Ein paar Tage Mallorca
Es war noch in Port Napoleon, als Martin im Marinabüro ein Mannsbild auffiel, das uns seltsam vertraut vorkam und mich darauf aufmerksam machte. Als dieser Mann wenige Augenblicke später mit den Damen hinter dem Schreibtischen Englisch sprach, mussten wir ihn einfach fragen.
„Sie sind Österreicher?“ „Ja???“ Dass er Segler war, lag logischerweise so nahe, dass diese Frage ausgelassen werden konnte.
„Sind Sie der Mann von Bree Corn?“ „Ja???“ Nun leisteten wir etwas Aufklärung. Dass vor allem Martin die Videos der beiden genossen hatte, sie ihm 2019 die Zeit des Klinikaufenthalts kurzweilig gestalteten – und dass wir völlig unabhängig von den wenigen Segelvideos Brees künstlerische Arbeit, ihre Fotographien bewunderten. Nachdem die Segelvideos plötzlich abbrachen, fanden wir zunächst keine Spur von den beiden und befürchteten schon Schlimmes. Aber nichts dergleichen, die beiden hatten eine unternehmerische Chance ergriffen und schlicht gearbeitet. Nun erfuhren wir, dass sie gerade ihr frisch von der Ostsee nach Port Napoleon transportiertes Boot für die Wasserung vorbereiteten. Wir liefen uns in den folgenden Tagen folglich ständig über den Weg und so entwickelte sich schnell eine intensivere Freundschaft.
Seitdem waren einige Monate vergangen und der Plan eines Besuchs auf Mallorca nahm schnell feste Formen an. Und da es gerade passte, sind wir am Freitag, dem 10. März, einfach hingeflogen. Bree und Walter nahmen uns am Flughafen von Palma in Empfang und schon ging es quer durch die Insel Richtung Nordosten. Heute erledigt man diese Strecke zu einem erheblichen Teil auf der Autobahn. Vor dreißig Jahren – so lange sind unsere ersten Besuche her – war daran nicht zu denken. Dafür sah man seinerzeit mehr Mühlenruinen. Ruinen zwar, aber es ließ sich ahnen, wie dicht die Landschaft einmal mit Windmühlen gepflastert war. Don Quijote war wahrscheinlich Mallorquiner, auch wenn Cervantes davon nichts wusste …
Angekommen in ihrer Wahlheimat Son Carrió standen wir vor einer schlichten Fassade in einer schlichten Straße. Wie so oft in solchen Gegenden waren die Fensterläden aller Häuser geschlossen, die Türen einfach und die Fassaden strahlten Bescheidenheit aus. Alles wirkte ein wenig schmucklos und leicht abweisend. Eine einfache zweiflügelige Holztür war zu öffnen, und dahinter empfing uns ein ebenso einfaches, klar strukturiertes Beispiel von „Schöner Wohnen“, das sich in einem ebenso klar gezeichneten Garten fortsetzte. („Schöner Gärtnern“). Ein überraschender Gegensatz von draußen und drinnen, der uns gerade in südlichen Gegenden häufig begegnet ist. Damit meinen wir nicht nur Südeuropa, wir fanden das auch in den Ländern Südamerikas sowie in Sri Lanka.
Gelegenheit für Kuchen und Kaffee. Es folgten angenehme Tage mit bereichernden und auch ernsten Gesprächen. Und mit einem Augenwinkel beobachteten Martin ständig Bree, denn da gab es ja stets etwas zu lernen. Nicht, dass Bree eine Kamera mitgeführt hätte, doch heutzutage genügt ja bereits ein Handy, um einen echten Profi zu locken.
Über die nächsten Tage soll gar nicht viel palavert werden. Wir folgen dem Motto: Lasst Bilder sprechen!
Martin hadert bei diesem Foto etwas mit seiner körperlichen Erscheinung, aber die Landschaft ist doch Wahnsinn, oder? (Foto: Bree Corn)
Einsatz muss sein, auch wenn man vielleicht gar nicht weiß, wie es unter einem aussieht … 😉 (Foto: Bree Corn)
Neben Pferden gibt es auf der Rancho Grande auch ein paar muntere Pfauen und Papageien. Letztere scheinen eine gewisse Freude an Interaktionen mit den menschlichen Besuchern zu haben. (Foto: Bree Corn)
Dieser Beitrag kann nicht enden, ohne dass wir uns noch einmal Bree zuwenden. Walter mag uns das nachsehen. (Wir wissen, er tut es!)
Es gibt Köche, die hacken in bestimmten Situationen erst einmal die Petersilie. Und auch wenn sie gar keine Lust zum Koochen hatten, während dieses Vorgangs entwickelt sich alles weitere und endet in einem kulinarischen Gedicht. Aber hier geht es nicht ums Kochen, sondern um Fotografie. Stell Dir vor: Vielleicht hast Du schon eine Idee, vielleicht auch noch nicht. Also stell Dir vor, Du setzt Deinen Hut auf, oder Du streifst auch nur ein Head über den Kopf. Leg Dich in die Hängematte. Schließ die Augen. Überlass Dich Deinen Assoziationen und Bildern. Du malst Dir das Licht aus, oder bestimmte Reflexe. Eine Idee, Deine Idee entwickelt sich, gewinnt Konturen. Und unwillkürlich beginnt es zu arbeiten. Beginnst Du zu arbeiten. Wie lange das dauert, wer weiß das zu sagen? Und dann ist der Punkt erreicht, in dem sich alles zusammen fügt. Das Bild steht fix und fertig vor Deinem inneren Auge. Du weißt, was zu arrangieren ist. Kamera, Brennweite, Blende, Lichtführung, vielleicht ein Stück Leinwand, ein Schirm, die Situation, Hintergrund, Vordergrund, vielleicht das Model, alles ist bis ins Detail vorweggenommen. Und von diesem einen Moment an geht plötzlich alles sehr schnell, denn jede Tätigkeit, jeder handwerkliche Aspekt ist in Deinem Kopf klar umrissen. Der Moment der Aufnahme, des Malens mit Licht ist in wenigen Augenblicken vorüber. Die Fotographie ist entstanden.
So fotografiert Bree. Nicht nur so. Klar. Natürlich auch spontan. Aber viele ihrer besonderen Werke entstehen so oder so ähnlich. Und weil wir so begeistert sind, wollen wir Euch für Brees Schaffen begeistern. Walter wird das hoffentlich nachsehen.
Natürlich würden wir an dieser Stelle gerne ein paar Bilder von Bree einstellen, aber das ist im Grunde albern. Der einfachere Weg ist dieser Link auf Ihre Homepage, auf der unter der Seite Artwork sowie Personal Selection eine kleine Auswahl ihrer Fotographien zu sehen sind. In der Ebene Artwork erfährt der Besucher Details zu den jeweiligen Fotografien, wenn er das betreffende Bild anklickt. Viel Vergnügen beim Stöbern.
Wer an den „frühen“ Segelvideos von Walter und Bree interessiert ist, der muss unter folgendem link nachschauen: https://www.youtube.com/@SailingHorizon/videos Bei den Videos ist nicht übersehen, besser nicht zu überhören, dass Walter aus dem Musikgewerbe kommt. Wir finden die verwendete Muusik im Vergleich zu vielen anderen Segelvideos – ohne jemandem nahe treten zu wollen – doch erfrischend anders.
Wie fast immer möchten wir an dieser Stelle auf die Abo-Funktion hinweisen: Wer in Zukunft keinen Beitrag mehr verpassen will, der hat die Möglichkeit unseren Blog abonnieren, und das geht einfach über die Seite Kontakte, oder indem man – noch einfacher – hier klickt.
Dieser Beitrag ist ja nun ein zeitlicher Rücksprung. Wir wollen aber ganz zum Schluss noch etwas Aktualität hineinbringen und wagen an dieser Stelle den vorsichtigen Hinweis, dass wir nicht in Almerimar festgewachsen sind. Der Wind kommt die nächste Zeit aus Ost und es besteht daher eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass wir innerhalb der nächsten Tage die Leinen loswerfen und wieder auf die Reise gehen. Voraussichtlich am kommenden Montag. Wir sind gespannt.
In diesem Sinne,
Martin und Anke