Nach La Palma
Nach all den Ausflügen wieder an Bord und ohne den Zwang, das Auto zu nutzen, rufen sogleich ein paar kleine Bootsarbeiten. Beispielsweise ist das Bürkert-Ventil des Wassermachers an das Amel-typische „Bonding“ anzuschließen, dessen physikalische Logik sich mir bis heute nicht wirklich erschlossen hat. Falls jemand aufklären kann, bitte gerne. Weiter ist der Hauptseewasserfilter zu säubern – unerwarteterweise ist der kaum verschmutzt – die Arbeit war umsonst, na und dies und das ist zu tun. Und – großes Ausrufezeichen – Anke bekommt das Iridium Go Exec ans Laufen. Schon fast peinlich: Ursache aller Probleme mit dem Iridium war eine lächerliche Einstellungsfrage. Da hatten wir schlicht eine falsche Empfehlung erhalten. Am letzten Tag vor unserem unvermeidlichen Auslauftermin – die Amarilla Marina hat uns nur einen zeitlich befristeten Liegeplatz bieten können – stellen wir fest, dass sich der Ruderquadrant abgesenkt hat und auf dem darunter angebrachten Bodenbrett schleift. Das ist schnell geregelt, aber ich knalle die Haltebolzen des Quadranten derart an, dass mir nachher einige Tage lang Hand und Ellenbogengelenke schmerzen.
Und dann steht auch schon die Überfahrt an. Die Fahrt nach La Palma. Rund 75 Seemeilen, die wir gerne im Hellen zurück legen wollen. Präziser: Die Ankunft soll noch im Hellen erfolgen, was unangenehm frühes Aufstehen bedeutet. Doch genug der Worte, Bilder genügen.
Es gelingt uns tatsächlich, noch in der Abenddämmerung in den Hafen von La Palma einzulaufen, aber dort zieht es sich episch hin, bis wir auch in die eigentliche Marina einfahren können. Der Marinero ist mit einem unerfahrenen Helferlein allein und kann nur drei Boote am Stück abfertigen. Da wir nicht als einzige hier aufgeschlagen sind, müssen wir uns „anstellen“. So sind wir zwar im Hellen angekommen, aber das ganze Hafenprozedere spielt sich im Dunkeln ab.
Zwei Tage später sitzen wir bereits im Flieger nach Madrid, und kurz darauf nach Düsseldorf.
Die Ankunft in Worpswede war denkwürdig. Während ich nur die Heizung im Kopf hatte: „Schnell hochdrehen“, tat Anke, wie es ihre Art ist, einen gründlichen Rundumblick: „Hier tropft´s von der Decke!“ Willkommen in der Heimat! Man hatte den Eindruck, Wetter und Bauträger schienen der Auffassung, Wassersportler brauchen Wasser. Ganz so konnte es aber nicht sein, denn auch die Nachbarwohnung erwies sich als betroffen, und entlang der Leitungen der Solarthermieannlage lief das Niederschlagswasser einmal von ganz oben nach ganz unten nicht nur durch das Gebäude, sondern auch direktemang durch die Heiztherme. Wie meinte wenig später ein Segelkollege: Wenn Du auf Langfahrt gehst, sollst Du alles zu Hause los lassen. Da hat er wohl mehr als recht.
Es folgen zwei sehr dicht mit Terminen und Aufgaben angefüllte Wochen. Privates kommt viel zu kurz. Immerhin können wir einen kurzen Abstecher zu Freund Kaspar einbauen und den x0sten Geburtstag von Ankes Schwester mitfeiern – wenn wir ehrlich sind, das war der entscheidende Anlass für den Deutschlandabstecher.
Da es mit den Flügen gerade so passte, bot sich natürlich der Besuch von Mitgliederversammlung und Festabend des Trans-Ocean an. Ob der Besuch des TO-Festabends mit Mitgliederversammlung nun als privates Vergnügen durchgeht oder Verpflichtung? Nun ja, eine gewisse Verpflichtung war es, da ich die Laudatio auf die Preisträger des Ocean Award halten sollte. Um ehrlich zu sein, es war mir eine große Ehre, Rui und Renaud zu würdigen. Und wenn ich nicht gesundheitlich leicht angeschlagen gewesen wäre, wäre es sowieso das reinste Vergnügen gewesen. So viele Freunde und Bekannte waren gekommen. Bobby Schenk stellte seinen neu gestifteten Preis vor, und Jimmy Cornell hielt am Sonntagmorgen noch einen spannenden Vortrag über die sich ändernden Bedingungen auf Langfahrt – der Klimawandel ließ grüßen.
Martin bei der Laudatio auf Renauld und Rui. Es macht ihm sichtlich Spaß und die Würdigung der beiden und ihrer herausragenden Leistung für die Segel-Community war ihm – auch als „Betroffener“ – ein Herzensanliegen. (Foto: Volker Kölling – © Trans-Ocean e.V.)
Ganz zum Schluss gab es für Martin noch eine echte Überraschung: Ehrenrat und Vorstand haben seine Leistungen als Vorsitzender 2012 bis 2019 mit der Ehrenmitgliedschaft gewürdigt. Von links: Carsten Matthias (Vorstandsmitglied Bereich Digitales), Martin, Egon Lutomsky (langjähriges Vorstandsmitglied, stellvertretender Vorsitzender a.D. und zweimal wegen Ausfall des Vorsitzenden de-facto Chefe), der aktuelle Vorsitzende Marcus „Mauerblümchen“ Warnke. (Foto: Volker Kölling – © Trans-Ocean e.V.)
Die Tage vergingen wie im Flug, und schon standen wir wieder am Counter des Flughafen Düsseldorf. Mit viel Glück schleuste uns der diensttuende Holländer durch, ohne Übergepäck zu monieren, wir hatten unter anderem schwergewichtige Ersatzwinschen für Freunde in unseren Reisetaschen, und schon ging es zurück in den sonnenverwöhnten Süden. Dachten wir. Die Richtung stimmte, doch etwas ungewöhnlich waren die Wetterverhältnisse.
Nicht wirklich erstaunt stellen wir fest, dass schon wieder ein Jahr vergangen ist. Ein Jahr voller Eindrücke und Erlebnisse. Und ungefähr ein Jahr ist es her, dass wir in Hamburg einen netten Besuch in einem uns bis dahin völlig unbekannten Ton-Studio machten. Das Ergebnis war ein Podcast.
Und zum quasi einjährigen Jubiläum erlauben wir uns, diesen Podcast noch einmal zu verlinken. „Wie segelt man um die Welt?“ war das Thema, über das wir mit Nikolaus Gelpke (Mare Verlag) und Katrin Krämer (Radio Bremen) austauschen konnten. Auf diesen link klicken, dann nach unten scrollen, auswählen und reinhören.
Zu guter Letzt möchten wir auch mal wieder auf die Möglichkeit eines Abos hinweisen: Wer in Zukunft keinen Beitrag mehr verpassen will, kann unseren Blog abonnieren, und das geht einfach über die Seite Kontakte, oder viel einfacher, indem man hier klickt.
Liebe vorweihnachtliche Grüße aus dem bereits kräftig herausgeputzten Santa Cruz de La Palma
Anke und Martin
4 Gedanken zu „Nach La Palma“
Hallo Martin und Anke,
Glückwunsch an Euch beide zur Auszeichnung von TO.
Mit ist schon klar, dass formal nur Martin Ehrenmitglied wurde; doch erfahrungsgemäß werden herausragende Leistungen oft dadurch begünstigt, dass die Partnerin so ein Engagement mitträgt und dem „Frontsänger“ den Rücken freihält.
Für die nächste Zeit wünschen wir Euch viel Vergnügen auf der reizvollen Wanderinsel La Gomera.
Beste Grüße
Andreas mit Heike
Lieber Andreas, liebe Heike,
das habt Ihr schön gesagt. Ohne Anke wäre vieles nicht möglich gewesen, daher begreifen wir die Ehrenmitgliedschaft als gemeinsame Auszeichnung. Und herzlichen Dank für die Glückwünsche.
Ähnlich ist es ja auch mit unserer Stützpunkttätigkeit. „Offiziell“ bin ich, Martin, Stützpunktleiter, doch wir machen das natürlich gemeinsam und jeder bringt seine Fähigkeiten und Kenntnisse ein.
Liebe Grüße, Martin und Anke
buenas tardes Anke und Martin,
schön dass ihr wieder gesund und munter in La Palma angekommen seid. Die vergangenen Tage und Wochen waren ja nach eurem Report ziemlich abwechslungsreich, um´s mal nett auszudrücken. Glückwunsch zur Ehrenmitgliedschaft! Ehre wem Ehre gebührt.
Ich war am vergangenen Mittwoch in München bei der lokalen TO Versammlung, wobei auch der halbe TO Vorstand anwesend war. Wolfi Quix wurde geehrt, und Bobby Schenk sowieso. Wir saßen nebeneinander und hatten uns viel zu erzählen. Wir waren ja auch auf einigen seiner Blauwasser Seminare in HH usw. War nett und spät, für mich vom Bodensee ein bißle weit für regelmäßige Besuche zu fahren. Wie bei euch.
Nun die große praktische Frage: Du beschreibst bei Euch an Bord das Iridium Go exec als Kommunikationseinrichtung. Wohltuend, mal nichts von Starlink bei euch zu lesen. Oder etwa auch schon in der Planung? Mich interessieren Eure praktischen Erfahrungen und Überlegungen, zumal ihr auch SSB / ham radio an Bord habt. Also schon fast der communication overload. Einfach mal so in den Wind gefragt.
Danke fürs Aufschlauen und weiterhin eine schöne Adventszeit in La Palma.
Beste Grüße
Ulrich
„Soleil Bleu“ / A54#088
Hallo Ulrich,
erst einmal vielen Dank für die Glückwünsche. Mich hat die Ehrung sehr überrascht, zumal sie ja ganz am Ende des Abends kam, an dem man eigentlich nichts mehr erwartete 😉
Tja, Starlink oder Iridium Go Exec. Wir trauen einfach der Geschäftspolitik von Elon nicht, daher war Starlink keine Option. Ein weiterer Vorteil ist, dass man das Iridium Go Exec genauso wie das ältere Iridium Go in die Rettungsinsel mitnehmen kann. Die anfänglichen Schwierigkeiten mit Iridium waren tatsächlich einem Fehler bei den „Settings“ geschuldet. Aber so kann es halt gehen bei all den modernen Systemen. Praktische Erfahrungen haben wir noch nicht viele. Immerhin, das Iridium trackt uns zuverlässig über PredictWind und der Testanruf bei der Notfallzentrale (IERCC Safety Services) hat problemlos geklappt. Auch das Laden von Wetterdaten über PredictWind (wir haben eine Kombi PredictWind/Iridium erworben) funktioniert gut.
Beim SSB habe ich noch Probleme mit der Sprachkommunikation, nicht bei der Datenübertragung (z.B. Gribfiles). Da rätsel ich noch. Wir können dazu natürlich gerne telefonieren.
Liebe Grüße, Martin und Anke
Kommentare sind geschlossen.