Unmittelbar nach unserer Ankunft in Deutschland zog uns die Sail nach Bremerhaven. Wir treffen dort auf eine alte Bekannte: Früher lag sie in der Lesum, nun ist sie fest vertäut in Bremerhaven: die Schulschiff Deutschland. Ein ungewöhnlicher Name, denn man würde ja annehmen, dass es ein Schulschiff war, das Deutschland heißt. Es ist aber ein Schiff, das den Namen Schulschiff Deutschland trägt. Für uns hat es eine ganz besondere Bedeutung, denn auf diesem Schiff sind Anke und ich getraut worden.
Wie passen Curaçao und Bremerhaven zusammen? So richtig nicht, denn der Hafen von Curaçao befindet sich in Willemstad. Das bedeutet je nach Route annähernd 4.800 Seemeilen oder vielleicht 8.300 Kilometer Entfernung. Andererseits bedarf es nur weniger Flugstunden und man hat B und C für seinen persönlichen Weg verbunden. Oder andersrum. Theoretisch ginge auch A und B zu verbinden, denn nicht weit von C liegt ja das Inselchen Aruba. Wie auch immer. Wir haben C und B miteinander verbunden und letzterdings auch W, indem wir uns vor allem in Worpswede aufhalten. Doch der Reihe nach.
Für Curaçao, korrekt gesprochen Cüraßao, also mit einem Ü und einem sehr scharfen S, hatten wir uns knappe zwei Wochen Zeit aufgespart, um das Boot auf die Zeit unserer Abwesenheit vorzubereiten. Dass das anstrengend werden würde, war uns klar, und sogar Martins ausgeprägte Befürchtungen wegen der hohen Temperaturen gepaart mit Arbeitszwängen waren eher noch unter dem tatsächlich gegebenem Niveau angesiedelt. Es war heiß. Und irgendwie auch feucht. Und anstrengend. Und erschöpfend (wieder einmal). Und dann, zwei Tage bevor das Boot an Land sollte: Wasser im Schiff. In der zentralen Steuerbordbilge. Dort, wo die ganzen Powertools, also elektrisch betriebenen Werkzeuge lagern, und die zahllosen Reservekabel. Und noch dies und das. Geschmacksprobe. Glücklicherweise Wasser – es gäbe Schlimmeres. Aber natürlich Salzwasser. Nach einer Stunde hatten wir die Ursache gefunden: ein leckender Schlauchstutzen der Seewasserversorgung für die seewassergekühlten Kühlschränke. (Grrrmmmbl – wie schön war es bei Just do it mit dem luftgekühlten Kühlaggregat.) Die besagten Schläuche sitzen interessanterweise backbords. Warum zur Hölle taucht das Mistwasser dann an Steuerbord auf? Andererseits gut so. Denn sonst hätten wir das Problem möglicherweise noch gar nicht erkannt. Die Folgen wären womöglich noch viel schlimmer gewesen. So wäre in diesem Fall unser (Martins heißgeliebter) Weihnachtsbaum, der in der Backbordbilge lagert, abgesoffen. Was für eine Horrorvorstellung. Doch auch so: Grrrmmmbl – Extra spülen, trocknen, säubern aller Powertools und alles was da sonst noch in der Bilge in Mitleidenschaft gezogen worden war … Wir hatten ja sonst auch nichts zu tun.
Genug der Worte. Mit ein paar Fotos wollen wir einen kleinen, oberflächlichen Eindruck unseres vielfältigen und alles andere als langweiligen Heimataufenthalts vermitteln. Von Kunst über Landschaft, Wasser, Pilze sowie Musik bis hin zu Bobbys (angeblich?, vermutlich?) letztem Blauwasser-Seminar.
Ach was gibt es Schöneres, als bei Reparaturen gegen die Uhr zu kämpfen. Was man auf dem Foto nicht erkennen kann, links und rechts von Martin befinden sich Kühlschränke. Der rechts von ihm ist der Übeltäter. Immerhin konnten wir die Ursache recht schnell finden. Martin erneuert die Schlauchverbindungen, seinerseits gekühlt von einem Ventilator, den er als Mann natürlich niemals hätte kaufen wollen. Dank Anke ist er doch gekauft worden, und großer Dank an Anke: Wie schön ist es (sogar für einen Mann), bei der Arbeit von einem kühlenden Luftstrom umfächelt zu werden. Um die Angelegenheit handwerklich zu würzen, sind die betreffenden Schlauchverbindungen nur über eine schmale Öffnung zugänglich, etwa so hoch wie Martins Knie.
Mago auf dem Slipwagen. Das Boot kommt nun an Land und das bedeutet, für uns ist nicht mehr viel zu tun. Die zwei letzten Nächte verbringen wir in einem Hotel, denn an Land wird es im Boot dermaßen heiß, dass an Schlaf nicht zu denken ist.Auf dem Weg nach Europa. Woher die Reflexe stammen, ist uns nicht mehr klar, doch sie passen gut.Sail Bremerhaven – Einlaufparade. Die Dar Młodzieży, ein Schulschiff der polnischen Handelsmarine mit erkennbar ugünstigen Windbedingungen – die Rahsegel stehen back. Und hintendran, ganz unscheinbar doch mit der knallroten Sturmfock nicht zu übersehen, die La Galera, unsere alte Just do it!Eindrucksvolle Schiffe zogen an den Deichen Bremerhavens vorbei und waren anschließend im Hafen zugänglich. Für uns war es eine Freude, nicht nur das Große Ganze zu sehen, sondern auch die unzähligen Details …… z. B. halbwegs alte Technik …… oder filigraner Zierrat.
Und wie bei solchen Gelegenheiten oft möglich, ergeben sich Gespräche und Kontakte mit Menschen, die wer weiß woher kommen. Hier gerade freundliche Grüße aus dem Rigg des peruanischen Schulschiffs Union. Martin hatte soeben „Viva Peru!“ zu den Kadetten im Rigg hinaufgerufen.
Dietrich Ellßel, Segelkamerad, Architektenkollege und zunehmend Künstler hatte uns auf ZINNOBER aufmerksam gemacht, eine 2025 zum 28. Mal stattfindende, hannoversche Veranstaltung. Bei dieser stellen sich renommierte Institutionen wie die →Kestnergesellschaft oder der →Kunstverein der Öffentlichkeit. Ebenso beteiligen sich große und kleine Galerien, Projekträume und Atelierhäuser. Überall ist der Eintritt frei. Etwas verblüfft stellen wir fest, dass wir diese Veranstaltung während unseres Studiums – ja, da gab es sie schon – gar nicht wahrgenommen haben. In Dietrich Ellßels Atelier: Anke lässt sich von Dietrich Feinheiten des Bronzegusses erklären.Elemente eines Tripl-Drucks, auch als Reihenbild verwendbar. Dietrich Ellßel, Großer Hummer. 4-Farb-Druck von 3 Platten, Ölfarbe, Holzschnitt, 2024. So kann es aussehen: Tripl Großer Hummer. Wie man ahnt, kann man bei der Anordnung der Bilder variieren. Dietrich Ellßel, Hummer. Farb-Druck von 3 Platten, Holzschnitt, Ölfarbe, 2024. Jeder Druck ist übrigens ein Unikat und wird mit einem Zertifikat, das dies belegt, ausgestattet.
Dietrich Ellssel, Großer Hummer. Ausschnitt aus dem stehenden Hummerbild (links) oben. 4-Farb-Druck von 3 Platten, Ölfarbe, Holzschnitt, 2024.
Dietrich Ellssel, Hummer. Farb-Druck von 3 Platten, Ölfarbe, Holzschnitt, 2024. Uns beeindruckt die Mischung aus Gestalt und Struktur.
Hinweis: möglcherweise sind die Holzschnitte auch geringfügig anders betitelt. Es kann also sein, dass sich hier in Kürze Aktualisierungen ergeben.
Dietrich ist natürlich auch auf einem anderen künstlerischen Pfad unterwegs. Das haben wir oben bereits angedeutet. Er gestaltet Bronzen. Hier ein Objekt, das unverkennbar seine Liebe zur See und zur Seefahrt veranschaulicht. Dietrich Ellßel, Langboot. Bronzeguss 2024. Lieber Dietrich, bitte nicht verkaufen, ich spare noch. Hab mich doch in diese deine Plastik verliebt. Ach so, vielleicht sollte ich erwähnen, dass sich Dietrich über den Besuch von Kunstliebhabern natürlich freut. Man findet ihn in der Eisfabrik, Seilerstraße 15F, Hannover – SüdstadtVon Haus aus ist Dietrich Ellßel Architekt, und wie fast jeder Architekt hat er auch seit jeher eine künstlerische Ader. Das habe ich, Martin, schon bei unseren ersten beruflichen Zusammentreffen bewundern können, wenn er mal eben so ein paar nette Skizzen auf ein Stück Papier warf. Und aus aktuellem Anlass – man glaubt es kaum – bittet der Künstler uns nunmehr, seine Rufnummer und seine Email-Adresse zu veröffentlichen. Was wir gerne tun: 0171-4345161 / dietrichellssel@gmail.comDietrich und Anke tauschen bei einem Glas Wein Gedanken aus über das Segeln, die Kunst und das Überhaupt.Nur um dem falschen Eindruck entgegenzutreten, ZINNOBER bestehe lediglich aus Prof. Dr. Nobel (s. u.) und Freund Dietrich: Da gibt es erheblich mehr. Also aufpassen: ZINNOBER findet im September statt. Hingehen und Hinschauen! Das hier ist eins der vielen anderen spannenden Werke. Urheber / Fotograf: Pietro Jorge, mehr wissen wir nicht.
Dietrich hatte uns auch bei Prof. Dr. Rolf Nobel angekündigt, einem Fotografen und Journalisten, dessen Vielseitigkeit man kaum in ein paar Sätzen wiedergeben kann. →Einen ersten, knappen Eindruck vermittelt dessen Homepage. Besser noch, in dem Verein zur Förderung der Fotografie in Hannover e.V. und der von diesem getragenen Galerie für Fotografie (GAF) vorbeischauen, ebenfalls in der Eisfabrik angesiedelt. Da kann man den Professor durchaus leibhaftig antreffen. Rechts Martin im Gespräch mit Prof. Dr. Nobel.
Eins der jüngeren Projekte von Prof. Dr. Nobel ist die Dokumentation von Arbeitern des Meeres. Wir konnten die so betitelte Ausstellung im GAF besuchen. Und natürlich hat Martin auch das zugehörige, faszinierende Buch erworben: Arbeiter des Meeres / 26 x 19 cm, 320 Seiten / Edition Bildperlen / ISBN: 978-3-96546-515-2. Zum Foto: Jake Etzkorn, Sohn des „Lightkeepers“, des Leuchtturmwärters von Carmanah Point Light Station, Kanada. Foto mit Spiegelungen und Reflexen. (Autor Ausstellungsfoto: Prof. Dr. Rolf Nobel)Etwas für Anke: Brabanter, auch Percherons genannt, bei einer ungewöhnlichen Arbeit. Die Männer gehören zu den letzten Pferdefischern bei Oostduinkirke, Belgien. Gefischt werden Garnelen. Diese außergewöhnliche Arbeitsweise hat es als einzige Fischfangmethode zur Anerkennung als immaterielles Weltkulturerbe der UNESCO gebracht. Man mag kaum glauben, dass es sich um eine Fotografie handelt. (Autor Ausstellungsfoto: Prof. Dr. Rolf Nobel)Ein Foto, das einfach nur Grafik ist. Foto mit Spiegelungen und Reflexen. (Autor Ausstellungsfoto: Prof. Dr. Rolf Nobel)Fischer mit ihren Cayucos bei M´Bour, Senegal. Hier dienen sie noch ihrem ursprünglichen Zweck. Doch die Überfischung durch die internationalen Fischfangflotten hat die meisten der lokalen Fischer um ihr Auskommen gebracht. Viele Cayucos machen sich heute mit ahnungslosen bis verzweifelten Menschen an Bord auf die gefahrvolle Reise zu den Kanaren. Wer ein wenig dazu nachlesen will, kann gerne in unseren Blogbeitrag →Restinga und die Flüchtlinge schauen. Das letzte Cayuco, das wir angetroffen haben, lehnte sich an die Mangroven bei Le Marin, Martinique. Niemand an Bord hatte überlebt. (Autor Ausstellungsfoto: Prof. Dr. Rolf Nobel)Die Mannschaft eines Cayuco bei ihrer traditionellen Arbeit. (Autor Ausstellungsfoto: Prof. Dr. Rolf Nobel. Alle Fotos von Prof. Dr. Nobel sind mit dessen freundlicher Genehmigung widergegeben. Vielen Dank!)
Kunst begegnet uns natürlich auch in Worpswede. Auf der Bergstraße werden regelmäßig wechselnde Objekte präsentiert. Mal gruselig bis voll daneben – glücklicherweise selten, meist aber ansprechend oder spannend.
Thorsten Schütt. Das Vergehen I + II. Eiche, Eisen, Granit, 2024. Ausschnitt.
Marina Schreiber. Aus der Serie Flechten und Moose. Polyester, 2024. Oberflächenausschnitt aus einer weitaus komplexeren Struktur.
Die Skulpturen, von denen die drei Ausschnitte stammen, wurden im Rahmen eines Bildhauersymposiums anlässlich des 150. Geburtstags von Bernhard Höttger zum Thema „Licht, Form und Schatten“ im Jahr 2024 geschaffen. Thorsten Schütt. Pyramide, Ruhe, Verletzung. Eiche, 2024. Ausschnittfotografie einer sehr spitzen, tatsächlichen Pyramide.
Nun bestand unser Heimataufenthalt aber nicht nur aus Genüssen. Zwei Tage vor unserer Ankunft waren die Gerüste am Haus gestellt worden und danach hieß es: Leben mit Baustelle. Wobei wir uns nicht beschweren können, denn für unsere Mitbewohner ist die wohnungsnahe Baustellenbegleitung teilweise ein schon Jahre anhaltendes, enervierendes Mißvergnügen. Martin – beruflich zumindest zeitweise auch Baulöwe – entspannt sich auf der Dachterrasse. Der Gesamtaufbau der Dachterrasse ist hier bis auf die unterste Sperrlage weggerissen. War, salopp gesagt, der reinste Pfusch.Einweihung der von Grund auf sanierten Dachterrasse mit einem kleinen, persönlichem Grillevent. Etwas später, sage und schreibe 1 Woche vor unserer Rückkehr nach Curaçao, waren alle aktuell vorgesehenen, schwerwiegenden Sanierungsarbeiten am Gebäude abgeschlossen. Die Liste der noch nicht beseitigten Mängel ist dennoch recht lang und wird noch anhaltende Betreuung erfordern.Natürlich gibt es vor dem auf den letzten beiden Fotos angedeuteten Hintergrund nicht nur handwerkliche Arbeiten. Auch jede Menge Hirnschmalz ist gefordert. Der gerichtliche Mediationsversuch war eine Farce. Nun geht es hoffentlich ans Eingemachte. Doch egal. Man muss das Positive sehen und die lästigen Dinge mit Gelassenheit und nötiger Konsequenz natürlich durchziehen.Das Schöne an heimatlichen Aufenthalten ist unter anderem, man entdeckt lang vermisste Leckereien: Fleischsalat, Zwiebelmettwurst – sei es vom Schwein, Rind oder von der Pute – Matjes, oder wie hier fangfrischen Kabeljau. Da ist es ein Vergnügen, daraus etwas Leckeres zuzubereiten. (Ganz schön carnivor, diese Aufzählung! 😉 )Auch in der Heimat, in Worpswede, lässt uns das Thema Wasser nicht los. Nur ein paar Fahrradminuten entfernt befindet sich Neu-Helgoland: Ein kleiner Hafen, ehemals der Torfkahn-Schifffahrt dienend, heute Naherholungsziel mit Ministrand. Hier genießen wir manch lauen Abend …… beobachten das Leben der Enten und lassen uns verleiten …… ebenfalls Wassersport zu treiben. Und der Kanuverleiher schärft Martin noch ein: „Steck dein Handy in eine wasserdichte Tasche!“ Martin wäre nicht Martin, wenn er solche Ermahnungen nicht für völlig absurd halten würde.Nach längerer Tour bis zu Schameikas Hütte paddelt Martin an einer beschaulichen Brücke eine Extra-Schleife, damit Anke ein paar Fotos und Videos machen kann.Im entscheidenden Moment war Anke durch überraschend auf besagter Brücke aufgetauchte Ex-Nachbarn abgelenkt. Daher gibt es für das anschließende Drama keine Beweisfoto. Jedenfalls hatte der Verleihkaspar ja was von Handy einpacken usw. gefaselt. Nun hatte Martin leichte Probleme, sein Kanu einhand am Anleger anzutüddeln, das Kanu schwankte, das Handy, auf einem der Sitzbretter liegend geriet in Gefahr, also blieb nichts, als selber über Bord zu gehen, um eine Eskimorolle von Kanu mit Handyverlust zu vermeiden. Blöd nur, dass stattdessen Martins Brille nicht wieder mit ihm an der Oberfläche auftauchte. Ein jugendlicher Badegast hilft beim Abtasten des Grundes.Eine Viertelstunde strukturiertes Tasten und die Brille sitzt wieder auf der Nase! Martin im Zwiegespräch mit applaudierenden Zuschauern auf der nahe gelegenen Brücke.Jetzt ist aber gut. Es muss weiter gehen!Es musste auch deshalb weitergehen, weil mit dem Sonnenuntergang an just jenem Tag eine totale und langanhaltende Mondfinsternis angesagt war. Zwar war der Himmel anfangs von Dunst überzogen, doch schließlich hatte der Wettergott ein Einsehen.Auch sonst blieb trotz aller Baustelle und Arbeit noch Zeit, die schönen Seiten des Aufenthalts zu genießen. Anke und ihre große Liebe, die Pferde.Ankes Werk, wo auch immer es entstanden ist, wahrscheinlich im Rhododendronpark in Bremen, wo Martina und Anke ihren Geburtstag nachgefeiert haben und nicht bei einem …… unserer Spaziergänge am Weyerberg. Hier der hohe Himmel über besagtem Hügel, der die Künstler des beginnenden 20. Jahrhunderts so sehr faszinierte. Diesmal mit dem seinerzeit praktisch unbekannten, durchaus grafischem Maisacker im Vordergrund. Auf dem Weyerberg ökologisch und klimatisch nicht ganz so übel, wie der Maisanbau auf den umliegenden Moorböden.Ein wenig aus Versehen stolperten wir auch über den Hafen von Dorum-Neufeld. Niedrigwasser. Die paar verbliebenen Fischerboote ruhen im Schlick.Als wäre es ein Schwarzweißfoto aus Kaisers Zeiten. Anke hat den Priel von und nach Dorum-Neufeld abgelichtet.Aufgrund der fortgeschrittenen Jahreszeit bot sich eine Pilzexkursion an, zumal sich Freundin Martina mit Gerhard einen echten Pilz-Experten angelacht hat (ganz hinten links stehend).
Gerhard zeigt Einsatz: Selbstversuch bei einem in diesem Moment noch nicht zweifelsfrei bestimmtem Pilz. Er hat natürlich überlebt.
Das Klebrige Schönhorn, unter anderem auch Ziegenbart genannt (Calocera viscosa), ist hübsch. Aber kann ich, Martin, damit meinen Teller füllen?
Ein oller Pantherpilz (Calocera viscosa). Auch nicht weit weg vom Fliegenpilz. Also ziemlich ungenießbar, genauer, giftig. Klar, ein hübsch Kerl, aber was ist mit meiner (Martins) geplanten Pilzpfanne?Ach ja, und die Vertreter des Original waren wirklich zahlreich. Ein frischer Fliegenpilz (Amanita muscaria). Als jemand, der mit dem Pilzsammeln groß geworden ist, hatte Martin einen großen Korb mitgenommen und große Erwartungen. Er möchte es so ausdrücken: Wissenschaftlich wurden seine Erwartungen übertroffen, kulinarisch war es ein Desaster. Der Korb auf dem Foto mit der einzigen gefundenen Marone ist Sonjas, und da die geringe Gesamtausbeute schließlich ihr übereignet wurde, hatten zumindest ihr Jürgen und sie ein annehmbares Pilzgericht.Könnt Ihr Euch vorstellen, dass Freddy in dem Kaff Worpswede aufgetreten ist? Zugegeben, es war wohl nicht das Original, eher eine Kopie, ein Fake, ein Revival-Mensch. Aber nicht irritieren lassen: Manfred Man ist hier aufgetreten, Joan Armatrading, Uriah Heep, Sweet, und wahnsinnig viele mehr. Wo? In der Music Hall. Eine andere Option gibt es auch nicht in Worpswede. Klein, mit beschränkter Akustik, aber familiär und intim, also einfach liebenswert. Und folglich gern besucht von Künstlern und Publikum gleichermaßen.Ach ja, die Sweet. Blitz, Blitz, Ballroom Blitz. Da waren wir noch voll pubertär. Das Alter lässt niemanden im Stich. Uriah Heep auf dem Plakat schon ziemlich gereift. Erinnerung an 1977 oder ’78: Da hab ich einem meiner Lehrer bei einem Kneipenabend (Klasse mit Lehrer) noch mit gespielter Begeisterung erzählt, was für muskulöse Oberarme der damalige Drummer von Uriah Heep habe. Das hab ich nur erzählt, da ich simpler Schlumpf nicht wusste, was ich meinem Lehrer sonst erzählen könnte … Und Lady in Black war der erste Song, den ich auf Gitarre spielen konnte. Hatte mir Freundin Christine beigebracht. Zwei Griffe nur, fertig war’s.Ursel und Anke in Erwartung der nachgemachten Beatles. Peter und Martin scheinen sich um die Getränke zu kümmern, jedenfalls fehlen sie.Die Fairys. Beatles Revival. Echt gut. Nicht die gängigen Songs, sondern die weniger vertrauten, weniger populären. Gerade das kam super an. Sensationell würde Brigitte sagen. Gell Brigitte?!Abschied. – Nee nee, auch das war fake, es gab noch reichlich Zugabe.
Es war mir eine Ehre. Als Bobby Schenk sich meldete und fragte, ob ich als Referent bei seinem 19. und letzten Blauwasserseminar auftreten würde, da konnte ich nicht anders als spontan zusagen. Ich habe das schlicht und einfach als eine Ehre begriffen. Für diejenigen, denen Bobby Schenk nichts sagt: Einfach mal googeln, was Wikipedia so schreibt, oder die Yacht. Letztere titulierte es etwa so: Der Blauwasser-Segel-Papst liest seine letzte Messe! Da lag mir, Martin, doch nichts ferner, als bei dieser Messe einer der Messdiener zu sein. 😊
Kleiner Schönheitsfehler war, dass ich mit Bobby nicht weiter abstimmte, worüber ich denn referieren sollte. Natürlich ging ich davon aus, dass ich etwas zu den Iberischen Orcas beitragen würde, meinem Lieblingsthema. Entsprechend tief war der Sturz aus allen Wolken, als mir Anke irgendwann das Programm vorlas: „Du referierst über das Thema Wie kommt das Wetter an Bord.“ Aber wieso denn ich? Anke macht doch bei uns das Wetter-Routing und überhaupt: „Habt Ihr denn nie über die Themen gesprochen?“ „Hmm, nicht wirklich!“ (Bobby und ich sind ja Männer, da versteht man sich auch ohne viele Worte – theoretisch. Ähem.) Na ja, ich hab mich halt in das neue Thema reingefuchst. Und hoffe, auch ein halbwegs brauchbares Ergenis geliefert. Ansonsten möchten wir auch hier ein paar Bilder sprechen lassen. Gelungen war die Veranstaltung in jeder Hinsicht, und für uns noch besonders toll, da wir nach vielen Jahren Prof. Dr. Michael und Britta Adlkofer (SY Vera) und Thomas Witt und Tatjana Hartmann (SY Breakpoint) begegneten, beides ebenfalls Referenten, und dass wir darüber hinaus die beindruckende Kirsten Neuschäfer kennen lernen durften und auch ein paar Worte mit dem diesjährigen Preisträger des Kap Hoorn Award, Norbert Sedlacek wechseln konnten.
Martin referiert präzise ausgedrückt nicht über das Wetter auf Langfahrt, sondern wie man unterwegs an alle relevanten Informationen kommt. Und da das nicht in einem 60 Minuten-Vortrag unterzubringen ist, hat er dazu ein kleines Handout verfasst. Das findet sich auf der Seite von Bobby Schenk und natürlich bei uns unter Sailors Tipps.Prof. Dr. Michael und Britta Adlkofer bei ihrem Vortrag über eine Reise in die Antarktis mit ihrer alten Swan Vera. 2008 waren wir uns erstmals in der Torres-Straße begegnet. Was für ein unverhofftes Wiedersehen auf Bobbys Seminar!Thomas Witt und Tatjana Hartmann. Sie berichten von der Nordwest-Passage, die sie mit ihrer Reinke 13 Breakpoint bezwungen haben. Erstmals begegnet sind wir uns auf Sal (Kapverden) vor etwas mehr als 20 Jahren.Norbert Sedlacek ist mit dem Bobby Schenk Kap Hoorn Award geehrt worden. Soeben hat ihm Kirsten Neuschäfer die Trophäe überreicht. Kirsten war die erste überhaupt, die den frisch gestifteten Kap Hoorn Award erhielt, seinerzeit noch im Rahmen eines TO-Festabends. Gewürdigt wurde 2023, dass Kirsten Neuschäfer als erste Frau überhaupt eine Non-Stop-Einhand-Regatta um die Welt gewonnen hatte, das Golden Globe Race von 2023. Das mythenschwangere Kap Hoorn hat sie bei der Gelegenheit mal eben links liegen lassen, so wie die anderen Kaps (Kap der Guten Hoffnung, Kap Leeuwin) auch. Nun hat sie den „Staffelstab“ an Norbert weiter gereicht. Von links: Bobby Schenk, Kirsten Neuschäfer, Norbert Sedlacek, Gottfried Rieser (Kommodore des Yacht Club Austria).Das ganze Wochenende über herrschte prächtige Stimmung: Kirsten, Bobby, Anke und ich. Kirsten hat übrigens einen tollen Vortrag über ihre Nonstop-Weltumseglung im Rahmen des Golden Globe Race 2023 gehalten, bei der im Publikum manch Auge feucht wurde. Und bei Kirsten selbst war es nicht anders.Norbert Sedlacek packt den schwergewichtigen Preis ein, er darf ihn für ein Jahr behalten. Auch wir werden nach der Veranstaltung packen, denn es geht zurück zum Boot.
Lieber Bobby, liebe Frauke, heute wollen wir unseren Beitrag mit den allerherzlichsten Grüßen an Euch beide beenden und einem großen Dank für das tolle Seminar-Wochende in Glücksburg verbinden.
Martin und Anke
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Tipps und Hinweise
Manch Blauwassersegler kommt erst durch die Umstände auf den Gedanken, dass er ein US-Visum benötigen könnte. Recht einfach kann man ein solches Visum auf Curacao erhalten. Infos →findet Ihr in dem hier verlinkten Beitrag.
Bisher war es aufwendig, auf ältere Blogbeiträge zuzugreifen. Das haben wir nun geändert. Auf der Seite REISE(N) befindet sich jetzt als erster Unterpunkt der Zugriff auf alle bisherigen Blogbeiträge, chronologisch gelistet. Einfach auf →Alle Blogbeiträge klicken.
Das Buch unserer Weltumseglung von 2004 bis 2009: Just do it – von der Weser in die Welt 323 Seiten, durchgehend mit farbigen Fotos bebildert, diverse Karten, hier und da Einschübe zu besonderen Aspekten, die uns beschäftigten und ein Anhang mit gelegentlich launigen Begriffserklärungen.
Vorerst nur als PDF verfügbar. Das Coverfoto des Buches zeigt Just do it in der Caleta Beaulieu im Beagle-Canal.
Wie Bobby Schenk schreibt: „Ein großes Buch, das pure Lese-Freude schafft. Es ist wahrscheinlich das beste aller Weltumsegelungs-Bücher (vielleicht sogar besser als meine eigenen…)“