Fahrn fahrn fahrn auf der Autobahn

Fahrn fahrn fahrn auf der Autobahn

Das alte Stück von Kraftwerk. „Fahrn fahrn fahrn auf der Autobahn … dann schalten wir das Radio an …“ Das passt ja nicht zu uns Seglern, sollte man denken. Und natürlich ist das ja nur eine Titelzeile. Genausogut hätte dort stehen können „Ein stetes Hin und Her“. Aber es ist was dran, daran. Doch dazu gleich. Vorab wollen wir eine Neuerung und einen Technik-Beitrag vermelden. Erst einmal die Neuigkeit:

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Wir waren ja vor Weihnachten auf dem Luftwege nach Deutschland gereist, da doch allerhand zu erledigen war. Das Finanzamt wollte von uns hören und zahlreiche Einkäufe waren zu tun. Ein kleines Detail auf der Einkaufsliste war frische Munition für unsere Signalpistole Kaliber 4. Der eine oder andere wird sich wundern, Signalpistole? Kaliber 4? Ja geht denn das überhaupt? Es geht. Wen das Thema interessiert, der muss unter Technik Tipps schauen oder hier klicken.

Damit ergab sich aber das Problem, wie transportieren? Auf dem Luftwege wollte wir es gar nicht erst versuchen. Und per Bahn schreckte Martin die Dauer der Fahrt und der mögliche Kontakt mit Mitreisenden. Noch haben wir ja eine Spur Corona. So kam er auf die Idee Auto, was Anke zunächst gar nicht begeisterte. Aber die Idee hatte einen gewissen Charme. Und sie entwickelte Eigendynamik. Mit einem Auto kann man ja Diverses transportieren. So kam, was kommen musste. Ein Tauchkompressor stand plötzlich vor der Tür, ein günstig geschossener Benzingenerator tauchte auf, Isoliermaterialien und vieles, vieles mehr. Unser Vorhaben sprach sich rum, und so musste auch noch eine Palette Aldi-Würstchen-Dosen mit. Und Martin wollte partout nicht von seiner Essigsammlung lassen. Schließlich war der Wagen bis unter Dach gepremmelt voll, die Würstchen-Dosen waren als Lückenfüller und Stabilisierer dazwischen geklemmt. Die Tour nach Süden verlief in drei Etappen, das erste mal unterbrochen bei Stephan und Nela im Niederbayrischen, ehemals unterwegs mit Chenoa und Chenoa II. Es war schön, sich nach langer langer Zeit mal wieder persönlich austauschen zu können. Und kulinarisch war es auch eine toller und mehr als sättigender Stopp 😉

So ein C30 ist nicht als Lastenesel gedacht, doch es ist erstaunlich, was alles in das Wägelchen hineinpasst.
Was sind schon Tauchkompressor, Benzingenerator, gar profane Dosenwürstchen gegen diese Objekte der Begierde? Das Absurde: Das Zeug stammt aus bella Italia, aber bislang ließ es sich nirgends erstehen. Also stand ein Reimport an. Verrückte Welt. (Anke ist eher der Meinung, dass nicht die Welt, sondern eine bestimmte Person nicht mehr ganz normal tickt.)
Wir fahrn, fahrn, fahrn auf der Autobahn. Ist übrigens aufgefallen, dass die Abfahrt auf dem Beitragsbild nach Lederhose führt?
So ein Handyweitwinkel verzerrt etwas: Dennoch, Nela, Stephan und wir genießen unser Wiedersehen.
Anke am Steuer – wir befinden uns inzwischen im schweizerischen Rheintal.
In der Schlucht der Via Mala. Statt auf einem Parkplatz zu landen, verlieren wir die Fernstraße. Eindrucksvolle Landschaft, aber es wird erst einmal eine anstrengende halbe Stunde.

Von Nela und Stephan ging es über Österreich und die Schweiz nach Genua. In der Schweiz verloren wir die Autobahn kurz nach dem Bernardino-Tunnel und mussten uns begleitet von der Via Mala eine Zeit lang über eine sehr kleine Landstraße kämpfen. Rings um Mailand erfreute uns reichlich Verkehr und die abschließende Abfahrt von der Po-Ebene hinunter nach Genua ist ein kurvenreicher Leckerbissen. Da bedauert man, nicht auf einem Motorrad zu sitzen. Mit etwas Glück fanden wir sofort die für uns richtige Hafenzufahrt und waren bald drauf auf der Fähre. Die Abfahrt beobachteten wir aus den Fenstern des Bord-Restaurants. Anfangs war es leicht schaukelig, aber nichts, was uns am Schlaf gehindert hätte.

Angekommen in Genua. Jetzt heißt es nur noch warten, bis wir einfahren können in dieses fahrzeugverschlingende Monster.

Der Folgetag an Bord war sonnig und ereignislos. Eine Zeit lang rätselten wir, ob wir schwach die Konturen von Sardinien oder Korsika sahen, aber eigentlich war da nichts. Immerhin, irgendwann glitt Ustica vorbei. Später in Palermo war es bereits dunkel. Wir verlegten uns noch nach Trabia in ein B&B und das wars. Am nächsten Tag ging es dann quer über die Insel. Beeindruckend war der große Anteil aufgeständerter Fahrbahnen, erschreckend der viele Müll in der Landschaft. Aber wir kamen gut voran und schließlich auch an, und im Lauf des Nachmittags war das Auto bereits leergeräumt.

Mit den Selfies müssen wir noch üben. Anke versucht, das Handy per Handzeichen auszulösen. Irgendwie hat’s ja auch funktioniert …
Viele tausend Pferdestärken schieben uns voran.
Immerhin funktionieren schon die Schattenspiele. Ankes Fingerspiel beschreibt ein Herz.
An Bord gibt es Strukturen von künstlerischer Qualität. Z. B. solche …
… oder solche.
Oder auch echte Kunstwerke, die die Niedergänge zieren (hier ein Ausschnitt).
Und noch ein Werk
Anke freut sich über den abendlichen Anblick der sizilianischen Küste.
Wir nähern uns Palermo.
Mago erwartet uns, als wären wir nie weg gewesen.

Mago erwartete uns standesgemäß mit ein paar Extra-Arbeiten. Die Druckwasserpumpe wollte nicht, und die Seewasserpumpe für die Kühlschränke auch nicht. Langeweile erfolgreich unterbunden!

Nach ein paar Tagen war dann die Rückfahrt angesagt. Rund 80 kg „überflüssiger“ Ballast war von Bord und im Auto verstaut. Darunter ein nahezu neuer 42 kg Edelstahl-Bügelanker. Es waren einfach zuviel Anker an Bord. Wer Interesse an dem guten Stück hat, melde sich bei uns.

Auf den Rückweg machte sich Martin allein. Nach einigen Wirrnissen (Umleitungen, Baustellen, die inneren Viertel von Palermo) erreichte er den Hafen von Palermo doch noch in der Zeit. Sogar so rechtzeitig, dass er einen der ersten Stellplätze unter Deck zugewiesen bekam, was zur Folge hatte, dass er dann in Genua die Fähre erst als Zweitletzter verlassen durfte. Das Schiff erwies sich diesmal als so ruhig und vibrationsarm, dass Martin sogar den nächtlichen Start unbemerkt verschlief. Auf der Rückfahrt von Sizilien hat man praktisch den anderen Abschnitt bei Tageslicht vor Augen als auf der Hinfahrt, und so ließen sich diesmal Korsika linker Hand, und die Inselchen Montecristo, Pianosa, Elba und Capraia bewundern. Um halb zehn machte die Fähre schließlich in Genua fest, eine Stunde später war Martin schon auf der Autobahn, und Viertel nach elf am Folgetag parkte er in der Innenstadt von Bremen ein. Ein unerwartet guter Schnitt: Rund 13 Stunden für 1.240 km sind schon sehr gut.

Martin wartet, dass sich die Schranke am Tor zum Marinagelände öffnet.
Wie sich die Bilder gleichen. Nur diesmal hinterlässt die Fähre eine üble Abgasfahne.
Kunst an Bord ist auch wieder vertreten …
… und auch hier an Bord nicht nur mit einem Werk.
Korsikas Kulisse am westlichen Horizont …
… und Elba zeichnet sich schwach auf der Steuerbordseite ab.
Zahlreiche Tunnel erhellen die Nachtfahrt in der Schweiz – fast ein Paradox.
Usseliges Wetter in der morgendlichen Dämmerung

Nun erfolgten die letzten Arbeiten in der Heimat, z.B. Abgabe der Steuerunterlagen und ähnliches, und dann ging es wieder Richtung Sizilien. Diesmal allerdings per Flieger. Die Deutsche Bahn würzte das Vorhaben mit Verspätungen, so dass Martin zwei entscheidende Anschlusszüge auf dem Weg zum Düsseldorfer Airport verpasste. Ein sportlicher Taxifahrer – „Zum Flughafen Düsseldorf, schnell!“ – machte das Unmögliche möglich, und Martin erreichte 2 Minuten vor Toresschluss den Check-in-Schalter. „Sie haben aber Nerven!“ meinte die Dame hinter der Scheibe. Aber der Flieger war erreicht, und das war die Hauptsache. Dass der dann nicht von der Passagierbrücke ausgeklinkt werden konnte war nur ein beiläufiger Schönheitsfehler. Und dass die Gewerkschaften zwei Tage später erst zum Streik aufriefen, war dagegen ausgesprochen freundlich.

Anke erwartete Martin dann mit frohen Botschaften: Die Heizung sei ausgefallen und die Bilgepumpe pumpe nicht mehr, kaum dass er weg gewesen sei. Mitteilungen, die so richtige Heimatgefühle aufkommen lassen. Nach zwei Tagen arbeiteten Heizung und Pumpe wieder. Es geht nun an letzte Vorbereitungen, aber auch an Erkundungen, denn noch haben wir von Sizilien nicht viel gesehen.

Mit einem sonnigen Blick in die Marina erst einmal Tschüss und bis bald, Martin und Anke.

Ein kleiner Ausschnitt und zugleich Ausblick auf den Porto Turistico Marina di Ragusa

Ein Gedanke zu „Fahrn fahrn fahrn auf der Autobahn

  1. Wir freuen uns, dass es euch geschmeckt hat😀 und es war richtig schön. Als ihr kamt, war es so, als wenn wir uns gestern verabschiedet hätten. Vieles gab es zu erzählen, auch wenn wir die Blogs der anderen kennen. Ja, so sind die Seglerinnen und Segler. Weltoffen. Herzlich. Euch eine gute Zeit und wir verfolgen euch in eurem Blog. Liebe Grüße Cornelia und Stephan, ehemals Chenoa

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