Ende Oktober 2004 waren wir mit Just do it auf Lanzarote aufgeschlagen, seinerzeit in der Marina Rubicon. Diesmal sind wir bedeutend früher im Jahr dran und unser erster Anlaufhafen ist Arrecife. Vor 19 Jahren gab es hier noch gar keine Marina, Arrecife war kommerzieller Hafen. Es war lediglich zugestanden, dass Yachties in einem bestimmten Hafenteil ankern konnten. Und gut war´s.
Mit der Marina ist heute manches einfacher, anderes auch nicht. So passen beispielsweise die Steckdosen an unserem Liegeplatz nicht zu unseren Steckern, und die Marina hält nicht genügend Adapter bereit. Das führt dazu, dass wir an einen anderen Platz verholen müssen, der deutlich exponierter ist, aber letztlich ist dieser, gut abgefendert, unproblematisch.
Eine Woche lang hütet Anke allein das Boot, da Martin nach Deutschland fliegt. Sein altes Büro hat ihn mit einer kleinen Fotodokumentation beauftragt, und man glaubt es kaum, ein schon länger angesagter Gerichtstermin wird entgegen aller Befürchtungen nicht verschoben und findet ausgerechnet in dieser Woche statt, so dass er Gelegenheit hat, daran teilzunehmen und dies nicht nur dem Anwalt zu überlassen.
Anke organisiert in der besagten Woche ein Mietauto, und kaum ist Martin zurückgekehrt, geht es los. Die Insel ist zu erkunden. 2004 hatten wir dafür nur beschränkt Zeit, da wir ein Problem mit dem Mastfuß beheben mussten. Heute ist das anders, und so durchstöbern wir dank des Autos die Insel so gut wir können. Und das zeigen wir am besten anhand einiger Fotos.
Teguise hat nicht viel mehr als 1.600 Einwohner. Und doch war der Ort lange sehr bedeutend: Bis 1852 war Teguise Inselhauptstadt! So fällt auf, dass sich in dem Ort erstaunliches kulturelles Leben entfaltet. Einige Künstler, Kunsthandwerker und Händler für Kunst und Kunsthandwerk haben sich niedergelassen. Nicht überall, aber doch häufig findet man ihre Spuren. So auch hier. Man beachte die nicht ganz unbekannte Lizenznummer unten an der Figur :-;
An einem dieser kunsthandwerklich orientierten Läden – unter diesen gibt es (nicht nur in Teguise) überraschend viele mit buddhistischen Einschlag – fliegen zu Ankes Freude chinesische Drachen.
Gestärkt streifen wir wieder herum. Martin inspiziert ein seltsames Zement-Gebilde und findet seine Vermutung bestätigt, vor uns und zum Teil auch unter uns befindet sich eine Zisterne.
Lanzarote ist vielleicht keine Liebe auf den ersten Blick. Eine Segelfreundin bemerkte mal, die Insel habe ihr nicht gefallen. Zu karg, zu wüstenhaft, zu wenig Grün und Leben. Das kann man durchaus so sehen. Andererseits, lässt man sich auf diese Insel ein, ist man schnell überrascht von der erstaunlichen Vielfalt und den versteckten Besonderheiten.
Da unsere Ausflüge ziemlich kreuz und quer verliefen und auch thematisch sehr sprunghaft waren, ist es gar nicht so einfach, sie in einer geordneten Form zu beschreiben. Wir denken daher, es ist das Beste, sich Lanzarote jeweils von einem Thema her zu nähern. Als Stichworte sehen wir hier Weinbau und Landwirtschaft, natürlich eng verwoben mit dem Vulkanismus, der die Insel entscheidend geprägt hat, und schließlich gibt es noch einen prägenden Faktor, und bei dem handelt es sich um einen Menschen, den Künstler und Architekten César Manrique.
In Erinnerung an unseren Besuch in einer Bodega im Jahre 2004 machen wir uns auch dieses Mal wieder auf. Wegen des netten Logos wählen wir das Weingut El Grifo aus. Erst Tage später finden wir heraus, dass wir im Jahr 2004 ebenfalls bei El Grifo unsere Weinbestände aufgestockt haben. Das Logo „El Grifo“ wurde 1990 von Cesar Manrique entworfen. Es stellt das in der Antike allgemein in die jeweiligen Mythen gehörende Mischwesen zwischen einem Raubvogel und einem Löwen dar, das im Fall des Weingutes die Weingärten bewacht.
Natürlich kann der Besuch bei El Grifo nicht ohne Verkostung abgeschlossen werden, und genauso natürlich wird der Weinbestand der Mago del Sur etwas aufgestockt.
Natürlich reizt uns der Vulkanismus von Lanzarote und es reizen uns die Erscheinungen, die dieser hervorgerufen hat. Unter anderem sind mächtige Lavaströme geflossen, die zur Bildung gewaltiger Lavatunnel geführt haben. Wir besuchen den sogenannten Jameo del Agua. Dieser Tunnel reicht vom trockenen Festland bis ins Meer, wo er sogar betaucht werden kann. Wir bleiben besser im Bereich des trockenen Fußes und damit beim Festlandsteil. Dennoch gibt es im Jameo einen See.
Kleine Pause
Im Jameo del Agua leben blinde, weitgehend farblose Krebschen, die hier Jameíto heißen (Munidopsis polymorpha). Wir haben sie als schneeweiß wahrgenommen, die Kamera hat noch etwas Nebenlicht berücksichtigt und einen Farbton hinzugefügt. (Ausschnitt aus einer Präsentation in der Ausstellung der Anlage – Autor des Originalfotos: unbekannt)
Beim Jameo del Agua war Cesar Manrique aktiv, daher gibt es eine Menge zu entdecken und zu spielen. Hier ein Selbstporträt über Bande mittels einer Spiegelwand.
Also doch wieder ran an die Vulkane. Der spannendste vulkanische Teil der Insel, Timanfaya, ist nur geführt bzw. per Bustour zugänglich. Man kann es verstehen, denn es gibt ein paar nicht ganz ungefährliche Ecken. Auch Martin wurde, kaum dass er nur wegen eines Fotos geringfügig vom rechten Weg abwich, zurückgepfiffen. Ihm war allerdings bereits aufgefallen, dass der Untergrund unter ihm bzw. seinen Sandalen recht hitzig wurde. Manriques Feuerteufel macht es ja schon ahnbar. Springt er nicht wegen des heißen Bodens?
Auf geht´s – wir wollen auf den Montaña Negra. Der Aufstieg von Westen entpuppt sich als die beste Lösung. Zwar sind die Wege von Lavagruß, hier „rufe“ genannt, bedeckt, aber sie sind fest genug, um einen ermüdungsfreien Aufstieg zu ermöglichen. Wie wir später beobachten können, sind die Wege auf der Südseite des Bergs weitaus kraftraubender. Manche eignen sich nur für ein gepflegtes Runterrutschen (bei entsprechendem Schuhwerk), aber keinesfalls für einen Aufstieg.
In mehreren der Chabuccos treffen wir auf Feigen. Mit reifen Früchten! Eine willkommene und erfrischende Zwischenmahlzeit. Wir müssen sagen, dass es die leckersten Feigen waren, die wir je gegessen haben.
Der Blogbeitrag ist unverkennbar lang geworden. Und es gäbe noch viel mehr zu zeigen und zu berichten, obwohl wir ja mit Just do it schon einmal in Lanzarote gewesen sind, und obwohl es Stimmen gibt, die die wüstenhafte Erscheinung Lanzarotes eher langweilig finden. Uns hat die Insel von Tag zu Tag mehr fasziniert. Aber für den Beitrag muss ein Ende gefunden werden, und das setzen wir jetzt einfach hier.
Daher an dieser Stelle liebe Grüße – und die Versicherung, dass es uns auch wieder auf Meeresniveau zurückgezogen hat. Schließlich warteten dort ein paar Aufgaben, wie es im Seglerleben ja auch gar nicht anders ein kann. In diesem Sinne