Mosquises Sur (24.07.2025)
Kupfer, Oxidation, Kalk, Plexiglas und Wasser. Vergammeltes Solarthermiepanel. Worpswede (04.09.2025) Kunst? Oder kann das weg? Schwer zu klären, da Urheberschaft unklar. Jeder Anspruch auf Urheberschaft wurde bislang negiert. 😉
Schatten der Urheber und Gestein auf der südlichen der Mosquises-Inseln. Müsste man aus der Luft betrachten. Es scheint als hätte das angehäufte Gestein Struktur. Siedlungsspuren? (24.07.2025)

Um deutlich zu machen, dass wir von Curacao aus den Schritt in die Heimat gemacht haben, ist noch ein Foto aus Worpswede untergeschummelt. Zu Curacao und Worpswede demnächst mehr. Nach all den Strukturideen begeben wir uns für eine gewisse Zeit in eine unstrukturierte Pause 😉

In diesem Sinne
Martin und Anke

***

Tipps und Hinweise

Mit unregelmäßiger Regelmäßigkeit verfassen wir Tipps und Infos zu den unterschiedlichsten Themen, die das Fahrtenseglerleben betreffen. Daher ruhig mal auf den anderen Seiten und Unterseiten reinschauen. Da wir uns gerade auf einen Vortrag bei Bobby Schenk vorbereiten, sind wir über einen Text gestolpert, den wir vor einigen Jahren geschrieben haben, und der auf der Seite Story und Tipps / Sailors Tipps eingestellt. Das spannende Thema ist Sturm: Stürme – Erfahrungen auf der letzten Weltumseglung. Bei Interesse einfach mal auf den Link klicken.

Noch nicht wahrgenommen? Unsere Seite besitzt eine Abo-Funktion: Wer in Zukunft keinen Beitrag verpassen will, kann den Blog abonnieren, und das geht mit Hilfe der Seite Kontakte, oder indem man – ganz einfach – hier klickt.

Kunst, Museales sowie Strukturen begegneten uns auf unserer letzten Reise an den verschiedensten Orten. Wir schildern Begegnungen, Entdeckungen und Erlebnisse und vieles andere in dem Buch, das unsere Weltumsegelung von 2004 bis 2009 beschreibt. Eine Weltumseglung mit einer Aluminium-Reinke Super 11. Informationen zum Buch und wie Ihr die PDF bestellen könnt, findet Ihr unter diesem Link, also einfach auf diesen Satz klicken.

Das Buch unserer Weltumseglung von 2004 bis 2009:
Just do it – von der Weser in die Welt
323 Seiten, durchgehend mit farbigen Fotos bebildert, diverse Karten, hier und da Einschübe zu besonderen Aspekten, die uns beschäftigten und ein Anhang mit gelegentlich launigen Begriffserklärungen.

Vorerst nur als PDF verfügbar. Das Coverfoto des Buches zeigt Just do it in der Caleta Beaulieu im Beagle-Canal.

Wie Bobby Schenk schreibt: „Ein großes Buch, das pure Lese-Freude schafft. Es ist wahrscheinlich das beste aller Weltumsegelungs-Bücher (vielleicht sogar besser als meine eigenen…)“

2 Gedanken zu „Estructuras

  1. Bonjour Ihr lieben Seefahrer!
    Als jahrelanger treuer Leser genieße ich ja jeden Eurer immer interessanten Beiträge und die schönen Fotos. Die Strukturen haben mir aber eben besonders gut gefallen!
    Sehr schöne Idee und tolle Motive!
    Ich selbst hatte 1977 im ABI Kunst Leistungskurs, Film und Fotografie. Auch wenn ich beruflich in der KFZ-Technik hängengeblieben bin, begleitet mich das Fotografieren und im weitesten Sinne die Kunst durch mein ganzes Leben.
    Strukturen, Farben und Flächen sind Themen die mich auch sehr interessieren.
    Hab ein paar wenige Bilder unter Stefan Gilles in der Fotocommunity, wo ich aber aktiv nichts mehr mache, weil mich die ganze Daumen hoch-Clickerei und Danksagungen nerven. Wir, Regine und ich nähern uns langsam wieder dem Saisonende an Bord. Sind seit kurz nach Ostern unterwegs und haben dieses Jahr , Normandie, Seine, Paris als Themen gehabt. Interessant und alles gut gelaufen. Leider begleiteten uns durch den Sommer mehrere langanhaltende Starkwindphasen mit für unser 32 ft. Motorboot zu starkem Seegang, und auch die Sonne hielt sich mit sommerlichen Wohlfühltemperaturen zurück. Euch liebe Grüße aus Barneville-Carteret/Normandie mit Blick auf die Kanapinseln wo unser treues Seepferd Nautic demnächst wieder seinen Winterschlaf antreten soll!
    Stefan + Regine
    MY Nautic, WYC Wiesbaden

    1. Lieber Stefan,
      vielen Dank für Deinen Kommentar. Wir haben uns sehr gefreut, von Dir bzw. Euch zu lesen und Dein Kommentar hat uns sehr gefreut. Kunst Leistungskurs, und das im Jahr 1977! Das ist schon toll. Solche Möglichkeiten gab es auf unserem Gymnasium nicht.
      Aber schön auch, dass Du schreibst, dass Kunst und Fotografie Dein Leben begleiten. Bei uns ist es ähnlich. Hatten erst vor wenigen Tagen eine spannende Begegnung mit Prof. Rolf Nobel, der in Hannover eine tolle Ausstellung zum Thema „Arbeiter des Meeres“ macht. In der ehemaligen Eisfabrik. Wir schauen immer wieder gerne. Und sind gespannt, was uns als nächstes begegnet.
      In diesem Sinne liebe Grüße, Martin und Anke

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