Die Marigot Bay auf Saint Lucia ist unser Absprungsort nach Bequia. In der letzten Nacht, die wir dort gemeinsam mit Cindy und Robert verbringen, erleben wir einen eindrucksvollen Vollmond mit Halo. (Fotomontage unter Verwendung eines Fotos von Anke und eines Fotos von Robert Giroux)
Ein Inselchen, bei dem sich die Seglerwelt vor der eigentlichen Begegnung recht unklar darüber ist, wie es denn nun tatsächlich heißt. Oder wie die Insulaner einschließlich der vielen Zuwanderer es benennen. Geschrieben wird es Bequia und die Menschen, die dort leben, nennen es ungefähr Bäckwäy, manchmal auch genuschelt Beckweh. Es liegt ein paar Meilen südlich von Saint Vincent und gehört zum Staat St. Vincent and the Grenadines.
Nach einer nebligen, sehr nassen und unruhigen Nacht vor dem südlichen, dem größeren Gros Piton von Saint Lucia hatten wir die Hauptinsel Saint Vincent einfach übersprungen und waren gleich nach Bequia durchgesegelt. Bei etwas über 50 Seemeilen Distanz kein wirkliches Problem. Das sehr grün wirkende St. Vincent grüßte uns mit dem Duft von Holzfeuern. Ab und zu mussten wir mit dem Motor schummeln, da der Wind in der Inselabdeckung immer mal wieder ausblieb. Als wir dann schließlich vorbei waren, mussten wir hart an den Wind, aber Bequia ließ sich immerhin noch so gerade anliegen. In der großen Bucht vor dem Hauptort Port Elizabeth fanden wir beim zweiten Anlauf einen etwas rumpeligen Ankerplatz. Der Anker war unter einen alten, abgestorbenen und irgendwie losen Korallenblock geraten, der ihm im Lauf der nächsten Tage beim Eingraben half. Die Idee, noch ein wenig weiter nach Süden in die Grenadinen zu gehen, verwarfen wir schließlich. Einerseits wegen des regnerischen und trüben Wetters, andererseits wegen der zu erwartenden Wetterentwicklung. Wir mussten ja wieder zurück nach Martinique, um dort die Anfertigung des Geräteträgers vornehmen zu lassen. Woran der aufmerksame Leser nun erkennt, dass wir einen Zeitsprung in die jüngere Vergangenheit machen.
Folge unseres 50 Meilen-Schlages: Entspannte Tage vor Anker bei Bequia.
Ankern unter dem südlichen der beiden Pitons. Der gruselige Regen (s. →https://www.sy-magodelsur.de/2025/05/26/marigot-bay/) hat am Ende des Tages endlich nachgelassen. Am nächsten Morgen sieht die Welt gleich freundlicher aus. Blick gen Süden – der Gros Piton befindet sich hinter uns 😉Mitten in der Nacht hatte etwas gerummst. Martin ist aus der Koje und konnte verblüfft feststellen, dass ein Boot längsseits an Magos Rumpf lag. Ungefendert! Kein Mensch an Deck. Erst nach langem Rufen und energischem Klopfen zeigten sich zwei Helden der Seefahrt. Der Knoten (?), mit dem sie ihr Boot an einer Muring befestigt hatten, hatte sich gelöst und das Boot war abgetrieben. Hat ziemlich gedauert, bis Martin die beiden soweit hatte, dass sie endlich die Maschine starteten und an ihre Boje zurückkehrten. Sie glaubten glatt, wir wären auf sie drauf gedengelt. Hier ein Foto der Übeltäteryacht. Und Glück bedeutete es sowieso, dass sich ihr Boot an unseres gelegt hatte. Denn einer der nächsten potentiellen Anlehnmöglichkeiten wären die Felsen vor dem Petit Piton gewesen.Es folgt schönes Segeln (mit gelegentlichem Motoren) …… bis die Admiralty Bay, der große Ankerplatz vor dem Hauptort Port Elizabeth, erreicht ist. Wenn man ehrlich ist, viel mehr als den Ort Port Elizabeth gibt es auch nicht. Schließlich hat die Insel nur rund 5.000 Einwohner, das ist knapp die Hälfte der Einwohnerschaft von Worpswede (wo der Bürgermeister alles daran setzt, über die 10.000 zu kommen 😊 warum wohl 😉).Erstmals angelandet. „Protokollarische“ Pflichten stehen an. Und wer sich wundert – die notwendigen Papiere hat Anke, die Fotografin, im Rucksack auf dem Rücken.Auf geht´s, wir wollen keine Pflichten versäumen.
Alles, was für einen Yachtie wichtig sein könnte, ist ausgeschildert. Und da Port Elizabeth recht übersichtlich ist, auch problemlos zu finden. Interessanterweise haben sich in den vergangenen Jahrzehnten viele Europäer auf der Insel angesiedelt. Und das, obwohl die Versorgung eher bescheiden ist und die Insel auch nicht allzu viel bietet. Weder kulturell noch von der Landschaft her. Sie ist, oder anders ausgedrückt, hier ist einfach alles bescheiden. Womöglich ist dies der Grund, der Bequia für manche Menschen so anziehend macht.
Europa mit seinen viel zu wenig wertgeschätzten Vorteilen liegt ziemlich hinter uns. Nicht jeder, aber gefühlt jeder zweite Wechsel einer Insel bedeutet, man betritt einen neuen Staat. Und das erfordert alles, was dazugehört. Für den Segler bedeutet das jedesmal Ein- und Ausklarieren. Auf Bequia befinden sich Zoll und Einwanderungsbehörde im selben Gebäude und wenn das Immigration Office geschlossen hat, erledigt der Zoll deren Arbeit einfach mit. Gesundheitsbehörde und Hafenkapitän müssen auf Bequia glücklicherweise nicht aufgesucht werden.Erste Erkundungsgänge längs der Ufer der Admiralty Bay. Wir finden nette Orte, …… die klitzekleine Marina (die gibt es wirklich) …… und weitere Stege, die dem Yachtie ein Anlanden ermöglichen.Nimmt man den falschen Anlandesteg ist das der erste Eindruck von Port Elizabeth. Dass es anscheinend einen Unterschied zwischen Garbage und Litter gibt, war uns noch nicht klar.Still halten – beim Fotografieren; still sitzen auf der Ladefläche. Straßenszene in Port Elizabeth.Die Bebauung ist durchaus malerisch und lässt noch die alten Zeiten erkennen. Der größte Teil der Menschen, die hier leben, sind Nachfahren der aus den südlich der Sahara liegenden Gebieten stammenden Sklaven, die für den Zuckerrohranbau hierher verfrachtet wurden. Die Arawak, die eigentliche Urbevölkerung, starb wie auf anderen Inseln auch wahrscheinlich schon im 16. Jh. aufgrund eingeschleppter Krankheiten fast aus. Nachkommen der Arawak leben heute nur noch in einigen Festlandsgegenden.Zeugnisse des Wandels. Die Bebauung, auch in Port Elizabeth, ist recht locker. Obwohl Bequia nicht gerade groß ist, man hat Platz.Die Menschen lieben durchaus auch ein farbenfrohes Dasein, vor allem, wenn auf eine Kneipe aufmerksam gemacht werden soll.
Die Straßen verlaufen sofern sie nicht halbwegs der Küstenlinie folgen ausgesprochen geradlinig. Und wenn es über einen Hügel geht, wird gerne die „Direttissima“ gewählt: keine Umstände, geradeaus hinauf.
Rückkehr vom Schulunterricht. „Work with zeal – Reward is real“ Lernen für eine bessere Zukunft. Wir drücken ihnen die Daumen.
Klar besuchen wir auch einmal einen Supermarkt. Ein Überblick über das Angebot ist immer gut. Genauso klar und erwartbar ist, dass das Angebot beschränkt ist. Aber das, was es gibt, gibt es reichlich. Wobei der Zucker nicht rafiniert ist, sondern raffiniert. 😉Klar, dass wir auch in einer der Kneipen einkehren, schließlich muss ja auch der heimische Gerstensaft verkostet werden. Zumal bei der herrschenden Hitze.Farbenfrohe Kneipentheke. Der Stolz auf die nationale Identität ist unübersehbar.
Martin gewinnt beim Kneipenbesuch innerhalb weniger Minuten eine neue Freundin. Verliebte Augen himmeln ihn an.
Die Yachtie-Community, die vor Bequia ankert, ist recht aktiv. Auf einem Nachbarboot gibt es ein Life-Konzert mit anschwellendem 😊 Publikum. Wenig später fiel das Konzert allerdings dem plötzlich losbrechendem Regen zum Opfer. ☹Und damit falsche Eindrücke von glücklich-gemütlichem Fahrtensegeln mit rauschenden Feiern sich gar nicht erst festsetzen, hier das Foto eines frisch geprüften Impellers. Die Seewasserpumpe des Generators. Die Lage der Impellerflügel links unten ist sonderbar. Doch die dummen Dinger wollten sich partout nicht anders ausrichten lassen bzw. sind wieder in diese seltsame Position zurückgekehrt.Nachdem die Impellerpumpe wieder montiert ist, suchen wir an anderer Stelle den Grund für die zu hohe Kühlwassertemperatur und finden schließlich eine Handvoll kleiner Muscheln, die den Durchfluss im Wärmetauscher beeinträchtigen. So schön warm hat´s denen da drin wohl gut gefallen. Martin bei der Arbeit in der Unterwelt.Doch Bootsarbeiten sind glücklicherweise mal die Ausnahme. Aufgrund der bescheidenen Entfernungen auf der Insel streifen wir stets zu Fuß umher. Gerne auch gemeinsam mit anderen Seglern. Hier auf der Suche nach einer abgelegenen Bar oben auf den Hügeln über dem Ort.Das einfache Wohnhaus des Betreibers und unten, kaum zu erkennen, die Kneipe. Aber nicht täuschen lassen: Vor Betreten der Kneipe sind die Schuhe auszuziehen. Alles ist picobello sauber. Und alles, was hier oben errichtet ist, haben der Betreiber und seine Frau, vielleicht auch mal Freunde, auf dem Rücken hier hoch geschleppt.
Von der Kneipe hat man eine schöne Aussicht über die Admiralty Bay. Man beachte die bloßen Füße!
Blick über die Admiralty Bay. Der niederschlagsreiche Sommer kündigt sich täglich aufs Neue an.Ein anderer Tag. Auf dem Weg über den Berg auf die andere Inselseite. Über den Berg im Wortsinne natürlich. Man kann sich hier und da des Eindrucks nicht erwehren, dass es vor 100 Jahren auch nicht viel anders ausgesehen hat.Wir haben die „Paßhöhe“ überschritten. Südküste von Bequia und ein paar der vorgelagerten Inselchen.Martin im Zwiegespräch mit Erna, so haben wir dieses Tierchen getauft.ErnaAuf der anderen Seite der Insel. Auch ein Strand.
Überraschend stoßen wir im einzigen Strandrestaurant auf Cindy und Robert von der Juno mit dem kleinen Krawallmacher namens Teddy.
Wieder auf unserer Seite begeistern wir uns für den Uferwanderweg. Bei dem kleinen schwimmenden Häuschen rechts im Bildhintergrund handelt es sich um eine gelegentlich sogar geöffnete Floating Bar.Einfache Strandbars sind öfter zu finden, mal mehr … … mal weniger rumpelig.Und nach einem letzten Blick auf die zahlreichen, aber auf den ersten Blick kaum sichtbaren Krabben …… und ein paar an Tiare erinnernde Blüten brachen wir auf, um nach Martinique zurückzukehren. Schließlich warteten dort weitere Batterien, Solarkollektoren und der Geräteträger sollte ja auch entstehen.Martin trotzt entschlossen der Wärme – normalerweise stöhnt er.St. Vincent ist passiert, wir steuern St. Lucia an. In der Marigot Bay ist mal wieder ein Zwischenstopp geplant.
Wie Ihr wisst, sind wir ja schon ein paar Wochen in Deutschland. Und da gibt es natürlich vieles zu tun, so dass unsere Beiträge hier etwas ins Hintertreffen geraten sind. Mal sehen, wie schnell sich das wieder ändert. Immerhin hat es mit der Erinnerung an Bequia ja nun geklappt. Und seltsamerweise ist der Beitrag mal wieder sehr lang geworden.
Mit viel Vorfreude auf die Rückkehr zum Boot grüßen Euch Martin und Anke
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Tipps und Hinweise
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Das Buch unserer Weltumseglung von 2004 bis 2009: Just do it – von der Weser in die Welt 323 Seiten, durchgehend mit farbigen Fotos bebildert, diverse Karten, hier und da Einschübe zu besonderen Aspekten, die uns beschäftigten und ein Anhang mit gelegentlich launigen Begriffserklärungen.
Vorerst nur als PDF verfügbar. Das Coverfoto des Buches zeigt Just do it in der Caleta Beaulieu im Beagle-Canal.
Wie Bobby Schenk schreibt: „Ein großes Buch, das pure Lese-Freude schafft. Es ist wahrscheinlich das beste aller Weltumsegelungs-Bücher (vielleicht sogar besser als meine eigenen…)“