Walfang auf Madeira

Walfang auf Madeira

Gar nicht weit von unserer Marina Quinta do Lorde liegt das Örtchen Caniçal. Zum Örtchen ließe sich nicht viel anmerken, wenn da nicht das Walmuseum gleich unten am Meer wäre. Walmuseum heißt in diesem Fall auch Walfangmuseum. Es sei hier gleich gesagt: Ein Besuch lohnt in jedem Fall. Man lernt viel über den Walfang, jedoch genauso viel über die Biologie und die Ökologie und den Schutz der Wale.

Ja, in der Tat, auf Madeira wurde Walfang betrieben, von 1940 – 1981. Und sehr vielen von uns dürfte der berühmteste der madeiranischen Walfänger bekannt sein. Ihn ziert daher auch das Titelbild des Beitrags (Ausschnittfoto aus einem Info-Panel im Museu de Baleia). Nun stammt Gregory Peck nicht aus Madeira, und Wale hat er in seinem richtigen Leben auch nicht gejagt, doch in seiner Rolle des Kapitän Ahab auf der Jagd nach Moby Dick ist er sicher der bekannteste Waljäger aller Zeiten geworden. Na ja, zumindest für unsere Generation 😉. Wieso dieser Bezug? Nun, ein Teil der Außenaufnahmen für den Film ist in den Fünfziger Jahren an Madeiras Küste gedreht worden. Der Walfang hier unterschied sich kaum vom Walfang, wie er im 19. Jahrhundert an Nordamerikas Küsten getrieben wurde. Mir ist zwar vage so, als ob auch auf den Azoren ein ähnlicher Anspruch auf Film und Gregory postuliert wird, aber ausweislich des Museums in Caniçal fanden die Drehs hier statt.

Ein Harpunier beim Wurf der Harpune. Die Wale wurden in den frühen Jahren des Walfangs auf Madeira (und natürlich allerorten, wenn man an frühere Jahrhunderte denkt) per Hand harpuniert. Man mag es sich nicht vorstellen, aber das erforderte, das 10 – 12 m lange Walfangboot, hier Baleeira genannt, unmittelbar neben ein bis zu 16 m langes Tier zu manövrieren, was sich aus dem Winkel der Harpune unschwer ableiten lässt. Der Mann ist übrigens barfuß (!) (Foto: Ausschnitt eines Panels im Museu da Baleia)

Eine unschuldige Felsengruppe unmittelbar vor dem steinigen Strand Porto von Moniz, so wie sie sich dem Betrachter heute darstellt.
Der erste bei Porto Moniz angelandete Pottwal! Der Kopf des Tieres ist abgetrennt. Man muss genau hinschauen, um die winzigen Menschlein zu erkennen, die sich auch auf dem Foto befinden. Wie vermögen es diese vergleichsweise winzigen Wesen, ein solch gigantisches Tier zu erlegen? Der Felsen rechts oben im Bild ist übrigens der Felsen links im Bild darüber. (Foto: Ausschnitt eines Panels im Museu da Baleia)

Im Jahr 1940 begann mit dem Bau erster Ausguckposten bei Puerto Moniz und Machico die Vorbereitung für den Walfang statt. Von den Azoren wurden zwei Walfangboote mit neun erfahrenen Männern für den Beginn des Jagd angeworben. Und bereits Februar 1941 wurde in Porto Moniz der erste erlegte Pottwal angelandet. Mangels anderer Möglichkeiten wurde das Tier an Ort und Stelle, also am sehr grobkiesigen, steinigen Strand zerlegt.

Wer sich heute die örtlichen Verhältnisse anschaut, der wundert sich schon, wie man ausgerechnet diesen Standort für die beginnende Waljagd auswählen konnte. Es war an dieser ungeschützten Bucht weder einfach, die gesegelten und geruderten Fangboote ins Wasser zu lassen, noch sie wieder zu bergen. Dazu gestalteten sich die Zerlegearbeiten auf dem Strand ausgesprochen schwierig, es gab zu viel „Verlust“ kostbarer Walmasse. Das galt auch für die primitive Anlage im nahe gelegenen Ribeira do Janela. So erfolgte schon im Folgejahr (1942) die Verlagerung der Anlandestelle an die Traiois bei Garajau (Funchal) und wenig später nach Caniçal.

Verwertung eines Wales am Strand. Man kann sich unschwer vorstellen, wie uneffektiv die Arbeit gewesen sein wird. (Foto: Ausschnitt eines Panels im Museu da Baleia)

1943 hatte man fast alle der späteren Beobachtungsstationen errichtet. Damit waren nahezu ganz Madeira, Porto Santo und die Ilhas Desertas mit Ausguckposten besetzt und die umliegenden Gewässer konnten fast flächendeckend beobachtet werden.

Die Waljagd entwickelte sich offenkundig erfolgreich, so erfolgte bereits 1944 die Gründung der EBAM, der Empresa Baleira do Archipélago da Madeira. Die neue Gesellschaft hatte bessere wirtschaftliche Möglichkeiten und das führte im Jahr 1949 zur Errichtung der Fabrik zur Walverwertung in Caniçal, eine für die damalige Zeit überraschend modern anmutende Anlage.

Zielart waren überwiegend Pottwale (Physeter macrocephalus), die es zu dieser Zeit in großen Zahlen rings um Madeira gab. Sie hatten ähnlich wie die Southern und Northern Right Whales, also die Süd- und Nordkaper (Eubalaena australis und Eubalaena glacialis) des Nord- bzw. Südatlantik, die Eigenschaft, nach ihrem Tod nicht zu versinken. War ein Tier erlegt, markierte man es mit einer Stange und Fahne und konnte sich dem nächsten Tier zuwenden. Das erlegte Tier konnte von einem anderen Boot geborgen werden. Die Pottwale waren besonders attraktiv, da sie sich vergleichsweise leicht jagen ließen. Ihr Sozialverhalten führt dazu, dass die „Herde“ sich um ein verletztes Tier herum scharen und dieses nicht im Stich lassen würde. Das ermöglicht es einem Jäger, mehrere Tiere aus dem Verband zu töten. Im Lauf der Jahre gab es auch Versuche, andere Walarten zu jagen. Diese Versuche waren jedoch nicht sehr erfolgreich und wurden wegen ihrer offenkundigen Unwirtschaftlichkeit wieder aufgegeben.

Beobachtungsposten und Bettlakensignal unterhalb der Statue des Cristo Rei bei Ponta do Garajau, zwischen Funchal und Caniçal. Kaum zu glauben, dass auf diese Weise eine Verständigung und Lenkung der Walfangboote möglich war. (Foto: Ausschnitt eines Panels im Museu da Baleia)

Beobachtungsstation. Das Foto muss nach 1947 aufgenommen worden sein, da es eine Funkantenne zeigt. Man beachte auch die moderne Energieversorgung für die Funkanlage! (Foto: Ausschnitt eines Panels im Museu da Baleia)

Die ersten Jahre

Auf die Boote der Azoren folgten bereits wenig später schon sieben Boote mit lokalen Crews. Deren Besatzungen waren von den erfahrenen Waljägern der Azoren geschult worden, die nach etwa zweijährigem Aufenthalt auf die Azoren zurückkehrten. Man lernte zu dieser Zeit Methoden nordamerikanischer Walfänger, was diese Männer nicht zuletzt für die Verfilmung von „Moby Dick“ interessant machte. Die heimischen Werften hatten ebenso schnell gelernt, geeignete Fangboote in Abwandlung der Azorenboote zu bauen. Diese Boote waren deutlich über 10 Meter lang, besaßen eine Besatzung von sieben Mann, wurden bei der Jagd gerudert und verfügten über eine Hilfsbesegelung. Für die Mannschaften war es ein hartes Geschäft, einen nach langer Ausfahrt und stundenlangem Kampf erlegten Wal zurück zur Insel zu schleppen, zumal die Arbeit an Land noch weiter ging. 1948 führte man daher Schlepper ein, die diese Aufgabe übernahmen. Die Persistencia und Passos de Gouveia.

Eine große Herausforderung war es, die Wale mit dem Boot aufzuspüren. Zwar konnten die Ausguckposten bei geeigneten Bedingungen Wale wahrnehmen, doch die Botschaft musste übermittelt werden. Zuerst erfolgte dies ausgesprochen primitiv durch das Zeigen weißer Tücher und auch mit Hilfe von Rauchzeichen. Die Bootsbesatzung erkannte an dem Zeigen oder Wegnehmen der Tücher, ob sie sich halbwegs in Richtung der Wale bewegten. 1947 konnten von den Amerikanern ausrangiertes Militärgerät, Telefone und Funkgeräte, für die Inselkommunikation und die Kommunikation zwischen Beobachtungsposten und Booten erworben werden. Ein gewaltiger Fortschritt. In gewisser Weise so etwas wie eine Ironie der Geschichte: Die Beobachtungshäuschen werden heute genutzt, um Whale Watching-Boote zu leiten, jedoch auch um die Aktivitäten der Whale Watching-Boote zu kontrollieren. Dienten sie früher der Jagd, dienen sie heute dem Schutz der Wale und Delphine.

Ein Baleeira. Da sich in dem Boot sieben Personen befinden, scheint es sich noch um ein gerudertes Walfangboot zu handeln. (Foto: Ausschnitt eines Panels im Museu da Baleia)
Es ließen sich offenbar nur noch wenige zeitgenössische Fotos aus der Zeit des Walfangs zusammentragen. Auf einer der seltenen Farbaufnahmen wird deutlich, erstens, wie dicht die Walfänger an die Tiere heran mussten, und wie klein die Boote im Vergleich zu den Tieren waren. (Foto: Ausschnitt eines Panels im Museu da Baleia)

Doch zurück zu den ersten Jahren. Bei Sichtung einer Walschule gab die beobachtende Station ein Raketen- / Knallsignal ab. Bei Bedarf wurde das Signal als Stafette über die Insel weiter gegeben. Das war das Signal für die Mannschaften, die Jagdboote, die Baleeiras, zu Wasser zu bringen – über Rampen, Strand, Kräne, wie es am Standort halt möglich war. Die Frauen hatten auf das Signal hin eilig Essen zusammengestellt und brachten die Vorräte schnellstmöglich zu den Booten. Und dann ging es los. Walfang hieß stundenlanges Rudern, und Ausharren, wieder Rudern, dann kam die anstrengende Jagd. Obwohl es in den Vierziger Jahren schon Harpunenkanonen gab, wurde auf Madeira mit einfachen, handgeworfenen Harpunen gejagt. Die attackierten, verwundeten Tiere tauchten oft mehrere hundert Meter in die Tiefe. Jetzt galt es, den Kontakt zu Harpune und Wal nicht zu verlieren. Es bestand die stete Gefahr, dass durch die ausrauschende oder plötzlich ruckartig in eine andere Richtung gezogene Verbindungsleine ein Besatzungsmitglied verletzt oder gefährdet wurde. Daher stand die ganze Zeit ein Mann am Bug des Bootes, um die Harpunenleine im Notfall mit einem bereit gehaltenen Messer oder Axt sofort zu kappen. Erst wenn der Wal müde und erschöpft war konnte man den „Gnadenstoß“ mit langen Lanzen geben. Das bedeutete Stiche direkt ins Herz. Man darf sich da keine falschen Vorstellungen machen – ein Stich reichte sicher nicht. Der „Gnadenstoß“ führte zu einem innerlichen Verbluten des Tieres. Dann folgte das mühsame Reinschleppen der Beute und anschließend die erste Verarbeitung bis tief in die Nacht. Kein leichtes Arbeitsleben. Am Ende des Tages wurden nach erfolgreicher Jagd daher oft und gerne spontane Feste gefeiert.

Die Fabrik der EBAM in Caniçal. Über die Rampe wurden die erlegten Wale zur Zerteilung und Verarbeitung zur Fabrik hinauf gewinscht. (Foto: Ausschnitt eines Panels im Museu da Baleia)
Moderne Trankessel in der EBAM-Fabrik in Caniçal. (Foto: Ausschnitt eines Panels im Museu da Baleia)

Modernisierung

Die erste Neuerung und Modernisierung der Jagd bestand in der Einführung von Benzinmotoren. Die Baleeiras wurden für den Einbau von Motoren modifiziert, ähnelten allerdings noch stark dem ursprünglichen Design. Die Besatzung wurde auf 5 Mann reduziert, da man weniger Ruderer brauchte. Mit dem unvermeidlichen Motorenlärm war jedoch das traditionelle Anschleichen an die Beute nicht mehr möglich. So entwickelte man die Technik, die Wale mit dem Lärm der Baleeiras und der Schleppboote in flache Buchten zu treiben, in denen sie nicht wie im tiefen Wasser abtauchen konnten. Man kann sich vorstellen, dass diese Neuerung zusammen mit der Einführung der Schleppboote den Jagderfolg deutlich steigerte.

Für die Männer, die im Walfang arbeiteten, ergaben sich bis dahin kaum verfügbare Karrierechancen. So mancher Ruderer stieg zum Steuermann oder Navigator auf oder wechselte später in Führungspositionen innerhalb der Fabrik. Und auch für Frauen ergaben sich in begrenztem Umfang Arbeitsplätze (s. u.). Zentren des Walfangs waren zu seinem Höhepunkt die Orte Funchal und Caniçal. – Wir vermuten ganz stark, dass am Standort des heutigen Museums die damalige Fabrik der EBAM errichtet worden war, die später abgerissen wurde.

Drei von Vielen. Francisco de Rego war Harpunier und Steuermann. Der auf dem Porträt so jugendlich wirkende José da Gama brachte es vom Harpunier zum Seemann, Steuermann und schließlich Bootsmeister, Luís Eleutério dos Reis stieg zum Kommandeur auf. (Foto: Ausschnitt eines Panels im Museu da Baleia)

Walprodukte

Aus heutiger Sicht kann man den Walfang nicht mehr richtig verstehen. Daher muss man sich natürlich die Frage stellen, wie ein auf Madeira erlegter Wal verwertet wurde. Er diente sicher nicht nur der Belieferung Europas, besser der Kinder Europas, mit Lebertran 😉.

„Erfreulich“ ist, wenn man das so sagen darf, dass nach den ersten nicht idealen Fängen bei Moniz, später praktisch das ganze Tier verwertet wurde.

  • Die Haut wurde in groben Stücken abgeraspelt und in Eimern fortgetragen, teils noch von den Walfängern vom Fangboot aus, zum größeren Teil von zusammengelaufenen Männern und Jugendlichen auf der Anlanderampe. Sie diente später als Köder beim Fischfang.
  • Der Speck bzw. die Fettschichten der Tiere wurden bei hoher Temperatur gekocht und das Öl extrahiert. Es fand zu verschiedensten Zwecken Anwendung bis hin zur chemischen Industrie und (man glaubt es kaum) auch als Treibstoff.
  • Fleisch und Knochen der Tiere dienten als Viehfutter, wurden jedoch überwiegend in mehreren Schritten aufbereitet und zum Schluss zu einer Art feinem Granulat gemahlen, das als Dünger für die Landwirtschaft diente, das Walmehl. Hier gab es auch die einzigen Arbeiten, die seinerzeit von Frauen ausgeführt wurden. Sie erwiesen sich bei der Qualität der Trocknungsarbeiten als präziser und arbeiteten auch bei der Abfüllung des Düngers.
  • Ein weiteres Öl wurde aus dem Spermaceti-Organ gewonnen, das sich im Kopf der Wale befindet. Dieses auch als Walrat bekannte Öl war ein sehr hochwertiges Öl und fand Verwendung in der Kosmetik- und Parfümindustrie, wurde aber ebenso bei Feinmechanikern geschätzt, z.B. als Schmieröl für besonders hochwertige Uhren, Nähmaschinen. Eine andere Verwendung war die Nutzung als besonders hell brennendes, geruchsneutrales Lampenöl oder als Grundstoff für besonders hell brennende Kerzen.
  • Ebenso begehrt war Amber bzw. Ambra. Amber wurde in der Parfümindustrie benötigt, um herausragende Parfüme zu schaffen, in denen die Aromata mit Amber fixiert wurden. Niemand wird es wundern, dass der Hauptabnehmer für Amber Frankreich war. Amber ist eine seltsame Substanz. Grau bis schwarz, wachsartig und zäh. Wer sich für Details interessiert, muss googeln. Da ist einiges zu finden. Spannend ist, dass Amber im Verdauungstrakt einiger Pottwale gebildet wird. Dort bettet es unverdauliche Teile der Beutetiere ein. Es wird später ausgeschieden oder auch erbrochen. Im unschönsten Fall führt es zum Darmverschluss und bewirkt den Tod des Tieres. Amber lässt sich auch heute auf dem Meer treibend oder an Stränden finden. Das ist aber wie ein Lotto-Gewinn und das Fundgut wird entsprechend nachgefragt und honoriert.
  • Knochen und Zähne wurden ab einer gewissen Zeit für kunsthandwerkliche Produkte verwendet (Scrimshaw), fanden jedoch auch Abnehmer im Gartenbau der Umgebung bzw. bei den Landwirten. Hier dienten die Knochen verschiedensten Zwecken bis hin zu Errichtung von Zäunen, als Stützen in kleinen Ställen, als Hocker usw.
Säcke mit „Farinha de Cachalote“, mit Walmehl. Es ist schon etwas befremdlich, dass man aus der großen Körpermasse der Tiere nur schlichtes Viehfutter bzw. Dünger produzierte. Andererseits bedenke man, dass auch heute noch weltweit ungeheure Fischmengen (der Beifang) genauso als Futtermittel in die Landwirtschaft gelangen. Ganz zu schweigen von den Fischmengen, die ungenutzt wieder in die Meere zurückgeworfen werden, nur weil sie nicht in die vorgesehenen Fangquoten passen oder nicht den erwünschten, vermarktungsgerechten Größen entsprechen. (Letzteres ein Thema, dass von der Öffentlichkeit kaum, besser gar nicht wahrgenommen wird.)

Schablone für die Beschriftung und Auszeichnung von Ölfässern für Walöl aus Madeira. (Foto: Ausstellungsobjekt im Museu da Baleia)

Scrimshaw: Hochsee-Walfangszene, eingraviert auf einem Pottwalzahn (Foto: Ausstellungsobjekt im Museu da Baleia)

Das Ende

1981 wurde der Walfang auf Madeira beendet, da unwirtschaftlich. Gleichzeitig wurde von der portugiesischen Regierung ein Verbot des Handels mit Walprodukten erlassen. Hintergrund war u.a. die Aktivität der deutschen Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere (GSM) mit ihrer damaligen Präsidentin Petra Deimer, die eine internationale Kampagne gegen den Handel mit Walproodukten ins Leben gerufen hatte. Im März 1981 unterzeichneten 90 Vertragsstaaten, darunter auch Portugal, das CITES-Abkommen, dass u.a. den Handel mit Walprodukten verbietet.

1986 wurde der Walfang dann von der Regionalregierung Madeiras endgültig per Gesetz verboten (Decreto Legislativo Regional 6/86/M).

Es überrascht, dass sich recht früh ein Bewusstsein für diese kurze und besondere Phase der „Fischerei“ entwickelte. So waren Menschen, die aktiv an der damaligen Bewirtschaftung beteiligt waren, wenig später nicht minder engagiert daran beteiligt, die Erinnerung an diese kurze Zeit des Walfangs zu bewahren und zu kultivieren und die Grundlagen für das heutige Walmuseum zu schaffen.

Und wir?

Uns war es nicht vergönnt, einen Pottwal bei Madeira zu bewundern. Immerhin nahmen wir die Gelegenheit war, von Quinta do Lorde aus eine Whale-Watching-Tour zu unternehmen. Wir hatten ziemliches Pech und konnten nur mit viel Glück überhaupt etwas sehen: Eine relativ große Schule Pilotwale – als wir alle schon die Hoffnung aufgegeben hatten. So weit, so gut. Allerdings hatte sich das Wetter und damit das Wellenbild dramatisch geändert. Was bedeutete, dass die Rückfahrt mit diesem Whale-Watching-Speedboot die Hölle war. Wer die Chance hatte und empfindlich war, u.a. Anke, hatte noch den Sitzplatz nach achtern gewechselt, aber die Möglichkeiten waren begrenzt, da das Boot bis auf einen Platz ausgebucht war. Die Bolzerei zurück war schlicht unverantwortlich. Ich hatte noch tagelang mit extremen Rückenproblemen zu kämpfen und kann froh sein, dass ich mir keine Bandscheibenschäden zugezogen hab.

Fast nicht mehr für möglich gehalten: Pilotwale nähern sich! Jetzt wird es spannend, denn was haben wir wirklich gesehen? Wir vermuten aufgrund der Flossen, dass es sich um Kurzflossen-Grindwale (Globicephala macrorhynchus) gehandelt hat.
Hier ein Tier mit einem auffallenden, diagonal verlaufenden, grauen Band vor der Finne.
Die Pilotwale kommen wirklich immer wieder zum Powerboot, schwimmen vor oder hinter dem Boot vorbei oder tauchen unter ihm durch. Hier gut zu erkennen, die nach hinten gekrümmte Finne und die ausgeprägte Melone.
Die Begegnung macht den Tieren offensichtlich Spaß. Eins springt sogar (fotomäßig verpasst) und ein anderes bricht rücklings aus dem Wasser heraus.

Noch etwas Aktuelles

Aufgrund eines enormen in den Hafen stehenden Schwells mit wenig Schlaf versehen, starteten wir am Morgen des 16. August nach Lanzerote / La Graciosa. Die Madeira vorgelagerten Ilhas Desertas umsegelten wir mit einer sanften Kurve, bedauerten, dass sich diesmal natürlich keine Pilotwale blicken ließen, und erlebten dann das Phänomen, an den einmal gesetzten Segeln bis zum Ziel praktisch nichts ändern zu müssen.

Woraus folgerichtig zu schließen ist, dass wir in einer ziemlich exakt anderthalbtägigen Überfahrt von Madeira nach La Graciosa gesegelt sind. Anke und das Polardiagramm von Predictwind sowie alle Wettervorhersagemodelle waren sich einig gewesen, nur ich blieb skeptisch. Eine so zügige und unkomplizierte Überfahrt erschien mir zu wenig wirklichkeitsnah. Nun, Anke, das Polardiagramm und die Routenplanung nach den Wettermodellen, sie alle hatten recht. Um 09:00 Uhr morgens waren wir in Quinta do Lorde gestartet, und ziemlich exakt gegen 21:00 Uhr des Folgetages lagen wir sicher vor Anker an der Playa Francesa auf Graciosa. Ich ziehe meinen Hut vor Anke und ihren Mitstreitern. Und füge noch vier Fotos bei 😉

In diesem Sinne viele Grüße in die Heimat oder wo auch immer Ihr seid

Martin und Anke

Die Madeira südöstlich vorgelagerten Ilhas Desertas und Madeira selbst schwinden achteraus.
Nach einem Stimmungstief bei Martin nach der Nacht hebt sich die Laune bei Annäherung an La Graciosa. Alte Erinnerungen werden wach. Und es wird ein Vorfreudetropfen spendiert.
Es ist kaum zu glauben, doch wir erreichen das Ziel noch bei Tageslicht. Dunst und Sandstaub schränken die Sicht ein. Die sinkende Sonne funzelt nur schwächlich durch diesen Schleier.
Hinter diesem halbierten Vulkankrater im Südwesten von La Graciosa liegt unsere Ankerbucht Playa Francesa. Die schächeren Konturen markieren die Nordküste von Lanzarote. Angekommen!
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