Zurück in Curaçao

Zurück in Curaçao

Wenn man aus dem fast schon winterkalten Worpswede nach Curaçao fliegt, haut es einen bei der Ankunft schon ziemlich um. Dieser Temperaturunterschied! Vor allem, wenn man nach der Landung mit Gepäck und Zusatzgepäck – schwitz, trief – erst einmal sein vorbestelltes Taxi nicht findet. Schließlich fanden wir doch zueinander und wir kamen im ebenso vorgebuchten Ritz Village an. Wir hatten uns dort eingemietet, da das Leben auf dem Boot, solange noch an Land, hitzebedingt ziemlich unerträglich sein würde.

Jeden Tag marschierten wir nun durch die Hitze die rund 7.500 Schritte zur Werftmarina und zurück zum Ritz. (Keine Sorge, es ist nicht das Edel-Ritz aus dem Schlager. Allerdings können wir nicht umhin, hier eine Version des Songs mit Bing Crosby zu verlinken, und wer eine weitaus spätere, doch durchaus anschauliche Version genießen will, der muss den Song und den Interpreten Taco googeln.) Als Folge von Martins noch aus Deutschland stammenden Rückenproblemen blieben wir auch länger in der Unterkunft; denn wir entschlossen uns, nicht nur die Rumpfpolitur, sondern auch den fälligen Unterwasseranstrich an die Werft zu vergeben. Es blieb für uns auch so noch genug zu tun. Als das Boot dann endlich geslippt war, zogen wir wieder an Bord.

Jeden Morgen und jeden Abend markiert diese Schranke für uns den höchsten Punkt auf dem Weg zur Arbeit. Auch hier bedeutet dies: schwitz und trief. Jenseits des Schlagbaums geht es wieder abwärts. Sind wir mit den Falträdern unterwegs, heißt es von diesem Punkt an bequem rollen lassen, vorher bedeutete dies allerdings bergauf schieben bzw. über eine Treppe tragen.
Unser Weg führt uns an vielen bunten Häuschen vorbei, aber auch an vielen Gebäuderuinen. Gerade auch große und herrschaftliche Gebäude verfallen erstaunlicherweise entlang des Scharlooweg, den wir täglich gehen.
Eines Morgens beim Hotel – Anke wird von einem kleinen, ganz zutraulichem Papagei begrüßt.
Das Schöne an der Hotelunterkunft ist, dass man bei der Bar neben einem Swimmingpool gemütlich in Liegestühlen liegen kann, über einem der tropische Nachthimmel. Eine angenehme Art, den arbeitsreichen und heißen Tag zu beenden.
Der tropische Nachthimmel … weitere Worte überflüssig

Ab und zu erlauben wir uns auch einen Ausflug in die Stadt, um uns durch das urbane Leben vom Yachtie-Werft-Alltag abzulenken.

Der Rumpf ist dank fleißiger Werftleute bereits poliert und gemalt, und Martin war auch fleißig und hat den Propeller mit speziellem Antifouling eingesprüht.
Motto: Auf die Dauer hilft nur Black Power!

Viele Arbeiten sind auch kleine Routinen, beispielsweise der Wechsel unseres Trinkwasserfilters, der sich innerhalb des toll glänzenden Behälters befindet. Womöglich durch diesen Glanz herausgefordert hat sich Anke daran gemacht, alle Edelstahloberflächen des Bootes zu polieren. Und das sind nicht wenige. Wie einfach war es doch bei Just do it, auf der fast alles, was irgendmöglich war, aus Aluminium bestand.
Tage voller Arbeit, erschöpfend aufgrund der Hitze, liegen hinter uns. Der Slip-Trailer ist bereit, Mago zu heben und sie wird in vielleicht einer halben Stunde zu Wasser gelassen. Am eindrucksvollsten ist für uns allerdings nicht der gewaltige Trailer, sondern der davor gespannte Traktor: Mit einem drehbaren Führerhaus versehen. Der Fahrzeugführer kann auch bei Rückwärtsfahrt quasi „vorwärts“ schauen.

Das Schöne an solchen Werftmarinas ist die besondere Geselligkeit zwischen den überall werkelnden Seglern einerseits und überraschende Begegnungen andererseits. So trafen wir doch den einen oder die andere wieder, die uns schon auf der anderen Seite des Atlantiks begegnet waren.

Schön ist es, wenn ein solcher Abend gemeinsam mit Freunden vergeht. Hier mit Imke und Nikolai (SY Ole Pinelle), die wir das letzte Mal in Mindelo auf den Kapverden getroffen haben.
Nikolai und Imke hatten uns zu MiFamilia, einem italienischen Restaurant verführt. Und etwa zwei Wochen später verführten wir Marc und Karin (SY St. Raphaël) in eben dieses.
Jeden Freitagabend gibt es in einem kleinen, überdachten Pavillon Melisas Dinner Event für die auf der Werft lebenden und arbeitenden Gäste. Melisa ist die gute Fee hinter dem Office-Tresen der Werft. Es kocht dann übrigens immer ihr Sohn Justin, ein professioneller Koch. Bei unserem dritten oder vierten Mal – die Zusammensetzung hat sich geändert, da inzwischen viele Segler die Werft verlassen haben – knüpfen wir überraschende neue Kontakte mit Edwin, Tata, Coco, Skip und Fausto. Fausto hat sich ein großes Motorboot, die Kyra II, gekauft, mit dem er in seiner Heimat, den Galapagos, Wissenschaftler unterstützen will. Edwin und Tata helfen ihm beim Refit. Schweizerin Coco – mit kolumbianischen Wurzeln – renoviert in der Marina mit ihrem Mann seit Monaten ihren Stahlknickspanter. Und Skip will von hier aus grob der Küste des Kontinents nach Süden folgen. Auf der Atlantikseite zunächst eine ganz schöne Herausforderung.

Unendlich viele Stunden hatte Anke in Deutschland damit verbracht, einen Zugang zur Berliner Botschaft wegen des vorsichtshalber gewünschten US-Visums zu bekommen. Dazu muß man wissen, dass es ein großer Unterschied ist, ob man in die USA mit einem Flugzeug oder einem Segelboot einreist. Der arme Segler benötigt ein sogenanntes B1/B2-Visum. Und das gibt es nur, wenn man persönlich in einer Botschaft zum Interview erscheint. Leider hatte der Internetauftritt des von der Botschaft beauftragten Dienstleisters eine Macke, so dass Anke ab einem bestimmten Punkt einfach nicht weiterkam. Jedenfalls ließ sich kein Interviewtermin in Berlin vereinbaren. (Wobei uns dieses Drama auch die gesamte Zeitplanung in Deutschland zerschoß, denn wir wußten ja lange Zeit nicht, wann es einen Termin geben würde.) Schließlich gaben wir es auf. Unsere holländische Bootsnachbarin auf der Werft riet uns dann: Versucht es doch mal beim Konsulat hier in Curaçao. Eine Woche später waren die Visen in unsere Pässe eingeklebt.

Große Freude: Wir haben das langersehnte Visum für die Einreise in die USA erhalten. Ich entschuldige mich für den stechenden Blick, aber Lächeln ist bei Passfotos der neuen Zeit nicht mehr erwünscht. Und nicht ohne Ironie – da mag ein Spaßvogel im Konsulat tätig gewesen sein – das Visum klebt neben dem Ausreisestempel der venezolanischen Immigrationsbehörde auf den Los Roques.

Ab und zu erlaubten wir uns doch den einen oder anderen Ausflug. Zumal wir zeitweise über einen Mietwagen verfügten, denn es waren ja diverse Besorgungen zu machen. Vor allem die Lebensmitteleinkäufe, besser deren Umfang, überraschen uns immer wieder. Hier keine Lebensmittelpflicht sondern Ausflugskür in einer Bucht im Norden von Curaçao. Pelikane sind übrigens alles andere als menschenscheu.
Wegen des Stichworts zuvor – in einem der Supermärkte: Martin inspiziert das Gemüse- und Früchteangebot im Luna Park, einem chinesischen Supermarkt. Bedauerlich ist, dass es so gut wie keine frischen Angebote gibt. Praktisch alles ist tiefgekühlt, selbst wenn man die Ware auf einem Bauernstand kauft muss man vorsichtig sein und nachfragen.
Zurück zum Ausflug. Auch Mensch und Mensch sind nicht menschenscheu sondern begegnen sich auf enngstem Raum.
Die Landschaft der Insel ist überraschend trocken. Was uns zur Fehleinschätzung führt, dass es auf der Insel wenig regne. Keine Woche nach dieser Aufnahme werden wir erkennen, das Wetter hier kann auch anders. ☹ Und wie. ☹☹☹
Steilküste im Nordwesten von Curaçao. Inmitten dieser Küste gibt es hier und da einen versteckten Ministrand. Man muss ihn nur finden.
Auf der Suche nach dem Mini-Strand entdecken wir dieses Blowhole. Natürlich bläst da nichts, so viel wir auch warten (es ist Niedrigwasser). Immerhin kann man die Andeutung eines Miniaturregenbogens ahnen.
Vor dem Abbruch der Steilküste. Curaçao ist ein Teil des Königreichs der Niederlande. Irgendwie. Und irgendwie auch nicht. Man fühlt sich auch als unabhängige Nation. So ein bisschen. Daher findet man auch allerorten die Nationalfarben mit den unverzichtbaren zwei weißen Sternen. Das Blau symbolisiert das Meer und den Himmel, der gelbe Streifen die Sonne. Die beiden Sterne symbolisieren Curaçao und die winzige Nachbarinsel Klein Curaçao. Auch die Zacken der Sterne haben eine Bedeutung. Sie verweisen auf die Zahl der Kontinente, aus denen Curaçaos Bewohner stammen, also alle.
Anke hat den richtigen Ort entdeckt und den rechten Moment erwischt. Blick von oben auf den gesuchten Ministrand.
Es gibt doch nichts schöneres als ein kleiner Privatstrand in einer Privatbucht. Öffentlich zugänglich natürlich, aber jetzt gerade nur allein für uns da. (Und ich darf und möchte als Mann bei dieser Gelegenheit mal erwähnen, dass Anke doch noch ganz schön taff aussieht, gelle?)
Da unten hat Anke vorhin gestanden, und da sind wir auch geschwommen. Vielleicht zehn Meter Strand. Das ist doch was, oder?
Auf dem Rückweg werfen wir noch einen Blick auf ein flaches Wasser, bei dem es Flamingos geben soll. Das Gewässer ist Teil des Seru Largu National Parks, des jüngsten Nationalparks auf Curaçao. Leider ist gerade keiner zu Hause. Schön ist es dennoch.

Warten auf Godot 2 – Wir hatten in Deutschland bei der Segelwerkstatt Stade einen neuen Satz Segel bestellt und diesen per Containerfrachter nach Curaçao verschiffen lassen. Das lief ziemlich problemlos und war dazu noch ausgesprochen günstig. Die Transporte von der Segelwerkstatt Stade nach Rotterdam und innerhalb Curaçaos waren teurer als die eigentliche Seefracht! Jetzt hatten wir wie schon zuvor, ein durchgelattetes Großsegel und ein ebensolches Besansegel geordert. Um den risikobehafteten Transport der Latten zu vermeiden, waren wir mit der Werkstatt übereingekommen, dass wir die Latten des alten Segelsatzes weiterverwenden und vorsichtshalber Verbindungsbeschläge und Endterminals für eventuelle Anpassungen erhalten würden. Unglücklicherweise hatte man in der Segelwerkstatt zu schmale und zu wenige Beschläge eingepackt. Und das bedeutete, dass die richtigen Größen und Mengen per Express – was nicht so schnell ist, wie man meinen würde – hinterhergeschickt wurden. Zusammen mit unserer alten, bei der Seefracht wohl versehentlich nicht dazu gepackten Fock. Man muss bei der Gelegenheit anerkennen, dass die Segelwerkstatt die dadurch entstandenen, nicht unerheblichen Kosten vollständig übernommen hat.

Das sehnsüchtige Warten hat ein Ende. Die neuen Segel sind angekommen. Martin öffnet die Zurrgurte und Tapes.

Wir hatten von Einheimischen den Tipp erhalten, mit UPS zu arbeiten, das würde auf Curaçao besonders gut funktionieren. Kann aber sein, dass der Tipp dadurch begründet war, dass die Menschen hier sehr viel aus den USA erhalten. Der Weg aus Europa ist per UPS jedoch recht umständlich und kann allein in den Staaten 2 bis 3 Stationen durchlaufen. Man sollte daher auch DHL prüfen, ob deren Lieferweg von Deutschland nach Curaçao direkt über Rotterdam führt und damit erheblich einfacher ist.

Martin nutzt die Wartezeit auf die Expressterminals, um alle Verbindungsstellen der vorhandenen Latten zu prüfen. Hier und da müssen Gewinde gesäubert und sogar nachgeschnitten werden. Und Gewindeschneiden ohne anständiges Schneidöl (schmiert und kühlt beim Schneidvorgang) ist natürlich undenkbar. Es mag schon fast an Hochstapelei grenzen, aber es ist einfach so: Das Schneidöl in der kleinen Kunststoffflasche links auf dem Tisch begleitet Martin schon seit 1980 (!), als er es bei Reparaturen an seiner geliebten Yamaha XS 500 erstmals verwendete.
Einer unserer bescheidenen Ausflüge führte uns zum Fort Beekenburg. Je nach Tageszeit und Sonnenstand eine geradezu verwunschene Festung.
Im Gegensatz zum bewirtschafteten Fort Nassau eine nette, langsam verfallende Festung nahe einer etwas abseitigen Anlegestelle für „parkende“ Schiffe.
Blick von einer der Bastionen auf ein zwischengelagertes Exploitations-Schiff, die Noble Voyager.

Der Festungsturm des Forts, seines Zeichens die höchste aller Bastionen. Und wie schön: Keinerlei Sicherungsmaßnahmen, Absperrungen oder Verbote. Dem besuchenden Mensch wird noch Eigenverantwortung mit Blick auf eingegangene Risiken zugetraut. Anke hat natürlich sofort eine Öffnung mit finsterem Dahinter entdeckt. Da gibt es kein Halten mehr (kennt man ja …)

Hinter zwei Winkeln des Ganges – der musste ja sicherstellen, dass man nicht geradlinig hindurchschießen konnte – die einzige moderne Unterstützung. Eine schlichte, hölzerne Leiter. Nicht anders, als es in der Zeit der militärischen Nutzung wohl auch gewesen ist. Nichts wie rauf!

Zwischen den Zinnen des Turms. Martin ist unwillkürlich daran erinnert, wie er in seiner Jugend vom Beckenrand eines Schwimmbads oder vom Ein-Meter-Brett einen Rückwärtssalto gesprungen ist. Dazu muss man sich natürlich richtig auf die Kante des Mauerwerks stellen, nur noch mit den Ballen der Füße darauf, um genau zu sein. Jetzt sind wir aber in einem gereifteren Alter und reißen uns zusammen. Zumal am Fuß des Turms kein Wasser, sondern fester Boden wartet. (Ankes Kommentar geben wir besser nicht wieder …)

Auch interessant: Eine scheinbare Himmelstreppe mit Tür in die Unendlichkeit, wenn man die geeignete Perspektive wählt. Die Wirklichkeit ist eher profaner Natur: Die Besatzung des Forts brauchte natürlich Wasser. Und da der Untergrund extrem durchlässig ist, war eine in die Erde gegrabene Zisterne nicht sinnvoll. Klüger war, eine Zisterne in die Höhe zu bauen. Die Schwelle der Tür liegt etwas über dem maximal einstaubarem Wasserniveau.
Nett sind die Einblicke, die uns die Pflanzenwelt auf der Festung bietet: Aufgesprungene Fruchtkapsel des Guaiacum officinale. Ein Baum ohne deutschen Namen. Es ist ein kleiner, immergrüner und langsamwüchsiger Baum mit dichter Krone, der bis etwa 10–12 Meter hoch wird. Er liefert sehr hartes Holz und gehört zu den tropischen Lieferanten des sogenannten Pockholzes oder auch Eisenholzes.

Ebenso hübsch finden wir die innen orangeroten Samenkapseln des kleinen Baumes oder Busches Quadrella odoratissima. Einen deutschen Namen konnten wir nicht aufstöbern, doch in Südamerika, besonders in Kolumbien, wird sie gerne Naranjillo genannt, also die kleine Orangene.

Minimaler Strand am Fuß des Festungsberges, mit sehr hafen- oder schifffahrtgeprägter Umgebung. Das hindert die Menschen von Curaçao nicht, hier Strandparties zu veranstalten.
Nicht anders verhält es sich mit dem Badevergnügen.

Ein kleiner Einschub sei noch gestattet. Die Ecuadorianer um Fausto hatten Coco, ihren Mann Mehdi, Skip und uns zu einer ecuadorianischen Ceviche an Bord der Kyra II geladen. Tata war, wie wir später erfuhren, Stunden mit der Vorbereitung beschäftigt. Sie hatten große Garnnelen gefunden. Diese wurden gekocht, geschält und die Schalen und Köpfe wiederum genutzt, um einen Sud herzustellen, der mit Zitronen- und Limonensaft verfeinert, die Basis der Ceviche darstellte. Ansonsten waren darin zu finden: Rote Zwiebeln, Tomaten, Paprika, die geschälten Garnelen und natürlich völlig unverzichtbar: Cilantro, also Koriander. Dazu wurden gebratene Kochbananenchips gereicht, und … als ich im Laufe des Abends Fausto fragte, ob er Johnny Romero kenne (den wir 2008 bei unserem Aufenthalt auf den Galapagos kennengelernt hatten), antwortete er nicht nur mit „Ja, natürlich!“, sondern wenige Augenblicke später hatte ich sein Handy mit Johnny am anderen Ende in der Hand. Johnny hat vermutlich nicht gewusst, mit wem er da so unvermittelt verbunden war, aber er hat sich nichts anmerken lassen. Wir würden uns jedenfalls freuen, Johnny und Fausto samt seinen Gesellen auf den Galapagos besuchen zu können. Übrigens: Punkt 21:00 Ortszeit wurde abgeräumt und für die Ecuadorianer hieß es ab ins Bett, denn am nächsten Tag war wie an jedem Tag Arbeit zu erledigen. Diese Disziplin hatten wir wiederholt beobbachten können und waren sehr beeindruckt. Da lästere noch jemand über mangelnde südamerikanische Arbeitsmoral.

Ein Mietauto muss genutzt werden. Also hat es uns zur Hato-Höhle verschlagen. Die befindet sich in aufgetürmten Korallen, einem geologisches Ergebnis der letzten Eiszeit, gleich oberhalb des Flughafens von Curaçao. Die Höhle selbst kostet Eintritt, die Umgebung darf ohne einen Obulus bewandert werden.
Letztlich gibt es in der Hato-Höhle ein paar Tropfsteinkonfigurationen, aber verglichen mit Höhlen in Deutschland oder bei Gibraltar ist das doch ein kleiner Abklatsch. Andererseits, es ist halt das, was man hier hat. Die Höhlen dienten übrigens mal als Fluchtort für entlaufene oder aufständische Sklaven, zumal es in ihnen Trinkwasser gab. Aber nichts zu Essen. Und damit war das wahrscheinlich üble Schicksal der Sklaven besiegelt, denn sie mussten irgendwann herauskommen.
Nach dem Höhlenbesuch spazieren wir über den benachbarten „Indio-Trail“. Die Felsüberhänge sind eindrucksvoll …
… und verlangen auch Mut. Wer wagt es, sich unter diesen überhängenden Felsblock zu stellen?
Nicht weit stoßen wir auf einige alte Indigena-Gravuren. Hier freundlich mit Pfeilen markiert.
Weitere Gravuren. Wenn man im Netz recherchiert kommt man ein wenig ins Schleudern. Danach sollten die Gravuren der alten Arawak in den Höhlen sein. Wir befinden uns in einem Bereich offener Überhänge. Egal. Eindrucksvoll anzusehen sind die spärlichen Übrreste allemal.
In enormen Massen finden wir bei den Höhlen diese Schnecke. Beim Fort Beekenburg waren uns ihre leeren Gehäuse begegnet, doch hier waren es lebende Exemplare in Massen. Es handelt sich um Cerion uva, eine auf den ABC-Inseln offenbar endemische Art. Ihre Familie, die Cerionidae, heißt auf Deutsch interessanterweise Erdnußschnecken. Für die Art selbst gibt es keinen deutschen Namen.

Jetzt muss man zugeben, dass es weitaus schönere, malerische, natürlichere und überhaupt Inseln gibt, als Curaçao. Auf Curaçao muss man bereit sein, sich einzulassen, treiben zu lassen oder in unerwartete Winkel zu gehen. Dann wird man fast unvermeidlich überrascht. Positiv überrascht. Man kann sich geradezu begeistern lassen. Letzeres besonders von den Menschen, denen wir begegnen. Unkompliziert, aufgeschlossen, zugewandt und hilfsbereit. Und Spaß macht die Sprache, vielleicht muss man besser sagen, die Sprachen. Die lokale Sprache ist das Papiamentu. Eine wilde Mischung aus Niederländisch, etwas Französisch und reichlich Spanisch sowie Portugiesisch. Da sehr viele der Einwohner auch noch halbwegs Englisch sprechen, lebt man hier vier- bis fünfsprachig. Wir können letzteres gelegentlich sogar halbwegs verstehen, aber sprechen ist unmöglich, denn wir wissen nicht, wann der holländische, der spanische, der portugiesische Teil oder die französische Würze fällig sind. Im Zweifel wechseln wir auf reines Spanisch, und das wird eigentlich immer verstanden.

Mit diesem vorläufigen Abspann wollen wir diesen ersten Curaçao-Beitrag enden lassen und wünschen euch aufgrund des fortgeschrittenen Jahres eine besinnliche Adventszeit. Ach ja, beinah hätten wir es vergessen: Bon Bini auf dem Beitragstitelbild heißt ‚Herzlich Willkommen‘ und Dushi soviel wie ’schön‘ oder ‚gut‘.

Martin und Anke

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Tipps und Hinweise

Schon gesehen? Es gibt eine ganze Reihe neuer Sailors Tipps, die wir eingestellt haben.

  • Sicher durch Gewässer, in denen US-Streitkräfte gegen Drogenschmuggel aktiv sind
  • US-Visum (B1/B2) auf Curaçao beantragen
  • Wie kommt das Wetter an Bord? – Unser Beitrag zu Bobby Schenk´s 19. Blauwasserseminar

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Drei Jahre ist es mittlerweile her, dass wir in der Vorweihnachtszeit ein Interview mit Mare Radio bestreiten durften. Leider sind diese Podcasts vom Verlag eingestellt worden. Die Podcast-Seite von Mare findet man glücklicherweise immer noch unter dem Link https://www.mare.de/maretv-radio/mare-podcast. Auf der Seite nach unten scrollen. Dort findet man den Button, mit dem die Audio-Datei mit dem Interview gestartet wird. Der Titel: „Wie segelt man um die Welt? Wir sprechen mit Anke und Martin Birkhoff“. Viel Spaß beim Reinhören (Hoffentlich funktioniert der Link noch …)

Mehr oder weniger einsame Inseln, unbekannte Tier- und Pflanzenwelt und eindruckvolle menschliche Begegnungen. Sie waren die Würze unserer Reise mit Just do it um die Welt Wir schildern dies und vieles andere in dem Buch, das unsere Weltumsegelung von 2004 bis 2009 beschreibt. Eine Weltumseglung mit einer Aluminium-Reinke Super 11. Informationen zum Buch und wie Ihr die PDF bestellen könnt, findet Ihr unter diesem Link, also einfach auf diesen Satz klicken.

Das Buch unserer Weltumseglung von 2004 bis 2009:
Just do it – von der Weser in die Welt
323 Seiten, durchgehend mit farbigen Fotos bebildert, diverse Karten, hier und da Einschübe zu besonderen Aspekten, die uns beschäftigten und ein Anhang mit gelegentlich launigen Begriffserklärungen.

Vorerst nur als PDF verfügbar. Das Coverfoto des Buches zeigt Just do it in der Caleta Beaulieu im Beagle-Canal.

Wie Bobby Schenk schreibt: „Ein großes Buch, das pure Lese-Freude schafft. Es ist wahrscheinlich das beste aller Weltumsegelungs-Bücher (vielleicht sogar besser als meine eigenen…)“

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