Orcas – New recommendations in Spain + A legal Assessment of defensive measures / Neue Empfehlungen in Spanien + Rechtliche Einschätzung von Abwehrmaßnahmen

Orcas – New recommendations in Spain + A legal Assessment of defensive measures / Neue Empfehlungen in Spanien + Rechtliche Einschätzung von Abwehrmaßnahmen

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Neue Empfehlungen in Spanien

04.06.2023: Seit einigen Monaten hat sich Dr. Renauld de Stephanis vom CIRCE-Projekt, der seit 25 Jahren Wale und Delphine erforscht, in Kooperation mit Rui Alves von www.orcas.pt mit Methoden der Feldforschung des Problems intensiv angenommen. Das heißt, er und sein Team sind tagtäglich von Barbate aus rausgefahren und haben die Orcas gesucht, begleitet und auch verschiedene Experimente durchgeführt. Damit wurden erstmals empirisch validierte Befunde gewonnen. Die Befunde haben bewirkt, dass das spanische Ministerio de Transportes, Movilidad y Agenda Urbana (MITECO) am 31.Mai 2023 neue Empfehlungen herausgegeben hat. Die Empfehlungen werden hier vollständig wiedergegeben. Bei der Übersetzung haben wir uns hier und da um „Glättung“ bemüht, um den Text besser lesbar zu machen (Zitat):

„Empfehlungen für Schiffsführer, wenn Schwertwale mit dem Schiff interagieren

Wenn man während der Fahrt auf Schwertwale oder andere Wale trifft und die Schwertwale mit dem Schiff interagieren, muss der Schiffsführer des Schiffes, soweit möglich und sofern sie keine größere Gefahr darstellen, folgenden Maßnahme ergreifen:

  1. Verhinderung der Annäherung der an Bord befindlichen Personen an die Reling, indem sichergestellt wird, dass sie sich an Orten aufhalten, die den größtmöglichen Schutz vor plötzlichen Bewegungen, die zu Verletzungen oder einem Sturz ins Meer führen könnten, und vor Schlägen durch … bewegliche Teile (wie Großbaum, Anm. d. Verf.) bieten.
  2. Im Falle eines Zusammentreffens ist es immer besser, zu motoren als zu segeln, das Boot nicht zu stoppen und in gerader Linie mit der höchstmöglichen Geschwindigkeit, immer im Rahmen der Sicherheitsreserven des Bootes und der Wind- und Seebedingungen, in Richtung flacherer Gewässer zu fahren, bis die Schwertwale das Interesse verlieren.
  3. Bei Schiffen unter Segel ist auch zu bedenken, dass der Kiel beeinträchtigt werden könnte, was sich auf die Stabilität des Schiffes auswirken könnte, und es wird daher empfohlen, die Segel wegzunehmen und unter Maschine zu fahren.
  4. Es wird empfohlen, innerhalb der Sicherheitsgrenzen jedes Schiffes so nah wie möglich an der Küste zu fahren, insbesondere in der Nähe der Bucht von Barbate, wo die Wahrscheinlichkeit, auf Gruppen von Schwertwalen zu treffen, geringer ist. (Barbate ist ein Hotspot; gemeint ist, dass bei Umfahren der Almadraba vor Barbate zwischen Hafenmole und Nordtonne der Almadraba eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit für Interaktionen besteht. Auf der küstennahen Passage hat es noch keinen Vorfall gegeben, Anm. d. Verf.)
  5. Jedes Schiff oder Boot, das die Anwesenheit von Schwertwalen oder anderen Walen beobachtet, unabhängig davon, ob es zu Interaktionen kommt oder nicht, muss sich strikt an die Bestimmungen des Königlichen Erlasses 1727/2007 vom 21. Dezember halten, der Maßnahmen zum Schutz der Wale festlegt, insbesondere solche, die darauf abzielen, Verhaltensweisen zu vermeiden, die Tod, Schaden, Belästigung oder Unbehagen für Wale verursachen können, und im Allgemeinen jedes der in den Artikeln 4 und 5 des genannten Königlichen Erlasses genannten Verhaltensweisen.
  6. Die an der Begegnung beteiligten Schwertwale sind zu beobachten und, wenn möglich, zu fotografieren. Die Beobachtungsaktivitäten müssen unter Beachtung der Vorsichtsmaßnahmen und der Verpflichtungen der guten Seemannspraxis durchgeführt werden, ohne Beeinträchtigung der Ausübung von Entscheidungen, die für die Sicherheit der Schifffahrt notwendig sind, und nur, wenn dies möglich und sicher ist, ohne das Schiff oder Boot, die Personen an Bord oder die Wale größeren Risiken auszusetzen.
  7. Was auch immer an neueren Anweisungen oder Empfehlungen besteht, sollte an Seeleute weitergegeben werden.
  8. Es wird daran erinnert, dass jeder Schiffer/Kapitän verpflichtet ist, Ereignisse zu melden, die eine Gefahr für die Schifffahrt darstellen könnten, und dass daher Interaktionen mit Schwertwalen über die entsprechende Koordinierungsstelle für den Seerettungsdienst gemeldet werden müssen.“

Der spanische Originaltext ist hier zu finden: https://www.mitma.gob.es/marina-mercante/seguridad-maritima-y-contaminacion

Eine Bewertung der neuen Empfehlungen

Es ist sehr erfreulich, dass die von den Feldforschern um Dr. Renauld de Stephanis und Rui Alves schon lange auf Grund ihrer empirischen Befunde ausgesprochenen Empfehlungen nun auch offiziell von staatlicher Seite übernommen wurden.

Was fällt bei den Empfehlungen auf? Zunächst, dass das Ministerium erkennbar den Spagat machen muss zwischen dem Erfordernis der Sicherheit auf See (wir verweisen auf SOLAS) einerseits und den Erfordernissen des Artenschutzes bzw. der FFH-Richtlinie andererseits. Dies wird deutlich im einleitenden Satz sowie in den Punkten 1, 2 und 6. Jede Entscheidung des Schiffsführers hat stets unter dem Aspekt der Sicherheit für das Boot und die Menschen an Bord zu erfolgen. So gesehen enthalten der einleitende Satz und insbesondere Punkt 6 eine Art „Öffnungsklausel“, denn die Entscheidungen des Schiffsführers über sein Handeln und die von ihm ergriffenen Maßnahmen müssen sich der Sicherheit der Schifffahrt und dem „Wohl“ der Menschen an Bord unterordnen. Das bedeutet, es liegt im Ermessen des Schiffsführers, welche Maßnahmen er ergreift, auch welche Maßnahmen zur Abwehr einer Interaktion er ergreift. Natürlich müssen diese verhältnismäßig und angemessen sein, aber, es gibt keine pauschalen und absoluten Verbote! Die Entscheidungen zum Verhalten und die Wahl geeigneter Mittel der Abwehr liegen allein und ausschließlich in der Verantwortung des Skippers, denn nur er kann die konkrete Situation und das Gefährdungspotential bewerten.

Man muss dem Skipper daher empfehlen, im Ernstfall die eigenen Entscheidungen im Logbuch zu dokumentieren und zu begründen, besonders wenn er zu potentiell umstrittenen Maßnahmen, wie unter Maschine rückwärtsfahren oder dem Einsatz von Knallkörpern greift. 

Wir wollen noch kurz auf Punkt 5 eingehen, der Bezug zum Königlichen Erlass 1727/2007 nimmt. In den dort benannten Art. 4 und 5 des Decreto stehen vor allem Verhaltensempfehlungen bei der Annäherung an Orcas, wie man sich nähern soll, wie dicht usw. Dort findet sich auch das Rückwärtsfahrverbot, und ein Verbot, laute Geräusche zu machen, um die Tiere anzulocken oder zum Auftauchen zu motivieren. (!!!) Das macht ebenso wie das Datum 2007 deutlich, dass das Decreto entstanden ist, um Whalewatching-Aktivitäten zu regulieren. Es ist im Detail kaum auf die heutige Situation übertragbar, in der sich ein von Orcas „bespieltes“ Segelboot befindet.

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Rechtliche Einschätzung vom 10. Mai 2023,
aktualisiert 27. Dezember 2023

Dieser Blogbeitrag richtet sich an die Segler, die vor der Frage stehen, wie sie sich im Falle einer Orca-Attacke verhalten sollen und dürfen und durch widersprüchliche Aussagen verunsichert sind. Er ist daher etwas trocken und sperrig.

Damit dem Leser klar wird, mit welchem fachlichen Hintergrund wir schreiben, nur kurz folgende Informationzu uns: Wir sind beide im weitesten Sinne „berufliche“ Naturschützer. Anke (Dipl.-Ing. Landespflege) ist Mitarbeiterin der Senatorin für Klima, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau in der Naturschutzbehörde in Bremen und hat sich in besonderem Maß mit EU-Recht und der Umsetzung der FFH-Richtlinie (s.u.) befasst. Martin (ebenfalls Dipl.-Ing. Landespflege) hat seit 1996 ein Ingenieur-/Gutachterbüro geführt, dass sich zu einem erheblichen Teil mit Umweltverträglichkeitsstudien, Umwelt- und ökologischen Gutachten und ebenfalls der konkreten Umsetzung der FFH-Richtlinie bei dem Schutz von FFH-Gebieten und -Arten beschäftigt hat.

Wiederholt wurden wir darauf hingewiesen, dass in Spanien und Portugal der Einsatz von Knallkörpern („Firecracker“ o. „Truenos“) zur Abwehr von Orcas gesetzlich verboten sei. Nach einiger Recherche sind wir auf das spanische „Real Decreto 1727/2007 de 21 de diciembre, por el que se establecen medidas de protección de los cetáceos“ gestoßen, in dem diese Verbote zu finden sind. Frei übersetzt ist das der „Königliche Erlass 1727/2007 vom 21. Dezember 2007 zur Bestimmung von Maßnahmen zum Schutz von Walen und Delfinen.“ Inzwischen konnten wir durch einen öffentlichen Aushang im Marinabüro im Puerto Deportivo Ayamonte verifizieren, dass die Verbote, von denen im Allgemeinen gesprochen wird, auf das genannte Decreto zurückgehen.

Die Verhaltensvorgaben, Gebote und Verbote in diesem Decreto zielen jedoch auf Whale-Watching-Aktivitäten ab, wobei nicht zwischen kommerziellen und privaten Aktivitäten unterschieden wird, und richten sich nicht an ein Segelboot, das von A nach B fährt und von Orcas auf-, besser heimgesucht wird. Auch erkennt das Decreto eine Art Notfallsituation, so ist es zwecks Kollisionsverhütung mit einem anderen Boot oder auch einem Orca erlaubt, rückwärts zu fahren, auch wenn dies zuvor im Decreto als Verbotstatbestand benannt wird. Und, ein dezidiertes Böllerverbot zur Abwehr einer Interaktion durch die Crew eines Segelbbootes, befindet sich in dem Decreto definitiv nicht. Nach eingehendem Studium lässt sich u. E. aus dem Decreto auch nicht ableiten, dass ein Segler, der kein Whale-Watching betreibt, sondern dessen Boot oder Ruder bei einer normalen Passage von Orcas attackiert wird, sich an die dort formulierten Regeln halten muss.

Rechtliche Situation in Portugal

In Portugal wurde mit dem Decreto Ley 09/2006 vom 06.01.2006 bereits ein Jahr zuvor ein dem spanischen Decreto vergleichbares Regelwerk geschaffen. Die Gebote und Verbote entsprechen weitgehend dem spanischen Decreto und richten sich wie dieses an Whale-Watching-Aktivitäten. Darüber hinausgehende Regelwerke, die ein Verbot der Nutzung von Feuerwerkskörpern (Firecracker) begründen, sind uns bisher nicht bekannt.

01.12.2023: Es ist an uns etwas vorbei gegangen, doch der guten Ordnung halber wollen wir auf eine weitere portugiesische öffentliche Bekanntmachung hinweisen, deren Rechtscharakter uns derzeit nicht ganz klar ist: Mit der öffentlichen Bekanntmachung No. 1089/2021, vom 23. 09.2023 hat der Präsident des Verwaltungsrates der IUCN ein Annäherungsverbot für Whale-Watching-Boote („embarcações marítimo turísticas“) an Orcas ausgesprochen. Gemeint ist eine aktive Annäherung. Sollten sich die Orcas nähern, sind die Bootsführer verpflichtet, sich von den Tieren zu entfernen. Ziel ist der Schutz der Boote, ihrer Crews und Passagiere vor Gefährdungen durch Interaktionen. Das Verbot ist bislang bis zu 31.12.2023 befristet. Man kann darüber streiten, ob unter dem Begriff embarcações marítimo turísticas nicht auch nicht-kommerzielle Segelyachten zu verstehen sind. Letztlich ist dies gleichgültig, denn diese Bekanntmachung gilt nur für touristische Aktivitäten. Sie richtet sich nicht an Segelyachten, die von A nach B unterwegs sind.

EU-Recht als Grundlage

Wie auch immer, diese Verbote beruhen u. a. naturschutz- bzw. artenschutzrechtlich auf der Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21.Mai 1992, kurz FFH-Richtlinie (Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften Nr. L 206 /7 II vom 22.7.92) und beziehen sich darüberhinaus auch auf weitere internationale Übereinkünfte.

Welche Tier- und Pflanzenarten unter den Schutz der FFH-Richtlinie fallen, legt die in Anhang IV zur Richtlinie zusammengestellte Artenliste fest: Orcas sind wie alle anderen Delphine und Wale (Cetaceen) im Anhang IV zur sogenannten FFH-Richtlinie gelistet und damit EU-weit geschützt. Artikel 12 der Richtlinie definiert die Schutzbestimmungen. Zitat:

„Artikel 12
( 1 ) Die Mitgliedstaaten treffen die notwendigen Maßnahmen, um ein strenges Schutzsystem für die in Anhang IV Buchstabe a ) genannten Tierarten in deren natürlichen
Verbreitungsgebieten einzuführen; dieses verbietet:
a ) alle absichtlichen Formen des Fangs oder der Tötung von aus der Natur entnommenen Exemplaren dieser Arten;
b ) jede absichtliche Störung dieser Arten, insbesondere während der Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Überwinterungs- und Wanderungszeiten;
c ) jede absichtliche Zerstörung oder Entnahme von Eiern aus der Natur;
d) jede Beschädigung oder Vernichtung der Fortpflanzungs- oder Ruhestätten.“

Es ist offensichtlich, dass die Bestimmungen der Buchstaben a, c und d im vorliegenden Kontext irrelevant sind. Es verbleibt die Frage, ob die Verwendung eines Knallkörpers oder jeder anderen Art der Verschreckung / Abschreckung als absichtliche Störung im Sinne von Buchstabe b der Richtlinie zu verstehen ist. Dabei sind zwei Begriffe zu betrachten:

Die AbsichtZweifellos erfolgt die Verwendung eines Knallkörpers mit einer klaren Absicht. Dies entspricht jedoch nicht der Intention des Absichtsbegriffs der Richtlinie. Die Richtlinie geht von einer vorsätzlichen Handlung zum Schaden der geschützten Tiere aus. Beim Fall einer Reaktion auf eine heftige Orca-Interaktion handelt es sich dagegen um eine Art bzw. ein Akt der Notwehr. (Wobei Notwehr juristisch der falsche Begriff ist. Notwehr kann man per juristischer Definition nur gegenüber einem Menschen ausüben.) Anders ausgedrückt, man befindet sich in einem Notstand und muss auf diesen reagieren.

Die Störung – Im „Leitfaden zum strengen Schutzsystem für Tierarten von gemeinschaftlichem Interesse im Rahmen der FFH-Richtlinie“ (Mitteilung der Kommission vom 12.10.2021 C 7301 final) stellt die Europäische Kommission klar: „ (…) Dagegen sind gelegentliche Störungen, bei denen negative Auswirkungen auf einzelne Tiere oder die lokale Population unwahrscheinlich sind, wie z. B. das Vertreiben eines Wolfes von einem Schafsgehege, um Schäden zu vermeiden, nicht als Störung im Sinne des Artikels 12 anzusehen.“ (zit. aus der o.g. Leitlinie S. 32 (2-40). Diese Aussage lässt sich eins zu eins vom Wolf auf einen Orca, der Ruder eines Segelbootes attackiert, übertragen.

In zwei Urteilen, den Rechtssachen C-103/00 und C-504/14, hat sich der Europäische Gerichtshof mit der Anwendung von Artikel 12 Absatz 1 Buchstaben b und d befasst. Es ging bei diesen Urteilen zwar um die Populationen der Unechten Karettschildkröte in Griechenland, aber es macht deutlich, wo der Unterschied liegt zwischen dem vereinzelten und nur situationsbedingten Einsatz eines Knallkörpers zur Schadensabwehr und den Verhältnissen, die eine Störung im Sinne der EU-Richtlinie darstellt.

In diesen Verfahren „… hat der Gerichtshof die verschiedenen Aktivitäten an den Fortpflanzungsstränden der Tiere untersucht, um einen Kausalzusammenhang zwischen diesen Tätigkeiten und der Störung der Art herzustellen. Er stellte zunächst fest, dass das Fahren von Mopeds auf einem Fortpflanzungsstrand von Caretta caretta insbesondere aufgrund der Lärmbelästigung geeignet sei, diese Art während des Legens und Ausbrütens der Eier sowie des Schlüpfens der jungen Schildkröten wie auch auf ihrem Weg zum Meer zu stören. Auch stelle das Vorhandensein kleiner Boote in der Nähe der Fortpflanzungsstrände eine Bedrohung für das Leben und die körperliche Unversehrtheit der Schildkröten dar. Nach Auffassung des Gerichtshofs war dies ausreichend, um eine absichtliche Störung der fraglichen Art während ihrer Fortpflanzungszeit im Sinne des Artikels 12 Absatz 1 Buchstabe b festzustellen.“ Ende des Zitats auf S. 32 aus der o.g. Leitlinie (2-41).

Unser derzeitiges Fazit

Nach bestem Wissen und Gewissen und bezogen auf die Rechtslage in Spanien: Ein wirksames und stichhaltiges Verbot des Einsatzes von Knallkörpern („Firecracker“ oder „Truenos“) o.ä. Maßnahmen bei einer Orca-Attacke auf das Ruder eines (Segel-)Bootes gibt es nicht. Man kann und darf sich im Notfall mit allen erfolgversprechenden Mitteln – im angemessenen Rahmen natürlich! – gegen eine solche Interaktion zur Wehr setzen. Diese Aussage gilt u. E. gleichermaßen für den Einsatz von Knallkörpern, das Rückwärtsfahren unter Maschine, Sand in das Wasser geben, Einsatz von Pingern oder WalPALs oder jedes andere denkbare Mittel, um die Tiere zu vertreiben.

14.06.2023: Die von uns oben getroffenen Aussagen können wir inzwischen bestätigen. Nicht irgendwo, sondern in einer Projektskizze zu Feldforschung bzgl. des Problems wird ausdrücklich auf die geltende Rechtssituation hingewiesen (Law 14/2014 on Maritime Navigation):

Vorangestellt ist in der Projektskizze (uns liegt die englische Fassung vor) der Satz: „Therefore, the actions of the captains and their decision-making, in relation to the interaction of orcas, must be limited to the circumstances of navigation and human safety on board.“ Das allein reicht rechtlich im Grunde schon aus. Der Sachverhalt wird in den folgenden Absätzen konkretisiert, u.a. mit Verweis auf folgende Artikel des Gesetzes:

Artikel 183: In the event of … risk of shipwreck, captain shall take whatever measures they deems necessary to ensure the safety of the ship and the salvation of people and property … (Auch wenn andere Bezüge folgen, das rechtlich entscheidende ist, dass der Kapitän berechtigt ist, jedenotwendige Maßnahme zu ergreifen.

Artikel 184: Neither the owner, the charterer or any other person with an interest in the ship or it load shall place impediments or restrictions on the captain of the ship so that they adopt or execute any decision that, according to their professional judgment, is necessary for the safety of life in the sea and the protection of the marine environment. (Hier wird klar gesagt, dass die alleinige Urteils- und Entscheidungsgewalt beim Kapitän liegt. Wichtig ist auch die Reihenfolge am Satzende: Safety of Life steht voran, erst dann kommt der Schutz der Meeresumwelt. Das scheint nur nebensächlich, ist rechtlich aber von eminenter Bedeutung. Es bedeutet allerdings auch, dass der Kapitän angemessen reagieren muss. Was jedoch angemessen ist, unterliegt ausschließlich seiner Beurteilung der Situation. Auf den Punkt gebracht bedeutet das, im Fall einer für das Boot, die Crew bedrohlichen Orca-Interaction ist dem Kapitän jedes Mittel zur Abwehr erlaubt.

Die Projektskizze, auf die wir uns beziehen, kann hier angesehen werden.

27.12.2023: Inzwischen werden Firecracker zum Zwecke der Orca-Abwehr an verschiedenen Stellen öffentlich zum Kauf angeboten, z. B. in Ferreterias. Auch dieser Umstand negiert die Aussage, dass der Einsatz von Knallkörpern / Firecrackers in Spanien verboten sei.

Wir weisen an dieser Stelle ausdrücklich darauf hin, dass die vorausgehenden Aussagen nach bestem Wissen und Gewissen aber ohne Gewähr gemacht sind und wir jede Haftung gegenüber Dritten ausschließen. Jeder Skipper, jede Skipperin entscheidet über die von ihm / ihr in Erwägung gezogenen oder auch angewendeten Maßnahmen nach eigenem Ermessen und in eigener Verantwortung.

Wir möchten an dieser Stelle auch noch einmal klarstellen, dass uns als Naturschützer und Tierliebhaber der Schutz der Orcas sehr am Herzen liegt und wir nicht wollen, dass ihnen Schaden zugefügt wird. Ihre Interaktionen sind ja nicht gegen uns Menschen gerichtet und nicht eigentlich aggressiv – auch wenn es sich manchmal so anfühlen kann. Dennoch können sie uns Seglern Angst machen, große Schäden anrichten und auch zu einer existentiellen Bedrohung werden, wie sie bereits bewiesen haben: Vier Segelyachten und zwei marokkanische Fischerboote sind bereits nachweislich gesunken.

Das beste Mittel ist daher, ihnen möglichst aus dem Weg zu gehen. Um die nötigen Informationen zu erhalten sind u.E. aktuell die besten Quellen die Orcinus-App und die Telegram-Gruppe „Orcas Location“, der man über www.orcas.pt beitreten kann. Renaud und Rui machen hier einen super Job, den man nicht genug loben kann! Abwehrmittel, insbesondere Pinger, Wal-PALs und auch Feuerwerkskörper, sind immer das letzte Mittel, wenn nichts anderes mehr hilft und man größere Schäden befürchten muss.

Ergänzende Hinweise zu Portugal

30.07.2023: Aus inoffizieller Quelle haben wir erfahren, dass die portugiesischen Marinebehörden den Einsatz von Knallkörpern (Firecracker) zwar aus politischen Gründen offiziell nicht gutheißen können, dass sie deren Anwendung gegennüber Orcas jedoch nicht verfolgen.

14.06.2023: Für Portugal können wir ganz aktuell darauf hinweisen, dass der Einsatz von Pingern erlaubt ist. Pinger können legal bei Yachtausrüstern erworben werden, beispielsweise bei Sopromar in Lagos!

Eine Anmerkung zu „Orca-Schutzgebieten“ in der Straße von Gibraltar

Wir sind wiederholt mit der Aussage konfrontiert worden, dass es in spanischen Gewässern Orca-Schutzgebiete gäbe und dass in diesen u. a. die immer wieder behaupteten Verbote gelten würden. Wie ist es denn nun?

Die spanische Regierung hat, wie die Regierungen vieler anderer Länder auch, zahlreiche Konventionen, Erklärungen und Vereinbarungen unterzeichnet, die unter anderem auch den Schutz von Orcas beinhalten. Es führt zu weit, diese hier aufzuführen. Wie bei fast allen internationalen Regelwerken ist es notwendig, diese in irgendeiner Form in nationales Recht umzusetzen. Hinsichtlich der Orcas hat dies die spanische Regierung durch die Verordnung APM/427/2017 vorgenommen (orden APM/427/2017 de 4 de mayo, por la que se aprueban las medidas de protección, y el Plan de Conservación de las orcas del Estrecho y Golfo de Cádiz.) In dieser Verordnung wird u. a. festgelegt, dass zum Schutz der Orcas auf das Errichten von Offshore-Windparks verzichtet wird, Fangquoten für Fischer festgelegt werden und Whale-Whatching geregelt wird. Letzteres erfolgt mittels des bereits o.g. Real Decreto 1727/2007. Als Geltungsbereich für diese Verordnung werden zwei sogenannnte areas criticas para la orca benannt. Dieser Geltungsbereich umfasst grob gesagt das Seegebiet von Cadiz bis zur Bucht von Gibraltar durchgängig bis zur Außenwirtschaftsgrenze zwische Spanien und Marokko. Dieser Geltungsbereich ist jedoch kein Meersschutzgebiet! Und die Bestimmungen und Verbote der o.g. Verordnung bezüglich des Geltungsbereichs der areas criticas gehen nicht über das hinaus, was wir in den vorausgehenden Texten thematisiert haben.

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Wir möchten noch folgende links verbreiten, ohne die Inhalte im Einzelnen zu kommentieren. Der Beitrag von Thomas Käsbohrer dürfte zumindest denen, die das Orca-Webinar des TO besucht haben, bekannt sein. www.petbook/wildtiere/skipper-thomas-kaesbohrer-ueber-attacken-von-orcas-auf-boote

Hinsichtlich der Schlussfolgerungen und Hinweise zu Verhaltensweisen u.E. klar überholt, aber dennoch interessant ist der aktuelle Beitrag der Stiftung Meeresschutz: https://www.stiftung-meeresschutz.org/themen/tourismus-schifffahrt/orca-angriffe-auf-segelboote

Wir hoffen, dem einen oder anderen mit diesem Beitrag ein wenig Klarheit verschafft zu haben, auch wenn es sich zunächst um eine recht trockene Rechtsmaterie handelt.

Bei ruhiger See verließen wir am frühen Morgen des 1. Mai die Bucht von Gibraltar. Rund 15 Delphine umspielten uns noch in der Bucht und wir waren guter Dinge. Dummerweise lief es ja etwas anders. Wir wünschen uns, dass jeder, der unsere Blogs liest und durch die kritischen Gebiete fahren muss, dies ohne Probleme und unangenehme Kontakte schafft.

New recommendations in Spain

04.06.2023: For some months now, Dr. Renauld de Stephanis from the CIRCE project, who has been researching whales and dolphins for 25 years, has been intensively tackling the problem in cooperation with Rui Alves from www.orcas.pt using field research methods. This means that he and his team went out every day from Barbate, Spain, and searched for the orcas, accompanied them and also carried out various experiments. Thus, empirically validated results were obtained for the first time. The results have caused the Spanish Ministerio de Transportes, Movilidad y Agenda Urbana (MITECO) to issue new recommendations published on 31.05.2023 (quoted text):

Recommendations for skippers if orcas interact with the vessel

If you are sailing and encounter orcas or other cetaceans and the orcas interact with the vessel, the skipper/captain of the vessel shall, where possible and where they do not create a greater hazard, take the following measures:

  1. Prevent persons on board from approaching the railing, ensuring that they are positioned in places that provide the greatest possible protection from sudden movements that could cause injury or a fall into the sea, and … from hurts of moving parts like the mains boom.
  2. In the event of an interaction, it is always preferable to motor rather than sail, avoiding stopping the boat and sailing in a straight line at the highest possible speed, always within the safety margins of the boat and the wind and sea conditions, towards shallower waters, until the killer whales lose interest.
  3. In the case of vessels under sail, it should also be borne in mind that the integrity of the keel could be affected, and this could influence the stability of the vessel, and it is therefore recommended that the sails be lowered and the vessel be motorised.
  4. It is recommended, always within the safety limits of each vessel, to sail as close as possible to the coast, especially in the bay of the Barbate, where there is less risk of encountering orcas. (Barbate Bay is hotspot; what is meant is that when sailing around the Almadraba off Barbate, there is a very low risk of interaction traveling between the harbour mole and the north buoy of the Almadraba. There has not yet been an incident on the shoreside passage, author’s note).
  5. Any vessel or boat that observes the presence of orcas or other cetaceans, whether they interact or not, shall strictly comply with the provisions of Royal Decree 1727/2007, of 21 December, which establishes measures for the protection of cetaceans, especially those aiming to avoid behaviour that may cause death, damage, annoyance or discomfort to cetaceans and, in general, any of the behaviours indicated in articles 4 and 5 of the aforementioned Royal Decree.
  6. Observe, and if possible, take a photographic record of the orcas involved in the event. Observation activities shall be carried out without disregarding precaution and compliance with the obligations of good seafarer practice and with any decision necessary for the safety of navigation and only when possible and safe, without exposing the vessel or boat, the persons on board or the cetaceans to greater risks.
  7. Whatever newer instructions or recommendations exist should be passed on to all sailors.
  8. It is recalled that every skipper/skipper has the obligation to report those events that could be a hazard to navigation, and therefore, interactions with killer whales has to be reported through the corresponding Maritime Rescue Coordination Centre or maritime authorities.“

The Spanish original you will find here: https://www.mitma.gob.es/marina-mercante/seguridad-maritima-y-contaminacion

An evaluation of the new recommendations

It is very pleasant that the recommendations made by the field researchers around Dr. Renauld de Stephanis and Rui Alves since weeks on the basis of their empirical findings have now been officially adopted by the government.

What is notable about the recommendations? First of all, it is obvious that the ministry has to do a balancing act between the need for safety at sea (we refer to SOLAS) on the one hand and the requirements of species protection and the Habitats Directive on the other. This becomes clear in the introductory sentence as well as in points 1, 2 and 6. Every decision of the skipper must always be made under the aspect of safety for the boat and the people on board. Seen in this light, the introductory sentence and especially point 6 contain a kind of „opening clause“, because the skipper’s decisions about his actions and the measures he takes must be subordinate to the safety of navigation and the „welfare“ of the people on board. This means that it is at the discretion of the skipper what measures he takes, including what measures to repel an interaction he takes. Of course, these must be proportionate and appropriate, but, there are no general and absolute prohibitions! Decisions on behaviour and the choice of suitable means of defence are solely and exclusively the responsibility of the skipper, because only he can assess the concrete situation and the potential danger.

The skipper must therefore be advised to document and justify his own decisions in the logbook in the event of an extreme risk, especially if he decides to take potentially controversial measures such as reversing under engine power or using firecrackers. 

We would like to briefly discuss point 5, which refers to Royal Decree 1727/2007. Art. 4 and 5 of the Decree refer to recommendations on how to approach orcas, how close, which course etc. There is also a ban on reversing, and a ban on making loud noises to attract the animals or motivate them to surface. (???) This, as well as the date 2007, makes it clear that the decree was created to regulate whale watching activities. It is hardly transferable in detail to the situation in which a sailing boat „played“ by orcas finds itself.

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A legal assessment of defensive measures of 10. May 2023, updated 01. December 2023

This blog post is aimed at sailors who question how they should and may behave in the event of an orca attack and are confused by contradictory statements. Our professional background: We are both „professional“ nature conservationists in the broadest sense. Anke (Dipl.-Ing. Landespflege / graduate engineer) is an employee of the Senator for Climate, Environment, Mobility, … in the nature conservation authority in State of Bremen and has been particularly involved with EU law and the implementation of the Habitats Directive. Martin (also a graduate engineer in landscape conservation) has run an engineering/expert office since 1996, which has dealt to a considerable extent with environmental impact studies, environmental and ecological assessments and also the concrete implementation of the Habitats Directive in the protection of FFH sites and species.

In the past few days we have repeatedly been informed that the use of firecrackers and truenos to ward off orcas is prohibited by law in Spain and Portugal. After some research, we came across the Spanish „Real Decreto 1727/2007 de 21 de diciembre, por el que se establecen medidas de protección de los cetáceos“, in which these prohibitions can be found. Loosely translated, this is „Royal Decree 1727/2007 of 21 December 2007 establishing measures for the protection of cetaceans.“ In the meantime we have been able to verify through public notice in the marina office of Puerto Deportivo Ayamonte that the bans that are generally spoken of go back to the aforementioned decree.

However, the behavioural requirements, commands and prohibitions in this Decreto are aimed at whale-watching activities, whereby no distinction is made between commercial and private activities. They are not directed at a sailing boat travelling from A to B and being visited or rather afflicted by orcas. The Decreto also recognises a kind of emergency situation, so for the purpose of collision prevention with another boat or even an orca, it is permitted to sail backwards by engine, even if this is previously named in the decree as a prohibited act. After a thorough study, it cannot be deduced from the Decreto that a sailor who is not whale-watching but whose rudder is attacked by orcas during a normal passage must adhere to the rules formulated there.

Legal situation in Portugal

In Portugal, the Decreto Ley 09/2006 of 06.01.2006 created a set of regulations comparable to the Spanish Decreto. The requirements and prohibitions largely correspond to the Spanish decree and, like the latter, are directed at whale-watching activities. Up to the present date we are not aware of any further regulations that prohibit the use of fireworks (firecrackers).

01.12.2023: It has somehow passed us by, but for the good of order we would like to draw your attention to another Portuguese public announcement, the legal nature of which is currently not entirely clear to us: With Public Announcement No. 1089/2021, dated 23 September 2023, the President of the Administrative Council of the IUCN has issued a ban on whale-watching boats „embarcações marítimo turísticas“ to approach orcas. This refers to an active approach. Should the orcas move closer, the skippers are obliged to steer clear of the animals. The aim is to protect the boats, their crews and passengers from danger through interaction. The ban is currently limited until 31.12.2023. It is disputable whether the term embarcações marítimo turísticas does not also include non-commercial sailing yachts. Ultimately, this is irrelevant, as this notice only applies to tourist activities. It is not aimed at sailing yachts travelling from point A to point B.

EU law as a basis

Be that as it may, this ban is based on the Council Directive 92/43/EEC of 21 May 1992 (Official Journal of the European Communities No. L 206 /7 II of 22 July 1992) and other international conventions.

The list of species compiled in Annex IV to the Directive determines which animal and plant species are protected by the Habitats Directive: Orcas, like all other dolphins and whales (cetaceans), are listed in Annex IV and are thus protected throughout the EU. Article 12 of the Directive defines the protection provisions. Quote:

1. Member States shall take the requisite measures to establish a system of strict protection for the animal species listed in Annex IV (a) in their natural range, prohibiting:
(a) all forms of deliberate capture or killing of specimens of these species in the wild;
(b) deliberate disturbance of these species, particularly during the period of breeding, rearing, hibernation and migration;
(c) deliberate destruction or taking of eggs from the wild;
(d) deterioration or destruction of breeding sites or resting places.“

It is obvious that the points (a), (c) and (d) are irrelevant in the present context. The question remains whether the use of a firecracker or any other form of deterrent / dissuasive device is to be understood as intentional disturbance within the meaning of point (b) of the Directive. There are two aspects to be considered here:

Intention – Undoubtedly, the deliberate use of a firecracker is done with a clear intention. However, this is not the intention of the Directive’s concept of „deliberate disturbance“. The Directive assumes an intentional act to harm protected animals. In the case of a reaction to a violent orca interaction it is not a disturbance but an act of self-protection or self-defence.

Disturbance – In the „Guidance document on the strict protection of animal species of Community interest under the Habitats Directive “ (Commission Communication of 12.10.2021 C 7301 final), the European Commission clarifies in pragraph 2-40, page 27: “ (…) On the other hand, sporadic disturbances without any likely negative impact on the individual animal or local population, such as for example scaring away a wolf from entering a sheep enclosure in order to prevent damage, should not be considered as disturbance under Article 12.“ This statement can be transferred one-to-one from the wolf to an orca attacking rudders of a sailboat.

In two judgments, cases C-103/00 and C-504/14, the European Court of Justice addressed the application of Article 12(1)(b) and (d). While these judgments concerned populations of loggerhead turtles in Greece, it makes clear where the difference can be seen between the isolated and merely situational use of a firecracker to prevent damage and personal risk and the conditions that constitute a disturbance within the meaning of the EU Directive.

Quote: „… in the Caretta caretta Case C-103/00, the Court analysed each of the various activities on the breeding beaches with a view to establishing a causal link between those activities and the disturbance of the species. It found, first of all, that riding mopeds on a breeding Caretta caretta beach was likely to disturb this species, mainly because of the noise nuisance, particularly during the egg laying, incubation and hatching period and when the young turtles were making their way out to sea. The presence of small craft close to the breeding beaches also constituted a threat to the lives and well-being of the turtles. In the eyes of the Court, this sufficed to constitute, for the purposes of Article 12(1)(b), a deliberate disturbance of the species in question during its breeding period.“ (Guidance as before, pragraph 2-40, page 27)

Our current conclusion

To the best of our knowledge and with reference to the legal situation in Spain: There is no effective and valid ban on the use of firecrackers or truenos or similar measures in the event of an orca attack on the rudder of a (sailing) boat. In an emergency situation one can and may defend oneself against such an interaction with all promising means – within reasonable limits, of course! – against such an interaction. In our opinion, this statement applies equally to the use of firecrackers, steering backwards under engine, putting sand in the water, using pingers or WalPALs or any other conceivable means to drive the animals away.

14.06.2023: We can now confirm the statements we made above. Not anywhere, but in a project outline for field research regarding the problem, explicit reference is made to the applicable legal situation (Law 14/2014 on Maritime Navigation):

The project outline (we use the English version) starts with the sentence: „Therefore, the actions of the captains and their decision-making, in relation to the interaction of orcas, must be limited to the circumstances of navigation and human safety on board.“ This alone is sufficient from a legal point of view. It is concretised in the following paragraphs with reference to the following articles of the law:

Article 183: „In the event of … risk of shipwreck, captain shall take whatever measures they deems necessary to ensure the safety of the ship and the salvation of people and property …“ Even if other references follow, the legally decisive point is that the captain is entitled to take whatever measures are necessary.

Article 184: „Neither the owner, the charterer or any other person with an interest in the ship or it load shall place impediments or restrictions on the captain of the ship so that they adopt or execute any decision that, according to their professional judgment, is necessary for the safety of life in the sea and the protection of the marine environment.“ It is clearly stated here that the captain has the exclusive power of judgement and decision. The order at the end of the sentence is also important: Safety of life comes first, followed by the protection of marine environment. This may seem secondary, but it is of eminent legal importance. However, it also means that the captain must react appropriately. What is appropriate, however, is exclusively subject to his assessment of the situation. Focussed to the point this means that in the case of an orca interaction that threatens the boat or the crew, the captain is allowed to use any means of defence.

The project outline referred to can be seen here.

We expressly point out that the preceding statements are made to the best of our knowledge and belief but without guarantee and we exclude any liability towards third parties. Each skipper decides on the measures he/she considers or applies at his/her own discretion and under his/her own responsibility

Additional we have to clarify that of course it is important to us as nature conservationists and animal lovers that the Orcas are to be protected and no harm is done to them. After all, their interactions are not directed against us humans and are not actually aggressive – though it can feel that way sometimes. Nevertheless, they can scare sailors, cause great damage and they can be an existential threat, as they have already proven: Four sailing yachts and two Marrocan fishing vessels have been sunk by orcas.

Therefore the best way is to avoid them as far as possible. To get the reliable information needed to avoid them in our opinion the best current sources are the Orcinus app and the Telegram group „Orcas Location“, which you can join via www.orcas.pt . Renaud and Rui are doing a super job here that can’t be over-praised!

Therefore measures like going in reverse, deploying pingers or Wal-PALs or throwing firecrackers are the last option when nothing else will help and you have to fear major damage or worse.

Additional hints to the situation in Portugal

30.07.2023: From unofficial source we got the information that the Portuguese marine authorities do not officially endorse the use of firecrackers for political reasons, but that they do not pursue their use against orcas.

14.06.2023: Concerning Portugal we can inform you that the use of pingers is allowed. Pingers can be legally purchased from yacht outfitters for example Sopromar in Lagos!

A comment on „orca protection areas“ in the Strait of Gibraltar

We have repeatedly been confronted with the statement that there are orca protection areas in Spanish waters and that in these the repeatedly claimed prohibitions would be valid. So how is it?

The Spanish government, like the governments of many other countries, has signed numerous conventions, declarations and agreements that include the protection of orcas. It would go too far to list them here. As with almost all international regulations, it is necessary to implement them in some form of national law. With regard to orcas, this has been done by the Spanish government through Decree APM/427/2017 (orden APM/427/2017 de 4 de mayo, por la que se aprueban las medidas de protección, y el Plan de Conservación de las orcas del Estrecho y Golfo de Cádiz). This regulation stipulates, among other things, that in order to protect the orcas, no offshore wind farms are to be built, fishing quotas are to be set for fishermen and whale-watching is to be regulated. The latter is done by means of the Real Decreto 1727/2007 already mentioned above. Two so-called areas criticas para la orca are named as the area of application for this regulation. Roughly speaking, this area covers the sea area from Cadiz to the Bay of Gibraltar as far as the external economic border between Spain and Morocco. However, this area is not a marine protected area! And the provisions and prohibitions of the above-mentioned regulation regarding the scope of the critical areas do not go beyond what we have discussed in the previous texts.

We hope to have provided some clarity with this article, even if it initially was a rather dry legal matter.

We left the Bay of Gibraltar early in the morning of 1 May in calm seas. Around 15 dolphins were playing around us in the bay and we were in good spirits. Unfortunately, things turned out a little differently and we had orca contact near Barbate. We hope that everyone who reads our blogs and has to sail through the critical areas manages to do so without any problems or unpleasant contacts.

In diesem Sinne fair winds und Orca-freie Passagen / Have fair winds but no orcas

Ayamonte, 10. Mai 2023 / 17-05-2023 – aktualisiert 27.12.2023 / last english update 17-12-2023

Martin und Anke

3 Gedanken zu „Orcas – New recommendations in Spain + A legal Assessment of defensive measures / Neue Empfehlungen in Spanien + Rechtliche Einschätzung von Abwehrmaßnahmen

  1. moin
    ich halte das mit meinem Vorredner, Not kennt kein Gebot. Ich habe mir extra eine SigPi und Knallblitz- Patronen zugelegt. Die gehen auch unter Wasser los und somit wirkungsvoller als „Überwasser“-Knaller. Ich bin durch die Gegend durch und jetzt im MM, hatte keinen Orcakontakt

  2. 1. „Not kennt kein Gebot!“ Dieser Grundsatz reicht mir schon aus.
    2. Selbst wenn es im spanischen oder portugiesischen Recht eine entsprechende Verbotsnorm (Firecracker nicht einzusetzen z.B.) gäbe, wäre im Falle einer rechtskräftigen Verurteilung (und darum geht es letztlich) mit einer Geldbuße oder – sofern als Straftat qualifiziert – mit einer Geldstrafe zu rechnen. Mit sonst nichts!

  3. Danke, Martin und Anke,
    für die genauen Recherchen, Interpretationen und Einschätzungen. Diese halte ich für sehr plausibel und klar. In unseren europäischen Rechtsordnungen ist immer – der Jurist in mir fügt hinzu: ‚im Zweifel‘ – das Recht zur Notwehr und zum Selbstschutz vor Gefahren als vorrangig vor anderen Rechtsnormen eingestuft, wobei das Gebot der Minimierung von möglichen Gefahren und Schäden weiter gilt.
    Dafür ist m.E. gerade der Einsatz von Firecrackern geradezu ein Schulbuchbeispiel für die Einhaltung dieser Rechtsgrundsätze.
    Alexander, SY Oceanica I

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