Nahe der unten abgebildeten Briefkästen bietet sich ein erster schöner Ausblick, den wir gerne nutzen. Für den gleich um die Ecke gelegenen „offiziellen“ Ausgucksort werden 5 Euro Eintritt verlangt, da bevorzugen wir doch diesen hier. Die Küste, die man hier sieht zieht sich von Le Marin gen Westen. Links neben dem schwachen Zipfel im Hintergrund der noch schwächere Minizipfel des Diamond Rocks.Martinique ist dicht besiedelt, so ist es oft nicht ganz einfach, in die „freie“ Natur zu gelangen. Aber hier und da schafft man es doch. An diesem Ort hier befinden wir uns offensichtlich noch in einem Übergangsstadium.
Wir wollten es nach unserer Erschöpfungspause nicht übertreiben. Daher suchten wir uns bescheidene Distanzen und verzichteten auf herausfordernde Höhenmeterwerte. Letzteres war recht einfach, denn der Süden Martiniques ist eher flach. Und unsere erste Wanderung muss man der Ehrlichkeit halber besser als besseren Spaziergang charakterisieren. Ziel war ein Aussichtspunkt auf dem Morne Aca. Um uns letztendlich ein wenig zu puschen, befand der sich dann doch auf dem Gipfel des Hügels. Aber die bescheidenen zusätzlich Höhenmeter nach dem Parkplatz konnten wir noch verkraften. Weniger schön war, dass es noch einen Schauer geben musste. … Schön dagegen, dass es einen Schmetterlingsführer für Martinique gibt.
Der Weg unserer ersten kleinen Wanderung bot keine Ausblicke oder Panoramen, daher war es lohnender, sich in der unmittelbaren Nähe umzuschauen. Da zeigte sich ein erstaunliches Leben, dessen Protagonisten sich allerdings durch hektisches Geflatter jedem Versuch einer Fotografie zu entziehen versuchten. Immerhin, es gab ein paar Ausnahmen. Oben: Gulf fritillary oder Passion butterfly (Agraulis vanillae)Unserem Pfauenauge nicht ganz unähnlich: Northern tropical buckeye (Junonia zonalis)Klein, aber ein sehr kontrastreicher Vertreter der Art Disjunct scrub-hairstreak oder Bubastus hairstreak (Strymon bubastus).Aufgrund ihrer Größe eindrucksvoll war diese Solitärwespe. Annähernd 6 cm lang. Nicht so flatterig wie die Falter, doch ebenso schwer zum Stillhalten zu bewegen.Blick auf den Cul-de-Sac du Marin von unserm Ziel, der Kuppe des Morne Aca aus. Mit 266 m über dem Meer fast wieder ein Gipfelsturm, obwohl wir es doch verhalten angehen lassen wollen. Bei genauem Hinsehen erkennt man die ankernden Yachten. Irgendwo da schwojt auch unsere Mago.Da wir noch Zeit hatten, wollten wir im Anschluss ein paar Versteinerungen im Süden der Insel anschauen, doch die Ausschilderung führte uns in die Irre. Wobei uns diese Irre bereits vertraut war, denn sie bildete jedesmal einen Halt bei unseren früheren Wanderungen von Sainte-Anne aus. Und auf unsere Kioskwirtin dort war Verlass: Während Ihre Mitbewerber bereits wegen des Saisonendes die Stände geräumt hatten, gab es bei ihr noch Speisen und Getränke. Sehr zur Freude auch der heimischen Vogelwelt, wie man sieht.Martins Anschleichversuch ist soeben bemerkt worden. Der Vogel schaut sich um …
Zwei weitere Wanderungen unternahmen wir von einem Parkplatz nahe des Cap Beauchene aus. Die Straßen dorthin sind schon sehr eng und schmal und gelegentlich fragt man sich, ob man richtig ist. Aber man ist. Auf dem Parkplatz finden sich vielleicht ein oder zwei Autos, und auf den Pfaden trifft man nur ganz gelegentlich auf andere Wanderer. Oder Einheimische, die ihre Vierbeiner ausführen.
Wir haben den Parkplatz verlassen und streben der Küste zu. Die Landschaft …… scheint so gar nicht in die Karibik zu passen. Martin erinnert sie eher an Marokkos Atlantikküste.Ohne Worte
Zu unserer Überraschung und Ankes Freude finden wir Hufspuren. Und da Anke auf dem Rücken der Pferde genauso zu Hause ist wie auf einem Segelboot, werden diese genauer untersucht. Ihre Reiterfahrung in Mexiko und im südlichen Nord-Amerika kommt ihr natürlich zu Gute: Maximal zwei Stunden alt. An einer Stelle wenig später kann ich sie gerade noch davon abhalten, ein paar Pferdeäpfel händisch zu zerdrücken. Sie hätte mit dem angestrebten haptischen Test deren Entstehung auf eine Viertelstunde genau bestimmen können. Winnetou wäre von ihren Fähigkeiten sicher begeistert.
Über der Küste thront die Chapelle de la Vierge de Marins, die Kapelle der Jungfrau der Seeleute. Die seefahrenden Jungs und Männer werden sich in alten Tagen vermutlich sehr inbrünstig nach ihrer Jungfrau gesehnt haben.Heute stellt sich das Kapellchen frisch verputzt und in schickem, frisch gemalten Weiß dar. Doch der ursprüngliche Zustand mit diesem ausgesprochen morbiden Charme hat auch was. Fotomontage auf einer Auskunftstafel.Wir wandern nordwärts am Ufer der Anse Grand-Macabou entlang. Hier haben sich teilweise mächtige Schichten Sargaso-Kraut abgelagert. Wir genießen den Pfad und das Fehlen jeglicher Menschen, auch wenn der Pfad darauf hindeutet, dass es unsere Artgenossen regelmäßig hierher verschlägt.Ohne WorteNirgends ist „aufgeräumt“ oder bewirtschaftet. Auf unserer Wanderung gewinnen wir einen urtümlichen, ursprünglichen Eindruck – keimende Kokosnüsse.Und immer wieder seichte Brackwasserstreifen. Hier mal wieder mit wunderschönen Mangroven.Irgendwann verlassen wir den Küstensaum. Keine Mangroven, doch ein typischer Küstenwald. Im Boden zahllose Löcher, die noch zahllosere Krabben gegraben haben. Und recht lange suchen wir nach dem Zugang zum Ufer des Etang Massel, eines Süßwassersees, dicht an der Küste gelegen.Und dann haben wir ihn gefunden. Und da weit und breit keine Menschenseele zu vermuten ist, steigen wir verschwitzt, wie wir sind, auf Erfrischung hoffend im Eva-und Adamskostüm in die Fluten. Sonderbar ist, die Erfrischung hält sich in Grenzen. Je nachdem wie wir herumpaddeln ergeben sich seltsame Wallungen. Warm – leicht kühl – warm – sehr warm. Schließlich kommen wir zu dem Schluss, dass es in dem See heiße unterseeische Quellen geben muss. Anke flüchtet schnell, ich lasse mich noch ein wenig garen. Leider konnten wir trotz intensiver Recherche keine Bestätigung dafür finden. Wir sind jedenfalls überzeugt davon, dass es so ist.Nächster Tag, gleicher Parkplatz, doch diesmal geht´s auf unseren Pfaden nach Norden, nicht nach Süden. Anfangs sogar ziemlich steil bergauf. Freundliche Zeitgenossen haben sich mal bemüht, Stufen anzulegen. Nun ja. Die sind offenbar in die Jahre gekommen.Im Gehölz finden wir diese merkwürdigen Blütenstände, noch wissen wir nicht, dass diese in einem späteren Zustand wie die Kletten sind. Im Wortsinne. Wir finden durch ein Piepen aufmerksam gemacht einen noch nicht flugfähigen Jungvogel, der über und über mit diesen Dingern beklettet ist. Nach ein paar Versuchen bekommen wir ihn zu fassen und können die meisten dieser Klettkörper entfernen und setzen das arme Geschöpf an einer klettfreien Stelle wieder aus. Aber was macht dieses dumme Tierchen? Es flüchtet sofort in dichtes, klettenverseuchtes Gestrüpp. Da war einfach nichts zu retten.Nach dem steilem Anstieg ist ein erster Aussichtspunkt erreicht. Dort an der Bucht sind wir gestern gewandert. Etwa am Scheitelpunkt der Bucht befindet sich im scheinbar so dichten Küstenwald unser Badesee, der Etang Massel.Man sieht es nicht, aber wir sind auf dem Gipfel angekommen.Mit Erreichen der Gipfelhöhe verändert sich die Landschaft. Der Buschwald, der uns bisher begleitete, endet, vor uns eine wieder offene Landschaft, …… die schließlich in dem typischen Uferwald endet. Wir begegnen bis dorthin zwar keiner Menschenseele, aber wir finden hier die Lager- bzw. Zeltstätte eines Einsiedlers. Wir reißen uns zusammen und fotografieren sie nicht.Wenig später erreichen wir den Point Macré. Er markiert das nördliche Ende der Anse Grosse Roche (oben). Auch dieser Punkt bietet eine schöne Aussicht …… und seine Felsen laden zur Rast ein.Ohne WorteKleine Besonderheit bei dem exponiertesten Felsen: das Coeur, das Herz im Felsen.Der Rückweg führt uns immer am Strand entlang. Hier und da hat jemand einen Platz markiert. Sei es ein Halt für die Reiter, die hier gelegentlich unterwegs sind, oder ein weiterer Einsiedler, der sich an einem dieser Orte niederlassen will.Anke an einem solchen Platz.Nach einiger Zeit erreichen wir Strandabschnitte, an denen sich riesige Mengen Sargasso-Kraut ablagern. Es erinnert an das Posidonia des Mittelmeers. Und wie dort, schützen die Ablagerungen die Ufer. Auch stinken sie wie dieses, allerdings ziemlich ausgeprägt nach Methan. Und anders als die Posidonia-Ablagerungen des Mittelmeeres stellt das Sargassum für die Karibischen Inseln ein ökologisches Problem dar.Die Schutzfunktion kann man schön sehen: Die Brandung kommt nicht am eigentlichen Ufer an. Aber das angeschwemmte Material erstickt offenbar Lebensräume, die es an solchen Ufern sonst gäbe. In den letzten Jahren müssen diese Algen-Arten massiv zugenommen haben. Angeblich auch als Folge der Rodungen des brasilianischen Regenwaldes, die eine erhebliche zusätzliche Nährstoffbefrachtung des Meeres zur Folge haben. Leider haben wir zu dieser Thematik keine Primärquellen finden können und suchen noch. Vielleicht wird es ja noch.Von Nahem betrachtet ist dieses Sargasso-Kraut recht hübsch. Da mag man gar nicht glauben, dass es derart große Probleme bereitet.Am Ende unserer Wanderung haben wir noch das Glück, dass uns mal ein Fregattvogel (Fregata magnificens), hier ein Weibchen, dicht überfliegt.Und zurück am Boot entdecken wir eine Yacht an einer benachbarten Muringboje, die uns wegen ihrer Fenster und des niedrigenn Freibords sonderbar bekannt vorkommt. Und tatsächlich, es handelt sich um ein Aluminium-Design der Meta-Werft aus Frankreich, von dem nur eine Handvoll Exemplare gebaut wurden. Und das Boot vor uns ist die La Flaneuse von Monique und Michel, mit denen wir Anfang 2007 gemeinsam Kap Hoorn umrundet haben.La Flaneuse in der originalen Bemalung vor dem Kap Hoorn. 22. Januar 2007. Heute hat sie einen neuen Eigner und muss aus einem Dornröschenschlaf erweckt werden.
Es gibt kleine Spaziergänge und große Unternehmungen. Was auch immer, zu jedem gehört der erste Schritt. In diesem Sinne grüßen Euch Martin und Anke
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Tipps und Hinweise
Regelmäßig verfassen wir Tipps und Infos zu den unterschiedlichsten Themen, die das Fahrtenseglerleben betreffen. Daher ruhig mal auf den anderen Seiten und Unterseiten reinschauen. Beispielsweise haben wir uns anlässlich der Umrüstung auf Lithium-Batterien ein paar Gedanken zu dem Thema gemacht, und diese auf der Seite Story und Tipps / Technik Tipps eingestellt. Die Überlegungen finden sich hier: → Bemerkungen zu Lithium.
Das Buch unserer Weltumseglung von 2004 bis 2009: Just do it – von der Weser in die Welt 323 Seiten, durchgehend mit farbigen Fotos bebildert, diverse Karten, hier und da Einschübe zu besonderen Aspekten, die uns beschäftigten und ein Anhang mit gelegentlich launigen Begriffserklärungen.
Vorerst nur als PDF verfügbar. Das Coverfoto des Buches zeigt Just do it in der Caleta Beaulieu im Beagle-Canal.
Wie Bobby Schenk schreibt: „Ein großes Buch, das pure Lese-Freude schafft. Es ist wahrscheinlich das beste aller Weltumsegelungs-Bücher (vielleicht sogar besser als meine eigenen…)“